Das steht im "D-Day"-Papier der FDP

    Plan für Ampel-Aus veröffentlicht:Das steht im "D-Day"-Papier der FDP

    Wulf Schmiese
    von Wulf Schmiese
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    Wie raus aus der Ampel? Und wie die "Hoheit der Kommunikation" halten? Die FDP macht ihren zuvor skizzierten "idealen Weg" aus der Koalition publik - inklusive Marketingstrategie.

    Berlin: Christian Lindner (FDP, M), scheidender Bundesminister der Finanzen und FDP-Bundesvorsitzender, äußert sich in der FDP-Parteizentrale bei einer Pressekonferenz.
    Das Ampel-Aus wurde vom Koalitionspartner FDP detailliert geplant, wie die Partei nun selbst offenlegte.28.11.2024 | 1:53 min
    Der Parteichef entschied schließlich selbst: Gebt's raus! Denn wieder fragten große Medien nach weiteren Details zu den "D-Day"-Szenarien der FDP, nach denen sie die Ampel hätte platzen lassen wollen.
    Christian Lindner will mit der überraschenden Freigabe offenbar Legendenbildung verhindern. Dass aus einer flach formulierten Powerpoint-Präsentation nicht im Nachhinein ein "Geheimplan" gemacht wird. Denn der Wahlkampf wird ohnedies schwer genug.

    Präsentation zu "D-Day" enthält mehrere Szenarien

    "D-Day Ablaufszenarien und Maßnahmen" ist die Überschrift der acht unnummerierten Seiten, welche die FDP auf ihre Website gestellt hat. Jeder soll lesen können, dass es Szenarien waren. Überlegungen der Parteistrategen, wie man aus der Ampel käme - und wann "der ideale Zeitpunkt" wäre.
    Ein "avisierter Ausstieg" berge vor und zur US-Wahl Risiken wegen möglichen "chaotischen Zuständen im Falle einer knappen Niederlage Trumps". Eine Woche später sei wiederum schon die Deadline für den Haushalt. Ein konkreter Tag wird nicht genannt in dem Text.
    Bundeskanzler Olaf Scholz (r/SPD) schaut auf Christian Lindner (FDP), ehemaliger Bundesminister der Finanzen im Schloss Bellevue
    Die Medienberichte über den von langer Hand geplanten Bruch hatten bei den ehemaligen Koalitionspartnern SPD und Grünen Empörung ausgelöst. 16.11.2024 | 2:36 min

    "Der ideale Weg" zum Ampel-Aus

    Hingegen aber in waschecht wichtigtuerischer Marketing-Sprache "der ideale Weg" im Falle eines Ausstiegs, "um die Hoheit der Kommunikation zu halten".
    Dazu dann die "D-Day Ablaufpyramide" in vier Phasen:
    1. "Impuls": Der Parteichef, im Papier nur "CL" genannt, gibt ein Presse-Statement: "3-5 gute Argumente, warum Ampel-Aus und rasche Neuwahlen"
    2. "Narrativ setzen": CL versendet ein Video an die Partei
    3. "Narrativ verbreiten", also Argumentationspapiere an die Basis geben, Video-Kacheln, "D-Day Abende" vorbereiten
    4. "Offene Feldschlacht": Community Management, also die digitale Pressearbeit bis in die Kreisverbände
    Zu alledem steht noch ein ausformuliertes "Statement CL" - Lindners Mantra, warum es Wachstum braucht, welches Rot und Grün aber verhindern. Die acht Absätze enden mit einem Vorschlag: "Wir machen den Weg frei zu vorgezogenen Neuwahlen." Und CL fordert die Ampel-Partner auf "mit uns gemeinsam einen geordneten Prozess für vorgezogene Neuwahlen einzuleiten. Wir gehen heute den ersten Schritt."
    Lindners Rede nach seinem Rauswurf aus der Ampel
    Lindner machte den Bundeskanzler für das Scheitern der Ampel-Koalition verantwortlich.06.11.2024 | 4:01 min

    "'Feldschlacht' gegen eine Regierung, der man selbst angehört"

    Es war also auch inhaltlich ein Szenario vorbereitet für den Bruch- aber eben ein Szenario. Abgeschlossen am 5.11., dem Tag, bevor Lindner aus der Koalition flog. Rausgeworfen von Bundeskanzler Olaf Scholz, der zeitgleich schon Szenarien geschrieben hatte - wovon seine Wutrede auch nur eine von drei möglichen war.
    Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil wirft der FDP nun vor, sich einseitig präpariert gehabt zu haben. Die FDP habe eine "'Feldschlacht' gegen eine Regierung, der man selbst angehört" organisieren wollen, postete Klingbeil auf X. "Es ist gut, dass langsam alles herauskommt und die Bürger sich ein Bild machen können."
    Das können sie. Aber es scheint viel technischer und banaler zu sein, als bislang angenommen.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa

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