Soll sich Deutschland um die Olympia-Austragung bewerben?
Austragung der Spiele:Soll Deutschland sich um Olympia bewerben?
von Philipp Dietrich
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Deutschland will sich um die Austragung der Olympischen Spiele bewerben. Im moma-Duell streiten Grünen-Politikerin Schedlich und FDP-Mann Hartewig über das Für und Wider.
Wir wollen die großen Chancen nutzen, die Olympische Spiele für unseren Zusammenhalt, für unsere Wirtschaft und den Sport bieten.
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Nancy Faeser, Bundesinnenministerin
Eine Austragung der Spiele ist umstritten. Im moma-Duell tauschen Klara Schedlich von den Grünen und Philipp Hartewig von der FDP ihre Standpunkte aus.
Grünen-Politikerin: Riesige Kosten und "IOC kein zuverlässiger Partner"
Grünen-Politikern Schedlich, sportpolitische Sprecherin im Berliner Abgeordnetenhaus, ist klar gegen eine deutsche Olympia-Bewerbung. Sie sieht zwei Gründe: Zunächst gebe es den Kostenfaktor - es sei ein "riesiger finanzieller Aufwand allein für die Bewerbung, egal ob man erfolgreich ist oder nicht". Die Austragung wäre dann noch einmal viel teurer:
Wir reden vom zweistelligen Milliardenbereich.
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Klara Schedlich (Grüne), sportpolitische Sprecherin im Berliner Abgeordnetenhaus
Die Sanierung der Berliner Sportstätten allein würde 240 Millionen Euro kosten, erläutert sie.
Die Spiele in Paris haben offensichtlich auch der deutschen Politik Lust auf Olympia gemacht. Der Bund unterstützt den DOSB für eine Olympiabewerbung. Viele Fragen sind noch offen.03.08.2024 | 3:58 min
Der andere Grund, der nach Ansicht von Schedlich dagegen spricht, sei das Internationale Olympische Komitee (IOC):
Die sind seit Jahren immer wieder mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert und kein zuverlässiger Partner, um Verträge zu unterschreiben, die uns viele, viele Jahre binden.
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Klara Schedlich (Grüne)
FDP-Politiker: Alle können von Olympia profitieren
Diese Argumentation sei ihm "zu plump", hält der FDP-Politiker Philipp Hartewig dagegen. Man könne zum IOC stehen, wie man will, aber das Vergabeverfahren für die Spiele sei zum Positiven verändert worden, sagt der sportpolitsche Sprecher der Bundestagsfraktion.
Durch das geänderte Verfahren sind die Kosten um 75 Prozent geringer gewesen.
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Philipp Hartewig, FDP
Für Paris 2024 seien 96 Prozent der Investitionen für die Spiele aus privater Hand gekommen und nur vier Prozent vom Staat. In Sportstätten und Infrastruktur müsse sowieso investiert werden - daher könnten von Olympischen Spielen alle profitieren.
Das Versprechen der Spiele und die Schulden
Der Bund stellt für Machbarkeitsstudien und die Bewerbung bis zum Jahr 2027 knapp sieben Millionen Euro bereit. Trotz Haushaltsstreit und klammer Kassen hält FDP-Mann Hartewig eine Olympia-Ausrichtung für gewinnbringend: "Ist es nicht wahrscheinlicher, dass wir mit Olympischen Spielen hier in Berlin einen Boom bekommen, wenn ein Olympisches Dorf für 10.500 Athletinnen und Athleten gebaut wird?" Gleiches gelte für ihn bei einer "Bewegungsoffensive für Kinder und Jugendliche". Es sei wahrscheinlicher, dass Deutschland das mit Olympischen Spielen hinbekomme, als ohne.
Das sieht Schedlich anders: "Das Einzige, was man als Profit verzeichnen könnte, sind Imagegewinne." Allein in Berlin müssten für eine Austragung 16 Milliarden investiert werden: Diese Summe sollte direkt in den Sport gesteckt werden, mit den Olympischen Spielen würde das Geld "eben nicht bei uns im Breitensport ankommen". Allein das Sicherheitskonzept des IOC verschlinge zwei Milliarden, die nach den Spielen einfach weg seien.
Hartewig: Bevölkerung aktiv mitgestalten lassen
Mit der Initiative "Deine Ideen - Deine Spiele" versucht der DOSB, die Begeisterung für eine Olympia-Bewerbung in der Bevölkerung zu entfachen. Darin sieht Hartewig einen wichtigen Punkt: "nicht nur darüber abstimmen lassen, sondern aktiv mitgestalten". Das sei auch die Stärke des "neuen" IOC-Bewerbungsverfahrens.
Verschiedene mögliche Ausrichter-Städte würden "sich auf den Weg" machen. Vor Ort arbeiteten die Menschen in einem "Dialogprozess" an der Bewerbung und diese könne dann gemeinsam mit dem IOC zu einem möglichen Erfolg geführt werden.
Bewerbung für Olympia 2036 oder 2040
Die Bundesregierung favorisiert für Olympische Spiele in Deutschland das Jahr 2040, 50 Jahre nach der Deutschen Einheit. Der DOSB hat sich noch nicht auf ein konkretes Austragungsjahr festgelegt.
Für Sportpolitiker Hartewig kommen sowohl 2036 als auch 2040 infrage. Für ihn ist 2036, also 100 Jahre nach den von den Nationalsozialisten zu Propagandazwecken missbrauchten Spiele, "eher eine Chance als ein Risiko". Für Klara Schedlich kommt das nicht in Frage. 2036 als Austragungsjahr hält sie für ein "gefundenes Fressen" für Rechtsextreme.
Quelle: dpa
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