Angela Merkel verteidigt Entscheidungen zur Ukraine

    Memoiren der Ex-Kanzlerin:Merkel verteidigt Entscheidungen zur Ukraine

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    Für ihre Ukraine-Politik wird Angela Merkel bis heute kritisiert. In ihren Memoiren "Freiheit" erklärt sie, warum sie gegen einen schnellen Nato-Beitritt der Ukraine war.

    Angela Merkel, aufgenommen am 10.09.2021
    Angela Merkel hat über zwei Jahrzehnte die deutsche Politik geprägt - als Ministerin, Parteichefin und Kanzlerin. Dabei hat sie das Land mehr verändert, als sie selbst wohl je vermutet hätte.17.07.2024 | 31:54 min
    Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in ihrer Amtszeit den Wunsch der Ukraine nach einem schnellen Nato-Beitritt auszubremsen versucht, weil sie bereits damals eine militärische Antwort Russlands befürchtete. Das berichtet die 70-jährige Christdemokratin in ihren am kommenden Dienstag erscheinenden Memoiren, aus denen die "Zeit" vorab einen Auszug veröffentlichte.
    In dem Buch mit dem programmatischen Titel "Freiheit" beschreibt Merkel denkwürdige Begegnungen mit SPD-Kanzler Gerhard Schröder, dem damaligen und künftigen US-Präsidenten Donald Trump sowie Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Und sie bezieht Position auch in einer aktuellen Entwicklung: Sie bekennt, dass sie sich einen Sieg der demokratischen US-Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris gewünscht habe, und zwar "von Herzen", wie sie schreibt.

    Merkel erinnert sich an Nato-Gipel zur Ukraine

    Ihre Politik gegenüber der Ukraine wird Merkel in Kiew bis heute vorgehalten. Über den entscheidenden Nato-Gipfel 2008 in Bukarest, als es um einen Plan für einen Beitrittskandidaten-Status der Ukraine und Georgiens ging, schreibt die damalige Kanzlerin, dass sie den Wunsch der mittel- und osteuropäischen Länder, so schnell wie möglich Mitglied der Nato zu werden, verstanden habe. Aber:

    Die Aufnahme eines neuen Mitglieds sollte nicht nur ihm ein Mehr an Sicherheit bringen, sondern auch der Nato.

    Angela Merkel

    Dabei sah sie Risiken hinsichtlich der vertraglich abgesicherten Präsenz der russischen Schwarzmeerflotte auf der ukrainischen Halbinsel Krim. "Eine solche Verquickung mit russischen Militärstrukturen hatte es bislang bei keinem der Nato-Beitrittskandidaten gegeben. Außerdem unterstützte damals nur eine Minderheit der ukrainischen Bevölkerung eine Mitgliedschaft des Landes in der Nato", erinnert sich die Ex-Kanzlerin.
    Am Ende stand ein Kompromiss, der aber einen Preis hatte, wie Merkel schreibt: "Dass Georgien und die Ukraine keine Zusage für einen MAP-Status bekamen, war für sie ein Nein zu ihren Hoffnungen."

    Dass die Nato ihnen zugleich eine generelle Zusage für ihre Mitgliedschaft in Aussicht stellte, war für Putin ein Ja zur Nato-Mitgliedschaft beider Länder, eine Kampfansage.

    Angela Merkel

    Selenskyj und Trump vor Symbol-Graphik Ukraine
    Mit Trump ist offen, ob und wie die USA im Ukraine-Krieg involviert bleiben. Was der Ukraine drohen könnte, analysiert ZDFheute live mit Militärexperte Nico Lange. 08.11.2024 | 38:10 min

    Erstes Treffen mit Trump im Weißen Haus

    Bei ihrem ersten Treffen mit dem damals neu gewählten US-Präsidenten fragte Trump sie 2017 im Oval Office des Weißen Hauses nach ihrem Verhältnis zu Putin. "Der russische Präsident faszinierte ihn offenbar sehr. In den folgenden Jahren hatte ich den Eindruck, dass Politiker mit autokratischen und diktatorischen Zügen ihn in ihren Bann zogen", schreibt Merkel.
    Die anschließende Pressekonferenz gestaltete sich schwierig. Trump habe Deutschland Vorhaltungen gemacht, sie habe mit Zahlen und Fakten geantwortet. "Wir redeten auf zwei unterschiedlichen Ebenen. Trump auf der emotionalen, ich auf der sachlichen... Eine Lösung der angesprochenen Probleme schien nicht sein Ziel zu sein", erinnert sie sich. "Gleichzeitig wollte er, so mein Eindruck, seinem Gesprächspartner auch gefallen."
    Trump habe alles aus der Perspektive des Immobilienunternehmers gesehen, der ein Grundstück haben wolle.

    Für [Trump] standen alle Länder miteinander in einem Wettbewerb, bei dem der Erfolg des einen der Misserfolg des anderen war. Er glaubte nicht, dass durch Kooperation der Wohlstand aller gemehrt werden konnte.

    Angela Merkel

    Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft US-Präsident Donald Trump
    Bundeskanzlerin Merkel und US-Präsident Trump bemühten sich 2017 bei ihrem ersten Treffen in Washington um Gemeinsamkeiten. Gänzlich konnten sie ihre Differenzen jedoch nicht verbergen.18.03.2017 | 1:14 min

    Ratschlag von Papst Franziskus

    In ihrer Privataudienz bei Papst Franziskus wenige Monate später sprach Merkel ihre Sorge an, dass sich die USA unter Trump aus dem Pariser Klimaabkommen zurückziehen. "Ohne Namen zu nennen, fragte ich ihn, wie er mit fundamental unterschiedlichen Meinungen in einer Gruppe von wichtigen Persönlichkeiten umgehen würde."

    Er verstand mich sofort und antwortete mir schnörkellos: "Biegen, biegen, biegen, aber achten, dass es nicht bricht." Dieses Bild gefiel mir.

    Angela Merkel

    Legendärer Fernsehauftritt mit Gerhard Schröder

    Denkwürdig auch die Szene, mit der Merkel 2005 ins Amt kam: als nämlich SPD-Kanzler Gerhard Schröder in der Fernsehrunde am Abend der Bundestagswahl seine Niederlage nicht eingestehen wollte und der - allerdings denkbar knappen - Siegerin in rauem Ton prophezeite, seine Partei werde ihr niemals als Koalitionspartner ins Kanzleramt verhelfen. "Ich selbst saß da, als wäre ich gar nicht Teil des Ganzen, sondern als schaute ich mir zu Hause vor dem Fernseher die Szene an. Immer wieder sagte ich mir: Begib dich nicht mit den anderen in den Clinch, dann fängst du auch noch an, dich im Ton zu vergreifen.
    "Mir war vollkommen klar, dass ich etwas Besonderes erlebte, aber alles lief eher unbewusst ab. Ich bezweifelte sehr, ob Gerhard Schröder einem Mann gegenüber genauso aufgetreten wäre", erinnert sich die Frau, die danach noch 16 Jahre lang regieren sollte.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa

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