Macron wirbt in Dresden für Europa - und warnt vor Extremen

    "Flammendes Plädoyer" für Europa:Was von Macrons Rede in Dresden hängen bleibt

    |

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in Dresden eine Rede vor jungen Europäern gehalten. Er warnte eindringlich vor Extremen - und rief dazu auf, Europa zu verteidigen.

    Staatsbesuch: Macron in Deutschland
    Frankreichs Präsident Macron wirbt in Dresden für das Projekt Europa und die deutsch-französische Freundschaft.28.05.2024 | 2:30 min
    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in Dresden eindringlich vor der Gefahr von Extremen in Europa gewarnt. Demokratie und Freiheit seien allen als so selbstverständlich erschienen, sagte Macron am Montag vor der Dresdener Frauenkirche.
    Nach dem Mauerfall habe man gedacht, dieser Wind werde sich überall ausbreiten.

    Aber lasst uns heute um uns schauen! Lasst uns die Faszination für autoritäre Regime anschauen. Lasst uns in Europa den illiberalen Moment anschauen, den wir durchleben!

    Emmanuel Macron, Frankreichs Präsident

    Shakuntala Banerjee
    Macron versuche "den Kritiken, dass Deutschland und Frankreich nicht gut zusammenarbeiten, etwas entgegenzusetzen", so ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Shakuntala Banerjee über den Besuch des französischen Präsidenten in Berlin. 28.05.2024 | 3:12 min

    Macron: Europa ist "eine Säule der Werte"

    Viele sagten sich, man wolle das Geld aus Europa, aber nicht die Unabhängigkeit der Justiz, die Pressefreiheit, die Vielfalt der Kultur, die Autonomie der Universitäten. "Diese Tendenz ist keine Tendenz, sie ist Realität in Ungarn. Das war Realität bis zu den wunderbaren Wahlen in Polen." Macron ergänzte:

    Überall in unseren Demokratien gedeihen diese Ideen, denen von den Extremen und besonders den Rechtsextremen Aufschwung gegeben wird.

    Emmanuel Macron, Frankreichs Präsident

    Anke Rehlinger, SPD, Ministerpräsidentin des Saarlandes
    "Europa steht für Frieden wie kaum etwas anderes", so die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Anke Rehlinger (SPD). Es sei "gut für den Frieden in Europa", wenn Deutschland und Frankreich "zusammen voranschreiten".28.05.2024 | 4:53 min
    Macron appellierte: "Lasst uns aufwachen! Unser Europa ist kein Supermarkt!" Europa sei nicht nur ein Ort, an dem man sich gemeinsame Regeln gebe. "Es ist eine Säule der Werte, der Kultur, der individuellen und politischen Freiheiten." Er betonte: "Wir müssen die Kraft, das Engagement wiederfinden, es überall zu verteidigen, und dies in jedem Land angesichts dieses schlechten Windes und der Extremen zu tun." Auf die Sorgen und auf die Gründe für die Wut müsse man mit einem Europa des Respekts antworten.

    Dresden als Ort für die Rede bewusst gewählt

    Macron bezeichnete die Europäische Union als ein "einzigartiges Projekt in der Welt". Das vom Krieg zerstörte und wieder aufgebaute Dresden, das er für seine Rede bewusst gewählt hat, sei "ein Zeichen der Hoffnung". Er halte seine Rede nicht aus dem Osten Europas, sondern aus dessen Mitte, sagte Macron.
    ZDF-Korrespondent Thomas Walde aus Dresden
    Frankreichs Präsident Macron hält im Rahmen des europäischen Jugendfests eine Rede in Dresden. ZDF-Korrespondent Thomas Walde berichtet aus Dresden.27.05.2024 | 1:04 min
    Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sagte Macron, Europa stehe an einem "beispiellosen Moment seiner Geschichte", der es dazu zwinge, selbst über "seine Verteidigung und seine Sicherheit" nachzudenken.

    Deutsch-französische Freundschaft als Konstante

    Bei allen Veränderungen gebe es eine aber Konstante: Die deutsch-französische Freundschaft. "Deutschland kann auf Frankreich zählen, Frankreich zählt auf Deutschland, Europa zählt auf uns", würdigte Macron das Verhältnis der beiden Staaten.
    Den Auftakt seiner Rede hielt Frankreichs Präsident auf Deutsch und zeigte sich dabei geehrt und gerührt. "Heute als erster französischer Präsident seit der Wiedervereinigung hier zu sprechen, ehrt mich besonders. Es berührt mich sehr", sagte er, während die Menge ihm zujubelte.
    Walde zu Macron aus Dresden
    Emmanuel Macron hält bei einem Deutschland-Besuch eine Rede in Teilen auf Deutsch. Warum ihm die Sprache wichtig war, erklärt ZDF-Korrespondent Thomas Walde aus Dresden. 27.05.2024 | 1:28 min

    ZDF-Korrespondent: "Eine symbolträchtige Bühne"

    Sein Auftritt in Dresden bot Macron "eine symbolträchtige Bühne mit einem freundlichen, ihm zugewandten Publikum, das er zuhause so oft nicht mehr antrifft", erklärt Thomas Walde, Frankreich-Korrespondent des ZDF im Anschluss an die Rede.

    Seiner Warnung vor einem Rechtsruck hielt Macron ein flammendes Plädoyer entgegen, für ein souveränes Europa.

    Thomas Walde, ZDF-Korrespondent

    Laut Walde warb Macron für "ein Europa, das seine Sicherheitskonzepte neu aufstellen muss, das seine Sicherheit nicht mehr auslagern könne - etwa an die USA" sowie "ein Europa, das doppelt so viel investieren müsse" und das "mehr Kühnheit an den Tag legen müsse, bei nötigen Investitionen". Punkte, die Olaf Scholz "vielleicht ein bisschen anders formulieren" würde, so Walde. Wie das alles umgesetzt werden soll, darum gehe es morgen beim gemeinsamen Ministerrat in Meseberg.
    Staatsbesuch von Frankreichs Präsident Macron - Berlin
    Deutschland und Frankreich sind zwar geografisch Nachbarn, doch kulturell gibt es auch einige Unterschiede. Ein humoristischer Blick auf die deutsch-französische Nachbarschaft.27.05.2024 | 2:20 min

    Steinmeier und Macron fordern Menschen auf, wählen zu gehen

    Zuvor hatte bereits Präsident Frank-Walter Steinmeier mit Blick auf die Europawahlen erklärt: "Wir werden die Demokratie in Deutschland verteidigen. Europa lebt, wenn die Menschen es wollen". Am Sonntag hatten Steinmeier und Macron in Berlin die Menschen dazu aufgerufen, bei der Europawahl ihre Stimme abzugeben.
    Am Dienstag reist Macron nach Münster weiter, wo ihm der Preis des Westfälischen Friedens verliehen wird. Der Staatsbesuch geht am Dienstagnachmittag dann in ein deutsch-französisches Regierungstreffen in Meseberg über.
    Quelle: dpa, AFP

    Mehr zu Deutschland und Frankreich