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Heftiger Schlagabtausch:Politiker der Ex-Ampel streiten im Bundestag
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Im Bundestag fliegen zwischen SPD, Grünen und FDP die Fetzen: Mit Forderungen nach Neuwahlen heizt die FDP die Stimmung an, SPD und Grüne versuchen, den Schaden zu begrenzen.
Christian Dürr, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, in einer emotionalen Rede - Vertrauensfrage erst im Januar sei "kein Zustand".
Quelle: dpa
Mihalic, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, betonte in ihrer Rede, dass die Ampel-Koalition gemeinsam viel erreicht habe. Es sei "wirklich tragisch", dass die FDP nicht mehr die Kraft gefunden habe, diesen Weg weiter mit SPD und Grünen zu gehen. Stattdessen hätten die Liberalen immer wieder "Kompromisse verworfen" und Gesetzesvorhaben im Bundestag blockiert, beklagte Mihalic.
Mit Bier und Schmalzbroten diskutiert die Basis der SPD in Dortmund-Hörde die Zukunft. Während die FDP in Ratingen verunsichert ist, sehen die Oberhausener Grünen eine Chance für einen konzentrierten Wahlkampf. Ein Blick auf die Stimmung an der Basis.08.11.2024 | 2:34 min
Grüne beklagen Provokationen der FDP
Hinzu seien "Provokationen" gekommen wie das "Kahlschlag-Papier" von FDP-Chef Christian Lindner, das Ende vergangener Woche bekannt geworden war. Sie fühle sich an die 2017 geplatzten Gespräche über eine Jamaika-Koalition erinnert, die Lindner abgebrochen hatte:
Kanzler Scholz (SPD) hat sein Kabinett nach dem Rauswurf Finanzminister Lindners (FDP) neu geordnet. Er will erst einmal weitermachen, aber die Rufe nach Neuwahlen werden lauter.07.11.2024 | 3:04 min
FDP gegen Vertrauensfrage erst im neuen Jahr
Ihr antwortete FDP-Fraktionschef Christian Dürr in einer sehr emotionalen Rede. Dürr hatte sich extra kurzfristig auf die Rednerliste setzen lassen. Er berichtete, dass im Koalitionsausschuss am Mittwochabend von der FDP gefordert worden sei, einem "Brechen der Schuldenbremse" für 2025 zuzustimmen, ohne aber wirksame Reformen für Deutschland zu vereinbaren. Das habe "kein Angebot für meine Fraktion" sein können, unterstrich Dürr.
Der FDP-Vorschlag wiederum, dass die Regierung nur geschäftsführend im Amt bleibe, noch einige wichtige Projekte im Bundestag verabschiede und derweil zügige Neuwahlen organisiere, sei abgelehnt worden, beklagte Dürr. Dass Scholz erst im Januar die Vertrauensfrage stellen wolle, sei "kein Zustand" - es müsse viel schneller gehen.
Die Reaktionen auf das Ampel-Aus und die bevorstehenden Neuwahlen sind laut Politbarometer erstaunlich positiv: 84% der Befragten wollen Neuwahlen, die meisten früher als im März.07.11.2024 | 1:34 min
SPD: Neuwahlen müssten "ordentlich vorbereitet" werden
SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese verteidigte Scholz' Plan und wies die Forderung nach "überstürzten Neuwahlen" zurück. Niemand wolle, dass an Weihnachten oder Neujahr Wahlkämpfende an der Tür klingelten. Außerdem müssten Wahlen "ordentlich vorbereitet" werden und dafür bräuchten Länder und Kommunen Zeit, argumentierte der SPD-Politiker.
Es müssten nun allerdings noch "kurzfristige Entscheidungen" getroffen werden, die nicht bis zur Bildung einer neuen Regierung warten könnten. Wiese nannte als Themen unter anderem die Finanzierung des Deutschlandtickets im nächsten Jahr, die Unterstützung für die Ukraine, Entlastungen für die energieintensive Industrie und die Erhöhung des Kindergelds. "Das duldet keinen Aufschub." Wiese rief in diesem Zusammenhang die Unionsfraktion zur Zusammenarbeit auf.
"Wir wollen verantwortungsvoll handeln", so SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Das sei kein leichter Prozess. Man wolle sich Zeit nehmen, wichtige Projekte auf den Weg zu bringen.07.11.2024 | 5:22 min
CDU, AfD und BSW fordern sofortige Neuwahlen
Deren parlamentarischer Geschäftsführer Thorsten Frei (CDU) forderte aber ebenfalls zügige Neuwahlen. "Wir brauchen schnell eine neue, stabile Mehrheit und einen neuen Bundeskanzler für dieses Land", sagte er. Frei attackierte Scholz scharf. Dieser versuche die FDP zum "Sündenbock" zu machen. Zutreffend sei vielmehr:
Auch der AfD-Parlamentsgeschäftsführer Bernd Baumann forderte "sofortige Neuwahlen", ebenso wie der Vizevorsitzende der Gruppe BSW, Klaus Ernst. Es sei "nicht vernünftig, einen Stillstand zu haben", sagte Ernst. Dagegen sagte die Vorsitzende der Gruppe Die Linke, Heidi Reichinnek, sie verstehe zwar alle Wahlberechtigten, "die schnell Klarheit wollen". "Aber so eine Wahl organisiert man nicht von heute auf morgen", gab sie zu bedenken. Das Verfahren müsse "geordnet ablaufen".
Quelle: AFP
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