Cannabis-Legalisierung: Bangen im Cannabis Social Club

    Union will Legalisierung beenden:Cannabis Clubs: Schon Schluss nach einem Jahr?

    von Fabian Köhler
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    Kiffen ist seit April 2024 legal, wenn man einige Regeln beachtet. Ob es dabei bleibt, handeln Union und SPD gerade aus. Im Cannabis Social Club in Schortens bangen sie.

    Cannabis
    Seit einem Jahr ist das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung in Kraft, steht in den aktuellen Koalitionsverhandlungen aber wieder auf der Kippe. Viele Cannabis-Clubs fürchten um ihre Existenz.28.03.2025 | 1:49 min
    Auf den Cannabis Social Club Niedersachsen deutet kein Schild hin, kein süßlicher Geruch von Gras oder Hasch liegt in der Luft. Alles unaufgeregt alltäglich hier unweit der Nordseeküste: Eine normale Wohnstraße im niedersächsischen Schortens - Einfamilienhäuser aus den 1980er Jahren reihen sich aneinander, gepflegte Vorgärten schimmern in der Frühlingsonne.
    "Genau so soll das auch sein", erzählt der 43-jährige Hendrik Bochers. Seit einem Jahr betreibt er seinen Cannabis Social Club Niedersachsen, kurz CSC. Er ist Geschäftsführer des Vereins mit knapp 200 Mitgliedern.
    In der Nachbarschaft hat sich herumgesprochen, was Clubmitglieder hinter der fensterlosen Stahltür bekommen - aufregen tut das niemanden.

    Ein Gramm Marihuana für 8,50 Euro

    Nur eine Klingel und ein Schild mit der Aufschrift "Zutritt ab 21" lassen vermuten, dass es hier etwas gibt, was nicht jeder bekommen soll. 8,50 Euro kostet das Gramm Gras aktuell, zwei Sorten bewahrt Bochers in Plastikboxen fein säuberlich getrocknet auf. Auch Haschisch bietet der CSC seit wenigen Wochen an. "Die Ware kommt sehr gut an und wir weiten unser Angebot kontinuierlich aus", erzählt Bochers.
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    Online-Plattformen versprechen medizinisches Cannabis für alle, per Selbstdiagnose. Während Ärzte und Unternehmen davon profitieren, warnen schwerkranke Patienten vor Engpässen.18.01.2025 | 1:27 min
    Im Gewächshaus nebenan herrschen hochsommerliche Temperaturen. Naturgeräusche schallen aus Boxen und der Geruch von reifen Cannabisblüten liegt in der Luft. In wenigen Tagen werden sie hier Sorten wie Lemon Shining Silver Haze, Royal AK oder Cookies Gelato ernten. Bochers ist die Freude anzumerken, zwei bis vier Kilogramm werde die Ernte wohl einbringen, erzählt er.

    Anbauvereinigungen: Behörden kontrollieren Cannabis

    In Niedersachsen gehörten der CSC und andere Anbauvereinigungen zu den ersten in Deutschland, die eine Lizenz von den Behörden erhalten hatten. Die Regelungen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Der CSC hatte bereits unangekündigten Besuch der zuständigen Behörde. Alles wurde kontrolliert: die Blüten, der Abfall, die Bücher.
    Es gab keine Auffälligkeiten, das Gras wurde als einwandfrei durch ein Labor bezeichnet. Bochers macht das stolz, ist es doch auch Lohn für die vielen Stunden der tagtäglichen Arbeit.
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    Seit April ist Cannabis legalisiert worden. Doch die meisten Konsumenten sind weiterhin auf den Schwarzmarkt angewiesen, denn die Cannabis-Clubs haben noch keine Genehmigung.10.10.2024 | 2:00 min
    Theoretisch dürfte der CSC an jedes Mitglied 50 Gramm Marihuana pro Monat ausgeben, praktisch nimmt so viel kaum ein Mitglied ab. 10 bis 20 Gramm sind der Durchschnitt je Mitglied, pro Monat, erzählt Bochers. Seitdem der Besitz von Cannabis gelockert wurde, dürfen volljährige Personen 25 Gramm bei sich führen und müssen bei einer Polizeikontrolle nichts befürchten.

    CSU kämpft für eine Abschaffung der Legalisierung

    Während die CSU und allen voran Markus Söder für eine Abschaffung und eine Rücknahme des Gesetzes kämpft, versucht man innerhalb der Bundes-SPD und so auch innerhalb der rot-grünen niedersächsischen Regierungskoalition einen anderen Weg zu finden.
    Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens, die sich selbst nicht als Fan des Gesetzes bezeichnet, fordert Nachbesserungen am bestehenden Gesetz bei der Höchstmenge, die Cannabiskonsumenten besitzen dürfen, sowie mehr Präventionsschutz insbesondere für Kinder und Jugendliche. 

    Das derzeitige Cannabisgesetz hat unsere Erwartungen nicht erfüllt.

    Daniela Behrens (SPD), Innenministerin Niedersachsen

    Der Schwarzmarkt könne durch die bestehenden Regeln nicht eingedämmt werden, die Polizei habe praktisch keine Handhabe aufgrund der Höchstmengen, die Kiffer bei sich haben dürfen.

    "Drogenkriminalität bekämpfen"
    :Union will das Cannabisgesetz reformieren

    Die Union will ans Cannabisgesetz der Ampel ran. Ziel sei es, die "Drogenkriminalität zu bekämpfen und den Jugendschutz zu stärken". Aber wie eine Lösung aussieht, ist unklar.
    Eine Mitarbeiterin des Cannabis-Unternehmens Cantourage hält in der Produktion des Unternehmens getrimmte Cannabis-Blüten in den Händen
    mit Video

    Polizei: Kaum positiver Einfluss auf Drogenkriminalität

    Zwar wurden im Bereich der Drogenkriminalität in Niedersachsen allein in Bezug auf Cannabis mehr als 12.000 Fälle weniger registriert. Doch die Zahlen seien nur auf den ersten Blick erfreulich, sagt der niedersächsische Landespolizeipräsident Axel Brockmann bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2024 für Niedersachsen vor einigen Wochen:

    Wir müssen davon ausgehen, dass die Beschaffung zu einem großen Teil weiterhin auf dem illegalen Markt erfolgen wird.

    Axel Brockmann, Landespolizeipräsident Niedersachsen

    Nach seiner Überzeugung sei "der mit der Teil-Legalisierung noch gewachsene Bedarf weder durch den erlaubten Eigenanbau noch durch die Anbauvereinigungen" zu decken.
    Eine Rücknahme des Gesetzes wäre für alle Anbauvereinigungen ein harter finanzieller Schlag und auch Bochers hofft, dass es so nicht kommt. Er würde sich sogar eine vollständige Legalisierung wünschen.
    Fabian Köhler berichtet aus dem ZDF-Studio in Niedersachsen.

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    Quelle: dpa

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