Reaktionen zum Tod Kissinger: Diplomat und Realpolitiker
Reaktionen zum Tod Kissingers:"Welt verliert einen besonderen Diplomaten"
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Der Tod von Henry Kissinger hat Reaktionen der Trauer und des Respekts ausgelöst. Kanzler Scholz sowie weitere Politiker weltweit würdigen sein diplomatisches Geschick.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach dem Tod des ehemaligen US-Außenministers Henry Kissinger dessen Bedeutung für die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA hervorgehoben. "Henry Kissinger prägte die amerikanische Außenpolitik wie nur wenige andere", schrieb der SPD-Politiker am Donnerstag auf der Online-Plattform X (früher Twitter).
Kissinger, der 1923 in Franken geboren worden war, sei seiner deutschen Heimat stets verbunden geblieben, fügte Scholz hinzu: "Die Welt verliert einen besonderen Diplomaten."
Steinmeier: "'Großer Kämpfer für Freiheit und Demokratie"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Kissinger als "großen Kämpfer für Freiheit und Demokratie" gewürdigt. Steinmeier nannte ihn "die treibende geistige Kraft der US-Außenpolitik vieler Jahrzehnte" und "Hüter der transatlantischen Beziehungen".
Das schrieb Steinmeier in seinem Kondolenzschreiben an Kissingers Familie, das in Berlin veröffentlicht wurde.
Baerbock: "Für viele war er Vorbild"
Außenministerin Annalena Baerbock hat Henry Kissinger als "Jahrhundertgestalt der internationalen Politik" gewürdigt. "Für viele war er Vorbild. Andere haben sich auch an ihm gerieben", schrieb die Grünen-Politikerin am Donnerstag auf der Plattform X (früher Twitter). "Was über allem bleiben wird, ist seine Größe, unserem Land nach dem Zweiten Weltkrieg die Hand auszustrecken und bis zuletzt in Freundschaft verbunden zu sein", fügte Baerbock hinzu.
Von der Leyen: "Diplomatische Strategie und Exzellenz" prägend
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen lobte den früheren US-Außenminister als herausragende Persönlichkeit der Weltgeschichte. "Henry Kissingers diplomatische Strategie und Exzellenz haben die Weltpolitik im gesamten 20. Jahrhundert geprägt", schrieb sie auf der Plattform X.
Erst im Juni 2023 feierte er seinen 100. Geburtstag. Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger ist im Alter von 100 Jahren gestorben - ein Nachruf.30.11.2023 | 2:35 min
George W. Bush: "Eine der verlässlichsten Stimmen" der Außenpolitik
Der frühere US-Präsident George W. Bush äußerte sich bereits kurz nach dem Tod Kissinger: "Mit dem Tod von Henry Kissinger hat Amerika eine der verlässlichsten und unverwechselbarsten Stimmen in Fragen der Außenpolitik verloren", teilte Bush in Dallas mit. Kissinger habe in den Regierungen zweier US-Präsidenten gearbeitet und viele weitere beraten, schrieb Bush, der ebenfalls von Kissinger beraten wurde.
Putin: "Weiser Staatsmann und Visionär"
Russlands Präsident Wladimir Putin hat den verstorbenen ehemaligen US-Außenminister als "herausragenden Diplomaten" gelobt.
Das schrieb Putin an Kissingers Witwe Nancy in einem Telegramm, das der Kreml veröffentlichte. Kissingers Name stehe für eine "pragmatische außenpolitische Linie" in den 1970er-Jahren, die wichtige amerikanisch-sowjetische Abkommen ermöglicht habe, fügte der Kremlchef hinzu. Er selbst habe oft mit dem früheren Diplomaten gesprochen.
Peking: "Guter alter Freund des chinesischen Volkes"
China hat Kissinger als "guten alten Freund des chinesischen Volkes" bezeichnet. Er sei ein Pionier und Erbauer der Beziehungen zwischen den USA und China gewesen, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin in Peking. Staats- und Parteichef Xi Jinping schickte US-Präsident Joe Biden demnach ein Beileidsschreiben.
Das schrieb Xie Feng, auf X (früher Twitter). Kissinger spielte während des Kalten Krieges als Berater für Außen- und Sicherheitspolitik unter Ex-Präsident Richard Nixon eine wichtige Rolle für die diplomatischen Beziehungen zu China.
Knobloch: "Ikone der Zeitgeschichte"
Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat den früheren US-Außenminister als Ikone der Zeitgeschichte gewürdigt. "Mit ihm verlieren wir nicht nur eine der prägenden Figuren der amerikanischen Politik, sondern einen Menschen, dessen Leben wie kaum ein anderes die Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts abbildete", teilte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern mit.
US-Politiker Henry Kissinger ist im Alter von 100 Jahren gestorben. Der gebürtige Deutsche und spätere US-Außenminister hinterlässt ein beispielloses politisches Vermächtnis.
Einer der größten Diplomaten des 20. Jahrhunderts
Kissinger war am Mittwoch im Alter von 100 Jahren in seinem Zuhause im Bundesstaat Connecticut gestorben. Er gilt als einer der größten Diplomaten des 20. Jahrhunderts. Auch nach dem Ende seines politischen Wirkens als Außenminister blieb der bestens vernetzte Politiker ein gefragter und einflussreicher Gesprächspartner.
Er wurde als Heinz Alfred Kissinger 1923 in Franken geboren. Als er 15 Jahre alt war, flüchteten seine jüdischen Eltern mit ihm nach New York. Zu den Erfolgen des Friedensnobelpreisträgers zählt die Annäherung der USA an China Anfang der 1970er Jahre.
Doch seine Karriere hatte auch Schattenseiten. Trotz zahlreicher Auszeichnungen ist Kissingers politisches Wirken bis heute umstritten. Kritiker warfen dem Deutsch-Amerikaner Skrupellosigkeit und Machtbesessenheit vor. Seine Befürworter nannten es Realpolitik und lobten seine Diplomatie.