CDU-Politiker bei "Lanz": Arbeit wieder positiv konnotieren

    CDU-Generalsekretär bei "Lanz":Linnemann: Arbeit wieder positiv konnotieren

    von Michael C. Starke
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    Wie den Standort Deutschland stärken? Über Anreize und mehr Härte im Sozialbereich, sagt Carsten Linnemann bei "Lanz". Was mit ihm nicht geht: Schulden machen und Steuern erhöhen.

    CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann in der Sendung "Markus Lanz" am 17. Juli 2024.
    Sehen Sie hier die Sendung Markus Lanz vom 17. Juli 2024. 17.07.2024 | 75:13 min
    Marode Brücken, kaputte Straßen, baufällige Schulen - in Deutschland ist der Investitionsbedarf in die Infrastruktur enorm, darüber gibt es parteiübergreifend Konsens. Doch woher die Gelder dafür kommen sollen, daran scheiden sich die Geister.
    Bei "Markus Lanz" machte CDU-Generalsekretär Linnemann am Mittwochabend deutlich, für ihn müsse es ohne neue Schulden gehen: "Wir nehmen genug Geld ein." Für ihn lag das Problem woanders:

    Wir müssen an die verkrusteten Strukturen.

    Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär

    Haushalt 2025
    Die Ampelregierung hat sich nach langem Ringen auf einen Haushaltsentwurf geeinigt. Geplant sind neue Schulden in Höhe von 44 Milliarden Euro.05.07.2024 | 1:12 min

    Warnung vor französischen Verhältnissen

    Als warnendes Beispiel führte er Frankreich an: Dort gebe es keine Schuldenbremse wie hierzulande, das Land sei mit "110 Prozent verschuldet". Mit der Folge, so Linnemann: "Die Franzosen werden abgewertet von den Kapitalmärkten."
    Wie er stattdessen an Geld kommen will, führte der CDU-Politiker danach aus: "Wir wollen die Arbeit wieder positiv konnotieren." Ein zentraler Hebel für Linnemann ist dabei das Bürgergeld:

    Wir haben jetzt einen neuen Ansatz, dass wir sagen: Der Staat geht davon aus, wenn jemand arbeiten kann, dass er auch arbeiten geht und deswegen gibt es keine Sozialleistungen.

    Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär

    Haushalt
    Die Ampel hat sich beim Haushalt geeinigt: auf eine 'Wachstumsinitiative', Steuererleichterungen, Arbeitsanreizen und Verschärfungen beim Bürgergeld. Die Opposition übt Kritik.08.07.2024 | 2:30 min

    Mehr Härte beim Bürgergeld

    Würde das auch bedeuten, Totalverweigerern Hilfen ganz zu streichen? Linnemanns Antwort: "Der wird dann schon arbeiten gehen, weil er es muss." Und weiter:

    Wir haben ein Sozialsystem, das ist für Menschen da, die nicht arbeiten können.

    Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär

    Auch bei Rentnern sah Linnemann "ein Riesenpotenzial". Sein konkreter Vorschlag: "Jeder, der das gesetzliche Rentenalter erreicht, darf 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen." Zudem schlug der promovierte Volkswirt vor, Überstunden bei Vollzeit beitrags- und steuerfrei zu machen.
    Hausbesuch vom Jobcenter Kassel
    Bürgergeld-Empfänger, die nicht zum Jobcenter Kassel kommen und nicht auf Anschreiben reagieren, bekommen Hausbesuche. Dadurch können die, die nur kassieren wollen, auch konsequent sanktioniert werden.15.06.2024 | 13:11 min

    Zweifel an Wirksamkeit der Vorschläge

    Journalistin Anna Lehmann bezweifelte, dass mit Linnemanns Vorschlägen die Produktivität belebt werden können - gerade beim Thema Bürgergeld. Die Leiterin des "taz"-Parlamentsbüro führte aus, dass unter den Bürgergeld-Empfängern nur drei Prozent sanktioniert werden.
    Sie regte an, stärker auf die diversen "Vermittlungshemmnisse" zu schauen, etwa fehlende Schul- und Berufsabschlüsse: "Ist es nicht klüger (…), dass man die Leute qualifiziert, dass man sagt, dann braucht ihr vielleicht ein, zwei Jahre länger. Aber dafür steht ihr dann dem Arbeitsmarkt tatsächlich auch zur Verfügung?"
    "ZDF.reportage: Alltag Kinderarmut - Kein Geld - keine Chance?": Ein Junge mit dem Rücken zur Kamera, mittig im Bild, auf einem Klettergerüst. Er trägt eine rote Kapuze und helle Shorts. Im Hintergrund sieht man einen Plattenbau.
    Rente, Bürgergeld, Mindestlohn: Der Sozialstaat ist ein Kernelement unserer Gesellschaft. Doch über seine Ausgestaltung haben die einzelnen Parteien unterschiedliche Vorstellungen.02.06.2024 | 3:48 min

    Olk: "Müssen an Renten ran"

    Eine Einschätzung, die Julian Olk teilte. Dem Argument Linnemanns, dass Menschen wegen des Bürgergeldes nicht arbeiten würden, fehle "die empirische Evidenz", so der "Handelsblatt"-Journalist.
    Er kritisierte den CDU-Generalsekretär "nicht von der richtigen Seite her" anzusetzen - und verwies vor allem auf den demografischen Wandel: Mit Blick auf die Babyboomer, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden, führe "langfristig kein Weg drum rum, ans Renteneintrittsalter ranzugehen".
    Kinderschuhe in einer Kita
    Theoretisch sollten alle Kinder die gleichen Bildungschancen bekommen, die Realität sieht anders aus. Denn viele Kitas müssen größere Herausforderungen bewältigen als andere. 03.07.2024 | 1:36 min

    Lehmann: Nicht nur auf Arme schauen

    Einen Ball, den Lehmann wieder aufnahm. Sie warf dem CDU-Politiker vor, eine Gruppe komplett aus dem Blick zu verlieren: die Frauen. Weil viele in Teilzeit arbeiteten, sah Lehmann konkreten Handlungsbedarf: "Da brauchen sie bessere Kinderbetreuung." Mit Zuschlägen oder Anreizen käme man da nicht weit.
    Wenn es darum geht, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, muss auch die Einnahme-Situation verbessert werden, argumentierte die "taz"-Journalistin:

    Wieso schauen wir da zu denen, die wenig oder nichts haben, zu den Rentnerinnen, zu den Arbeitslosen? Wieso gucken wir nicht auf die, die ganz viel haben?

    Anna Lehmann, Journalistin und Leiterin des "taz"-Parlamentsbüro

    Es brauche daher auch dort Steuern und Abgaben, "wo das Geld sitzt", so Lehmann weiter.
    Ein Rotstift und das Wort sparen stehen als Symbol für Haushaltseinsparungen.
    Milliardenlöcher im Haushalt und stetig steigende Sozialausgaben: Deshalb fordert die Union die Abschaffung des Bürgergelds und die Einführung einer neuen Grundsicherung.17.03.2024 | 3:59 min

    Absage an Steuererhöhungen

    Wenn er gegen neue Schulden ist, wäre es für den CDU-Generalsekretär ein Weg, Steuern zu erhöhen? Linnemanns Antwort fällt eindeutig und knapp aus: "Nein."

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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