Eigentlich war es nur eine leere Wohnung, aber die besetzte Merkel tatsächlich. Und das kam so: Im Frühjahr 1981 trennte sie sich von ihrem ersten Ehemann Ulrich Merkel und zog zunächst bei einer Kollegin ein. Eines Tages habe ihr ein Bekannter den Tipp gegeben, dass in der Templiner Straße in Berlin eine Wohnung unbewohnt sei. "Freunde redeten mir zu, diese Wohnung zu besetzen. Das fiel mir alles andere als leicht, aber ich hatte keine Wahl; ich konnte nicht unendlich lange bei meiner Kollegin wohnen und musste etwas tun."
Luxuriös hatte es die spätere Kanzlerin nicht. "Meine Möbel holte ich mir im Wesentlichen vom Sperrmüll und strich sie ein wenig an. Ich schlief auf Holzpaletten, auf die ich eine Matratze legte. Das Wohnniveau war überaus bescheiden, trotzdem fühlte ich mich wohl."
Merkel erkundigte sich bei Nachbarn, wie viel diese an Miete zahlten. Genau diesen Betrag überwies sie dann der Kommunalen Wohnungsverwaltung. "Niemand verweigerte die Annahme des Geldes." Schnell versuchte sie, ihr illegales Mietverhältnis zu legalisieren - was sich als nicht ganz einfach herausstellte, aber schließlich auf Umwegen gelang.