Bei pro-palästinensischer Demo:Starbucks: Anfeindungen und Boykott-Aufrufe
von Dominik Rzepka
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In Berlin haben Teilnehmer einer Pro-Palästina-Demonstration Starbucks-Kunden angepöbelt, mindestens einer wurde bespuckt - weil der Chef der Kaffeehauskette Jude ist?
Starbucks-Logo an einer Filiale in New York (Symbolbild)
Quelle: Justin Lane/EPA FILE/dpa
Samstagnachmittag, Berlin. Vor einer Starbucks-Filiale spielen sich tumultartige Szenen ab. Teilnehmer einer pro-palästinensischen Kundgebung mit etwa 9.000 Demonstranten rufen "Shame on you", einige pöbeln Gäste der Kaffeehauskette an und zeigen ihnen den Mittelfinger.
Ein Video von dem Vorfall kursiert seit Samstag bei X, ehemals Twitter. Der Post wurde bereits knapp zwei Millionen mal angezeigt. ZDFheute hat das Video einem Faktencheck unterzogen, es ist echt.
Auch die Berliner Polizei bestätigt ZDFheute den Vorfall. Vor einer Starbucks-Filiale auf der Berliner Friedrichstraße habe es Boykott-Aufrufe gegeben, so die Polizei. Festnahmen habe es in diesem Zusammenhang nicht gegeben.
Starbucks-Filiale in Berlin
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Starbucks-Gast in Berlin bespuckt
Nach Informationen von ZDFheute war das nicht der einzige Vorfall. Am Checkpoint Charlie wurde ein Gast, der gerade die dortige Starbucks-Filiale verließ, von einer jungen Frau mit Kopftuch angespuckt. Die Quelle dieser Aussage ist ZDFheute bekannt, sie ist glaubwürdig.
Hintergrund der Szenen könnte die Tatsache sein, dass Starbucks-Gründer Howard Schultz Jude ist. Darauf weisen User im sozialen Netzwerk X hin. Demnach könnte es sich um antijüdische Pöbeleien gegen Schultz und seine Kunden handeln. Eine Userin schreibt, sie fühle sich an den Ausspruch "Kauft nicht bei Juden" aus der Nazizeit erinnert.
Andere Nutzer kritisieren, Starbucks sei gegen einen Post der Gewerkschaft "Starbucks Workers" vorgegangen. Die Gewerkschaft hatte bei X Solidarität mit Palästina bekundet, Starbucks hatte sich davon distanziert. ZDFheute hat Starbucks um eine Einschätzung gebeten, der Konzern will sich allerdings nicht äußern.
Demonstranten für Kalifat
Am Wochendende hatte es auch in anderen deutschen Städten wieder pro-palästinensische Demonstrationen gegeben, in Essen zum Beispiel mit rund 3.000 Teilnehmern. Dabei wurden laut Polizei Palästina-Fahnen gezeigt sowie Symbole, die unter anderem denen des IS ähneln. Laut Augenzeugen wurde auf Plakaten auch die Errichtung eines Islamischen Kalifats gefordert.
In Düsseldorf demonstrierten am Samstag 17.000 Menschen. Auf einigen Plakaten wurde laut Polizei der Holocaust relativiert. Auf den Demonstrationen sollen Sprechchöre die Vernichtung Israels gefordert haben. In Berlin bestätigt die Polizei den Sprechchor "Israel bombardiert, Deutschland finanziert!"
"Ohne Zweifel gibt es Muslime, die Antisemitismus vor sich hertragen, und das ist etwas, was wir aus islamischer Sicht nicht nur verurteilen, sondern auch als Sünde" ansehen, so Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland.01.11.2023 | 7:49 min
Politik verurteilt die Vorfälle
Die Berliner Politik hat am Montag entsetzt auf die Vorfälle in Essen und Düsseldorf reagiert. Der Generalsekretär der FDP, Bijan Djir-Sarai, sagte:
Wer in einem islamistischen Gottesstaat leben wolle, habe hier nichts zu suchen. Es sei notwendig, dass der Rechtsstaat reagiere.
Ähnlich äußert sich auch SPD-Chef Lars Klingbeil. "Es ist unerträglich, wenn anti-israelische und anti-jüdische Parolen gebrüllt werden", so Klingbeil. Zuvor hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Vorfälle bei Starbucks explizit als "Schande" kritisiert.
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