FDP in der Krise: Wie Funktionäre den D-Day-Plan abstritten

    Liberale in der Krise :Wie FDP-Funktionäre den D-Day-Plan abstritten

    von Nathan Niedermeier
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    Führende FDP-Funktionäre hatten ein geplantes Ende der Ampel unter dem Schlagwort "D-Day" bestritten, bis die FDP ein Dokument mit genau dieser Überschrift selbst veröffentlichte.

    SGS Wulf Schmiese
    Die FDP steckt vor der Bundestagswahl mit einem Doppel-Rücktritt in der Krise. ZDF-Reporter Wulf Schmiese berichtet aus Berlin.29.11.2024 | 1:13 min
    Mit der Überschrift "D-Day Ablaufszenarien und Maßnahmen" hat die FDP am Donnerstag ein internes Papier veröffentlicht. Es liest sich wie ein Drehbuch zu einem geplanten Bruch der Ampel-Koalition mit Begrifflichkeiten wie "Schlachtruf" und "Beginn der offenen Feldschlacht". Ein Ende der Koalition wird dort als "der avisierte Ausstieg" bezeichnet.
    Vorherige Berichte der "Zeit" und der "Süddeutschen Zeitung" hatten nahegelegt, dass die FDP den Bruch der Ampel-Koalition gezielt herbeiführen wollte und dazu der Begriff "D-Day" kursiert sei. Die Berichte von Mitte November hatten führende FDP-Funktionäre in den letzten Wochen bestritten und als Märchen und sogar Lügen bezeichnet.
    FDP-Generalsekretär Djir-Sarai
    Ein Papier aus der FDP belegt Pläne für einen Rückzug aus der Ampel-Koalition. FDP-Generalsekretär Djir-Sarai zieht nun Konsequenzen - das ganze ZDFheute-live dazu.29.11.2024 | 27:12 min

    Wolfgang Kubicki: "Ich halte das für eine glatte Lüge"

    So hatte etwa Wolfgang Kubicki, der stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP im Podcast von "The Pioneer" zu den Recherchen gesagt: "Ich halte das für eine glatte Lüge." Und weiter:

    Ich kann definitiv ausschließen, dass die Information stimmt, es hätte ein Drehbuch gegeben.

    Wolfgang Kubicki, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP

    Die Berichte von Mitte November bezeichnete er als Märchen. Dabei wird in dem jetzt von der FDP selbst veröffentlichen "D-Day-Papier" tatsächlich genauestens eine PR-Strategie ausgearbeitet, um den Bruch der Ampel herbeizuführen und daraus möglichst viel Kapital für die eigene Partei herauszuschlagen.
    Albrecht von Lucke
    Im Kern ginge es um die Frage wie weit die Parteispitze, insbesondere der Parteivorsitzende Christian Lindner, beschädigt ist, so Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke.29.11.2024 | 3:20 min

    Bijan Djir-Sarai spricht von "Frechheit" - und tritt zurück

    Am 18. November hatte sich Bijan Djir-Sarai, der Ex-FDP-Generalsekretär, im Nachrichtensender "ntv" ebenfalls dazu geäußert, dass in FDP-Kreisen zum geplanten Bruch der Ampel-Koalition der Begriff "D-Day" benutzt worden sein soll:

    Das stimmt nicht, dieser Begriff ist nicht benutzt worden, das ist falsch. Und das, was medial unterstellt wird, ist eine Frechheit.

    Bijan Djir-Sarai, Ex-FDP Generalsekretär

    Djir-Sarai erklärte nun am Freitagmittag seinen Rücktritt.
    FDP-Generalsekretär Djir-Sarai tritt zurück
    FDP-Generalsekretär der Partei, Bijan Djir-Sarai erklärt seinen Rücktritt - seine Stellungnahme im Wortlaut.29.11.2024 | 7:28 min
    Zuvor hatte die Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann, offen seinen Rücktritt gefordert.
    Brandmann selbst hatte noch am 26. November in einem Spitzengespräch mit dem "Spiegel" die Recherchen in Zweifel gezogen und gesagt: "Ich kenne alle Personen, die da bei diesen Gesprächen dabei gewesen sein sollen und ich habe mit diesen Personen gesprochen." Und weiter:

    Alle haben mir gegenüber klargemacht, dass sie davon nichts gewusst haben, dass sie das nicht gesagt haben.

    Franziska Brandmann, Mitglied des FDP-Bundesvorstands

    SGS Zimmermann
    Die Ampel-Koalition ist zerbrochen. Einschätzungen dazu aus Berlin von ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann.07.11.2024 | 1:28 min

    Djir-Sarai entschuldigt sich

    Auch Djir-Sarai bestritt noch am Donnerstag, dass die Parteiführung der FDP über das Strategiepapier zum "D-Day" informiert gewesen sei. "Das Papier ist auf Ebene der Mitarbeiter entstanden. Niemand aus der Führung der FDP kannte das Papier", sagte Djir-Sarai der "Welt".
    Inzwischen hat die FDP dieses Zitat von ihrem Ex-Generalsekretär veröffentlicht:

    Ich habe unwissentlich falsch über ein internes Dokument informiert. Dies war nicht meine Absicht, da ich selbst keine Kenntnis von diesem Papier hatte. Weder von der Erstellung, noch von der inhaltlichen Ausrichtung. Dafür entschuldige ich mich.

    Statement von Djir-Sarai zu seinem Rücktritt

    Auch der FDP-Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann gibt sein Amt auf, wie die FDP am Freitag bekanntgab.
    Bijan Djir-Sarai, FDP-Generalsekretär, spricht während eines Statements in der FDP-Bundesgeschäftsstelle.
    FDP-Generalsekretär Djir-Sarai und Bundesgeschäftsführer Reymann treten zurück. Zuvor war das sogenannte D-Day-Papier mit Austrittsszenarien aus der Ampelkoalition publik geworden.29.11.2024 | 1:30 min
    Dass lediglich Mitarbeiter der Geschäftsstelle der FDP für das "D-Day-Papier" verantwortlich sein sollen, erbost selbst die Vorsitzende der Jungen Liberalen Brandmann: "Weder dieses Papier noch der Umgang damit in den letzten Wochen lassen sich auf Mitarbeitende der Bundesgeschäftsstelle der FDP abwälzen. Der Versuch, das zu tun, ist inakzeptabel. Diese Vorgänge haben unsere Partei viel Glaubwürdigkeit gekostet."

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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