Kanzlerkandidatur der Union: Was ist Markus Söders Plan?
Kanzlerkandidatur der Union:Was ist Söders Plan in der K-Frage?
von Mathis Feldhoff
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Wird Friedrich Merz Kanzlerkandidat der Union oder wirft Markus Söder doch noch seinen Hut in den Ring? Ausgemacht scheint das Duell der Vorsitzenden von CDU und CSU noch nicht.
Entscheidende Tage für CDU-Chef Merz: Markus Söder bekundet nach 2021 erneut Interesse an der Kanzlerkandidatur der Union - was er früher bereits ausgeschlossen hatte.05.09.2024 | 5:27 min
Die Entscheidung soll, ja muss in diesen Wochen fallen. Wer wird Kanzlerkandidat der Union - Friedrich Merz oder Markus Söder? Die Vorsitzenden der beiden Unionsparteien hatten sich darauf verständigt, die Frage jetzt im Spätsommer zu entscheiden und zu verkünden.
Und die Zeit drängt. Schließlich ist am 22. September kalendarischer Herbstanfang. Am Rande der Klausurtagung der Unionsfraktion will Friedrich Merz dazu nicht wirklich etwas sagen, die kontinuierlichen Nachfragen scheinen ihn zu nerven.
Merz will sich nicht äußern
Stattdessen lässt er lieber seinen Stellvertreter und CSU-Mann Alexander Dobrindt die seit Wochen stehende Formel sagen:
"Solange es nicht entschieden ist, ist es offen. Und wann es entschieden wird, den Zeitraum haben wir klar umschrieben. Aus meiner Erinnerung ist das September, Oktober. Das sind so die Monate, über die wir da reden."
Lakonisch ergänzt Friedrich Merz: "Dem ist nichts hinzuzufügen."
Selbstbewusst sucht die Union die Regierungsverantwortung - im Bund und in den Ländern. Doch mit welchem Kandidaten und in welchen Koalitionen?06.09.2024 | 2:09 min
So bringt sich Söder selbst ins Gespräch
Eigentlich wollte Merz die Kandidatenentscheidung längst hinter sich haben. Der CDU-Vorsitzende war immer für eine Entscheidung nach der Europawahl. Markus Söder bestand auf den Termin nach den Wahlen im Osten. Vielleicht auch in der Hoffnung, dass ein schlechtes CDU-Ergebnis Merz schwächen würde.
Dass Markus Söder den eigenen Traum von der Kanzlerkandidatur noch nicht ausgeträumt hat, zeigt sich am Montag, als er bei einem Bierzeltauftritt auf dem Gillamoos sagt:
Ein Satz, der ahnen lässt, dass er sich immer noch für den Besseren hält. Und die Umfragen geben dem CSU-Vorsitzenden durchaus recht. Im aktuellen ZDF-Politbarometer werden ihm die größeren Chancen eingeräumt.
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Nachtreten gegen Laschet
Vielleicht erklärt es auch, warum Söder mit der Bewältigung seiner Niederlage gegen Armin Laschet bei der Kandidatenentscheidung 2021 noch nicht ganz fertig ist. Im Nachtreten gegen den inzwischen auch als CDU-Chef gescheiterten Laschet zeigt er sich jedenfalls konsequent. Söder sagt am Montag im Bierzelt:
Doch damit ein CSU-Vorsitzender Kanzlerkandidat der Union wird, müsste er aus der CDU gerufen werden. Das war bei Franz-Josef Strauß 1980 so und bei Edmund Stoiber 2002. Auch 2012 bei Markus Söder gab es viel Unterstützung aus der CDU.
Eine Mehrheit der Befragten ist unzufrieden mit der Arbeit der Regierung, aber nur 38 Prozent sind der Meinung, die Union würde besser regieren. Das zeigt das ZDF-Politbarometer.
Exklusiv
So ist die Stimmung in der CDU
2024 allerdings gibt es niemanden. Stattdessen haben sich einige CDU-Landesvorsitzende bereits öffentlich auf Merz festlegt. Darunter Sachsens Michael Kretschmer und der Baden-Württemberger Manuel Hagel. Was womöglich auch mit den nicht vergessenen Sticheleien Söders gegen Armin Laschet zu tun hat.
Etwa als er mitten im Wahlkampf dem Unionskandidaten vorwarf, "im Schlafwagen ins Kanzleramt" rollen zu wollen. Und so übernimmt die Rolle des Rufers der bayerische Ministerpräsident für sich selbst.
In der CDU-Spitze schüttelt so mancher den Kopf über dieses Gebaren. Worte wie "peinlich" und "Trauerbewältigung" fallen am Rande der Fraktionsvorstandsklausur von CDU und CSU im brandenburgischen Neuhardenberg.
CDU-Chef Friedrich Merz im Juni über die anstehenden Landtagswahlen im Osten, eine Zusammenarbeit mit dem BSW und öffentliche Debatten über Waffenlieferungen an die Ukraine.23.06.2024 | 20:02 min
Söders Flexibilität
Dass Markus Söder mit der eigenen Haltung ziemlich flexibel umgeht, zeigt ein Zitat des Franken aus einer Sendung mit Markus Lanz im Mai 2023. Damals auf seine Ambitionen angesprochen, sagt Söder:
Auch die Antwort auf die Nachfrage des Moderators, ob er ein Angebot ablehnen würde, lässt eigentlich keinen Spielraum für Interpretationen: "Mal abgesehen davon, dass es nicht kommt, ich stehe da nicht zur Verfügung."
Jetzt, fast 18 Monate später, ist von dieser Absolutheit keine Rede mehr. Im ZDF heute journal verteidigt er seinen Vorstoß:
Als Beleg führt Söder die Umfragen an: "So absurd, so schlecht ist die Idee auch nicht, dass ich nicht auch infrage kommen würde." Fast klingt es so, als wolle er Ende 2025 nicht wieder sagen müssen: "Es war der falsche Kandidat."