Trump schränkt Wissenschaft ein: Chance für Deutschland?
Nach Druck durch Trump:Kann Deutschland US-Forscher abwerben?
von Sophie Steinfeld
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Donald Trump setzt Forschende in den USA unter Druck. Manche erwägen, das Land zu verlassen. Was wollen Union und SPD machen, um sie anzuwerben? Was sagen Experten zu den Plänen?
"Die Lage an den US-Universitäten ist schlecht" und "zu bestimmten Themen kann nicht mehr geforscht werden", sagt die US-amerikanische Gesundheitsökonomin Prof. Ariel Dora Stern.14.04.2025 | 5:55 min
"Meine Freunde zu Hause sagen mir: Bleib da! Komm nicht zurück, es wird nicht besser", erzählt Lauren Brooks, Germanistikprofessorin dem ZDF. Die Amerikanerin lehrt in North Carolina und ist derzeit für ein Gastsemester an der Universität Münster.
Ähnliches berichtet Ariel Dora-Stern, amerikanische Gesundheitsökonomin und Humboldt-Professorin, die derzeit in Deutschland forscht, im ZDF-Morgenmagazin: "Die Stimmung ist nicht gut und die Freiheit für die Forschung wird eingeschränkt. Bestimmte Themen können nicht mehr geforscht werden."
Seitdem US-Präsident Donald Trump wieder an der Macht ist, wurde die staatliche Forschungsförderung in den USA in etlichen Bereichen massiv gekürzt.
Koalitionsvertrag: "1.000-Köpfe-Programm"
Einige europäische Länder sehen darin eine Chance und werben um amerikanische Spitzenforscher: neben Frankreich auch Deutschland. Im Koalitionsvertrag vereinbaren Union und SPD die Anwerbung von Spitzen-Wissenschaftlern aus dem Ausland mit einem sogenannten "1.000 Köpfe-Programm".
Im Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es: "Wir erhalten Deutschland in Zeiten globaler Polarisierung als attraktives Zielland und sicheren Hafen der Wissenschaftsfreiheit für Forschende aus aller Welt.
Mit einem '1.000 Köpfe-Programm' werden wir internationale Talente gewinnen. Förderentscheidungen folgen wissenschaftsgeleiteten Kriterien. Wissenschaftlich relevante Datenbestände, deren Existenz bedroht sind, wollen wir weltweit sichern und zugänglich halten.“
Außerdem sollen die Visa-Vergabe für Fachkräfte aus der Wissenschaft erleichtert werden und Wissenschaftsorganisationen, wie der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Alexander von Humboldt-Stiftung, mehr Geld bekommen.
Schwache US-Wissenschaft kein Gewinn für Europa
Der Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, Joybrato Mukherjee, begrüßt die Initiative grundsätzlich. Er mahnt jedoch, dass es in der aktuellen Situation nicht vorrangig um Standortwettbewerb, sondern um Solidarität gehen sollte: "Die wissenschaftliche Freiheit in den USA steht unter Druck. Eine Schwächung der amerikanischen Wissenschaft ist kein Gewinn für Europa - im Gegenteil, sie wäre ein Verlust für die globale Wissenschaftsgemeinschaft und damit auch für Deutschland."
An US-Universitäten sind Wissenschaftler*innen verunsichert und sehen durch die Trump-Regierung die freie Forschung in Gefahr. Viele können sich vorstellen, die USA zu verlassen.13.04.2025 | 2:37 min
Seine Organisation beobachtet, dass gerade Forschende mit befristeten Visa in den USA nach verlässlichen Alternativen schauen. Um Deutschland als Wissenschaftsstandort im internationalen Vergleich noch attraktiver zu machen, müsse die Politik aktiv werden.
Entscheidend ist: unbürokratische Anerkennung, attraktive Karrierewege und eine bessere finanzielle Ausstattung, gerade im Personalbereich.
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Joybrato Mukherjee, Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienst
Schlögl: "Kein Abwerbungsdiskurs"
Auch Robert Schlögl, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung warnt im Gespräch mit ZDFheute davor in der jetzigen Situation in eine Art "Abwerbungsdiskurs" zu fallen. Er begrüßt die Initiative von Union und SPD, weist jedoch auf die Komplexität des Vorhabens hin:
"1.000 Köpfe", die nach Deutschland kommen, brauchen entsprechende Forschungsinfrastruktur, Bürokratieabbau, sie brauchen adäquate Räume und Mitarbeitende, die finanziert werden müssen.
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Robert Schlögl, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung
Der ebenfalls im Koalitionsvertrag angeführte geplante Ausbau der Finanzierung von Forschung und Entwicklung auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts wäre in seinen Augen daher wünschenswert.
"Dahinter steht ein größerer, so wird es selbst bezeichnet, konterrevolutionärer Plan diese Gesellschaft umzuformen", sagt Christina Morina, aktuell Gastprofessorin in den USA.
16.04.2025 | 4:40 min
Staatliche Universitäten für US-Spitzenforscher wenig attraktiv
Laut einer Umfrage der US-amerikanischen Zeitschrift Nature können sich zwar 75 Prozent der in den USA tätigen Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vorstellen, das Land zu verlassen. Die Frage ist aber, wohin sie gehen.
Gegen Deutschland könnte vor allem die finanzielle Ausstattung der staatlichen Universitäten im Vergleich zu anderen Staaten sprechen, sagt Dr. Martin Thunert, Research Fellow am Heidelberger Center for American Studies. In den USA werden nicht nur viel höhere Gehälter bezahlt, sondern auch die Ausstattung der Forschungsbereiche sei deutlich umfassender, so Thunert.
Außeruniversitäre Forschungsorganisationen wie zum Beispiel die Max-Planck-Gesellschaft, sind deutlich konkurrenzfähiger. Sie können außertariflich zahlen und mehr Forschungsfreiheiten bieten.
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Martin Thunert, Heidelberg Center for American Studies
Trump gehe es darum, Lehre, Forschung und Wissenschaft einzuschränken. Demnach könnte Forschung künftig mehr im Ausland stattfinden, sagt US-Korrespondent Elmar Theveßen.15.04.2025 | 9:37 min
Ein großer Teil der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die USA verlassen möchten, sind aktuell akademische Nachwuchskräfte, beobachtet Thunert. Sie klagen in Deutschland oft selbst über prekäre Arbeitsbedingungen. Die Frage sei also, wie man Forschende aus den USA mit guten Angeboten nach Deutschland holen könne, ohne die heimischen Forscher und Forscherinnen zu verärgern.
Quelle: dpa
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