Grüne gegen Faeser-Vorschlag zu Clan-Abschiebungen
Vorstoß des Innenministeriums:Grüne gegen Vorschlag zu Clan-Abschiebungen
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Die Debatte um geeignete Maßnahmen für mehr Abschiebungen geht weiter: Innenministerin Faeser machte dazu einen umstrittenen Vorschlag - zu dem die Grünen nun klar Nein sagen.
Die Grünen sind gegen Pläne einer leichteren Abschiebung von Clan-Mitgliedern.
Quelle: dpa
Die Grünen haben sich gegen einen Vorschlag des Bundesinnenministeriums ausgesprochen, der Abschiebungen von Angehörigen krimineller Clans erleichtern könnte. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland:
"Dazu erwarten wir von der verantwortlichen Innenministerin konkrete, belastbare Vorschläge", sagte Mihalic, die selbst Innenexpertin ist, weiter.
Die deutsche Geschichte "mahnt uns, dass Rechtsstaatlichkeit die eigentliche Brandmauer des Rechtsstaates ist".
Aktuelle und frühere Mitglieder sollen abgeschoben werden können
Ein Diskussionspapier des Ministeriums sieht vor, dass eine Ausweisung bereits möglich sein soll, wenn Tatsachen die Schlussfolgerung rechtfertigen, dass jemand Teil einer kriminellen Vereinigung war oder ist.
Ein Ministeriumssprecher hatte am Montag erläutert, dass eine Abschiebung entsprechend einer solchen Regelung einen klaren Bezug zu kriminellen Aktivitäten voraussetzt. Eine Familienzugehörigkeit zum Clan allein reiche nicht.
Das Innenministerium plant Angehörige von kriminellen Clans auch ohne strafrechtliche Verurteilung abzuschieben. Bisher gilt diese Regelung nur im Bereich der Terrorismusbekämpfung.07.08.2023 | 2:20 min
GdP fordert mehr Instrumente im Kampf gegen Clan-Kriminalität
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) unterstützte den Vorstoß des Innenministeriums. "Die Vorschläge von Innenministerin Faeser gehen in die richtige Richtung. Wir brauchen mehr Instrumente im Kampf gegen Clan-Strukturen", sagte der GdP-Vorsitzende für den Bereich Bundespolizei, Andreas Roßkopf, der "Rheinischen Post".
Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Dirk Peglow, äußerte sich im ZDF ähnlich wie Roßkopf.
Union sieht Wahlkampf-Aussagen
Unionspolitiker stuften die Idee hingegen als ein Wahlkampfmanöver Faesers ein. Nancy Faeser ist Spitzenkandidatin der SPD für die hessische Landtagswahl am 8. Oktober. "Das ist nur eine Ankündigung für den Hessen-Wahlkampf. Ich glaube, in konkreter Substanz wird davon wenig übrig bleiben", sagte der der Innenpolitiker der CDU, Philipp Amthor, dem Fernsehsender Welt.
Ähnlich äußerte sich Nordrhein-Westfalens CDU-Innenminister Herbert Reul. Er sagte der "Bild"-Zeitung:
Amthor wies darauf hin, dass es wegen fehlender Rücknahmeabkommen mit den Herkunftsländern ohnehin schwierig ist, Abschiebungen durchzusetzen. Aber vor allem "der Hahn der ungesteuerten Zuwanderung muss abgedreht werden", sagte er.
Experte spricht von "Geisterdiskussion"
Auch Rechtsexperten äußerten sich skeptisch zu dem Vorschlag. Der Berliner Staatsrechtler Ulrich Battis sagte dem "Tagesspiegel":
Ausweisungen müssten als Eingriff in Grundrechte "immer im Einzelfall gerechtfertigt sein".
Der Asylrechtsexperte Daniel Thym von der Universität Konstanz sagte der Zeitung, die Vorschläge grenzten an eine "Geisterdiskussion". Selbst wenn die Behörden zu dem Schluss kämen, dass ein Grund für eine Ausweisung vorliege, stünde den Betroffenen immer noch der Klageweg offen.