Ex-Bitkom-Chef Berg: Trump "narzisstischer Deal-Maker"

    Interview

    Digitalexperte zu Trump-Amtszeit:"Nicht wieder wie Kaninchen vor der Schlange"

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    In Kürze wird Donald Trump als US-Präsident vereidigt. Trump sei ein "narzisstischer Deal-Maker", warnt Ex-Bitkom-Chef Achim Berg und rät dazu, die eigenen Stärken auszuspielen.

    Bitkom-Präsident Achim Berg. Archivbild
    Ex-Bitkom-Präsident Achim Berg: "Wir sehen in den USA, welche Ergebnisse eine stark unternehmerisch geprägte Regierung erzielen kann."
    Quelle: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild

    Am kommenden Montag startet Donald Trump in seine zweite Amtszeit. Der Milliardär gab bereits Einblicke in seine außenpolitischen Pläne: In Panama, Grönland und Kanada macht man sich auf etwas gefasst. Derweil attackiert Trumps Partner Elon Musk auf seiner Plattform X europäische Verbündete und mischt sich in den Bundestagswahlkampf ein.
    Im ZDF-Politiktalk "maybrit illner" wird das Thema "Trumps neue Weltordnung - Angriff auf die Verbündeten?" an diesem Donnerstagabend diskutiert. Der ehemalige Bitkom-Chef Achim Berg erklärt im ZDFheute-Interview, ob Trumps Drohungen und Forderungen nur Säbelrasseln sind und was Deutschland von Elon Musk lernen kann.

    Die Sendung "maybrit illner" mit dem Thema "Trumps neue Weltordnung – Angriff auf die Verbündeten?" läuft an diesem Donnerstag, 16. Januar, um 22:15 Uhr im ZDF und der ZDF-Mediathek.

    Es diskutieren: die frühere Grünen-Chefin Ricarda Lang, CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen, der langjährige Diplomat Wolfgang Ischinger, Digitalexperte Achim Berg sowie Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios in Washington.

    ZDFheute: Wie gefährlich sind die Drohungen von Donald Trump, Strafzölle für europäische Waren einzuführen, für die deutsche Wirtschaft?
    Achim Berg: Nach anfänglichem Säbelrasseln hat Trump selbst gemerkt, dass Strafzölle auf breiter Ebene einen deutlich negativen Einfluss auch auf die amerikanische Wirtschaft und die Inflation im eigenen Lande haben werden. Mittlerweile ist er - oder seine Berater - zurückgerudert, und es sind nur noch einige Branchen im Fokus.

    Wir sind gut beraten, wenn wir uns an den rauen, protektionistischen Ton gewöhnen, unsere eigenen Stärken ausspielen und nicht wieder wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen.

    Achim Berg

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    ZDFheute: Wie beurteilen Sie das verbale Großmachtstreben Donald Trumps? Strebt er da gerade eine neue Weltordnung an?
    Berg: Donald Trump ist ohne Zweifel ein erfahrener, allerdings narzisstischer Deal-Maker, dem das eigene Ego das ein oder andere Mal im Wege steht.

    Die Natur eines Deal-Makers ist, zu Beginn unverschämte Forderungen aufzustellen, um dann die Verhandlungen mit deutlichen Vorteilen zu beenden.

    Achim Berg

    Wenn er jetzt Ländern wie Panama, Kanada oder Grönland indirekt militärisch droht, ist das Kalkül, bei möglichen Verhandlungen eine bessere Position zu haben. Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass die Armee seiner Anordnung im Extremfall folgen würde; und ich hoffe sehr, dass ich Recht behalte.
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    ZDFheute: Wenn man auf die erste Amtszeit von Donald Trump schaut, was hat er Ihrer Meinung nach gut gemacht?
    Berg: Trump hat sofort erkannt, wie wichtig eine erfolgreiche, prosperierende Wirtschaft für die Gesellschaft ist. Er kann sich keine sozialen Wohltaten leisten, wenn die Wirtschaft wenig Wachstum zeigt. Die Arbeitslosenquote war gering wie seit 50 Jahren nicht mehr, und die Wall Street hat neue Höchststände erreicht.
    Weiterhin hat er durch Deregulierung Unternehmen speziell im Silicon Valley massiv gefördert. Durch die Senkung von Unternehmenssteuern und einer unterstützenden Energiepolitik hat er die Wirtschaft zusätzlich angekurbelt.
    Es muss allerdings auch erwähnt werden, dass Trumps Umweltpolitik stark kritisiert wurde und auch die Handelskonflikte zu deutlichen wirtschaftlichen Spannungen geführt haben
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    ZDFheute: Kann man denn einen Staat führen wie ein Unternehmen?
    Berg: Wir sehen in den USA, welche Ergebnisse eine stark unternehmerisch geprägte Regierung erzielen kann und welche nicht. Übersetzt auf Deutschland würde ich mir sehr wünschen, dass eine neue Regierung gerade wirtschaftspolitisch deutlich mehr Fach-Know-how aufbauen kann, als das in der aktuellen Regierung der Fall ist.
    Dazu gehört, die Überregulierung konsequent zu verringern, Kapital zu mobilisieren und den Fachkräftemangel zu lindern. Der Mut, auch disruptive Entscheidungen zu treffen, ist uns völlig abhandengekommen.

    Würde ein Unternehmen so agieren wie die letzten Regierungen, wäre es längst vom Markt verschwunden.

    Achim Berg

    Elon Musk auf der linken Seite, rechts daneben Donald Trump.
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    ZDFheute: Und was kann Deutschland von Elon Musk lernen?
    Berg: Ich bin auf der einen Seite fasziniert und auf der anderen Seite auch irritiert von seinen Aktivitäten. Diese unglaubliche Innovationsfreude und Risikobereitschaft, gepaart mit Agilität und visionärem Denken imponiert mir. Er hat das Gefühl für die richtigen Themen, sieht diese sehr klar und lässt sich durch Kritik nicht beirren. Ihn interessieren bürokratische Hürden überhaupt nicht, er setzt einfach schmerzfrei um.
    Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass seine Schwächen in der Personalführung und Kommunikation, seine permanente Einmischung in die Politik und Gesellschaft und sein Kommunikationsstil eigentlich nicht tolerabel sind.
    Das Interview führte Micha Wagenbach aus der Redaktion "maybrit illner".
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