Jusos kritisieren Kanzler Scholz und SPD-Führung

    Bundeskongress in Braunschweig:Jusos verschärfen Ton gegenüber SPD-Führung

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    Die SPD-Jugend ist sauer. Auf dem Bundeskongress üben die Jusos scharfe Kritik an der Parteiführung und Kanzler Scholz. Auch der neue Bundesvorsitzende Türmer findet klare Worte.

    Olaf Scholz ist zwar selbst nicht da, doch er blickt vom "Spiegel"-Cover auf den Juso-Bundeskongress in Braunschweig. Delegierte vorne im Saal halten das Titelblatt von Ende Oktober anklagend in die Luft. Darauf das Zitat des Kanzlers: "Wir müssen endlich im großen Stil abschieben." Das Wort "abschieben" haben sie durchgestrichen und durch Forderungen wie "den Klimawandel bekämpfen" und "neue Wohnungen bauen" ersetzt.
    Die Aktion zeigt, was sich bereits mit der Wahl des neuen Vorsitzenden Philipp Türmer ankündigte: Die SPD-Jugend geht wieder auf Konfrontationskurs. Die Jusos sind wütend - auf den Kanzler, die Regierung, ihre eigene Partei.
    Parteimitglieder demonstrieren beim Bundeskongress der Jusos gegen Aussagen von Bundeskanzler Scholz.
    Parteimitglieder demonstrieren beim Bundeskongress der Jusos gegen Aussagen von Bundeskanzler Scholz.
    Quelle: dpa

    SPD-Chefin Esken verteidigt Scholz - Jusos widersprechen

    Diesen Frust bekommt Parteichefin Saskia Esken zu spüren. In ihrer Rede verteidigt sie Scholz' Migrationspolitik. Das "Spiegel"-Cover habe sie auch erschreckt, sagt Esken. "Aber wenn man das ganze Interview des Kanzlers liest, dann kann man den ganzheitlichen Ansatz der Migrationspolitik der Ampel schon erkennen. Die Sprache, die Sprache ist unser Problem." Doch sie erntet Widerspruch:

    Nein, nicht die Worte, sondern die Politik sind das Problem.

    Delegierter auf dem Juso-Bundeskongress

    Ein anderer droht: "Wir sind bereit, weiter mit euch zu kämpfen, aber nur, wenn ihr euch an eure Versprechen haltet."

    Neuer Juso-Chef Türmer kritisiert Scholz

    Nicht wenige Jusos sehnen sich nach der Zeit zurück, als ihr damaliger Chef Kevin Kühnert seine Partei in zwei Lager spaltete und die Top-Politiker kräftig unter Druck setzte.
    Der neue Juso-Chef Philipp Türmer hat sich vorgenommen, in diese Fußstapfen zu treten. Unter der Bundestagsabgeordneten Jessica Rosenthal waren die Jusos zwischenzeitlich leise geworden, in den vergangenen zwei Jahren gab es kaum Kritik an Scholz und der Parteispitze. Doch zur Halbzeit der Ampel-Koalition soll es vorbei sein mit dem Füße-Stillhalten.

    Juso-Chef: Sehe keinen Ruck, der durch SPD geht

    Als Esken 2019 von den Jusos unterstützt zur Parteichefin gewählt wurde, da habe er so etwas wie Aufbruch gespürt, sagt der 27 Jahre alte Türmer. Doch jetzt? "Ich sehe nicht, wo da ein Ruck durch diese Partei geht." Deutschland habe zwar einen sozialdemokratischen Kanzler - doch das scheine Scholz selbst zu vergessen.
    Grafik Politbarometer
    Wie zufrieden sind die Menschen in Deutschland mit der Regierungspolitik? Die Antworten im Politbarometer.10.11.2023 | 5:54 min
    "Im Moment habe ich das Gefühl, die SPD ist ganz häufig - und leider auch ihr beide als Parteivorsitzende - nur ein ganz kleiner Stachel im Fleisch des Bundeskanzleramts", so Türmer. "Und meistens merken sie anscheinend nicht besonders viel davon."
    Esken reagiert zunächst gelassen. "Wir müssen uns immer wieder auch auseinandersetzen, auch aneinander reiben. Daraus entstehen neue kreative Ideen und daraus entsteht auch neue Stärke."

    Scholz bleibt Juso-Bundeskongress fern

    Scholz dagegen stellte sich der Auseinandersetzung zunächst nicht. Zum zweiten Mal in Folge lehnte er die Einladung der Jusos ab - aus terminlichen Gründen.
    Doch dafür dürfte es beim Bundesparteitag Anfang Dezember in Berlin spannend werden. Die SPD-Jugend will einen Antrag zur Migrationspolitik einbringen und den Kanzler stellen. SPD-Influencerin Lilly Blaudszun kündigte nach Türmers Wahl bereits an:

    Die Jusos sind wieder da!

    Lilly Blaudszun

    Quelle: dpa

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