Antarktis: Forschung auf der Neumayer-Station III

    Klimawandel in der Antarktis:Polarforschung: Arbeiten im ewigen Eis

    von Katharina Weisgerber
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    Extreme Kälte, gefährliche Stürme - die Antarktis ist faszinierend und herausfordernd zugleich. Dennoch leben und arbeiten Forscher ganzjährig auf der Neumayer-Station III.

    Antarktis-Forschungsstation Neumayer 3
    Die Antarktis-Forschungsstation Neumayer III soll noch bis mindestens 2035 im Dienst bleiben.
    Quelle: Imago

    Ohne die richtige Ausrüstung ist das ewige Eis tödlich, doch seine Datenschätze sind unverzichtbar. Seit 2009 ist die Neumayer-Station III, auf dem Ekström-Schelfeis an der Küste des östlichen Weddel-Meeres gelegen, die Basis deutscher Foschung in der Antarktis. Betrieben vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), ist von hier aus das Meereis in wenigen Minuten erreichbar und Eisbrecher wie die "Polarstern" können quasi vor der Haustür anlegen.

    Innovative Bauweise erforderlich

    Rund 40 cm schiebt sich das rund 200 Meter dicke Schelfeis jeden Tag in Richtung Küste, dazu kommt ein schier endloser Zutrag an Schnee. Im Gegensatz zu ihren beiden Vorgängerstationen, die durch den Schnee zerdrückt zu werden drohten, steht Neumayer III auf einer Plattform oberhalb der Schneeoberfläche und wird von 16 hydraulischen Stützen getragen. So wächst die Forschungsstation mit der Schneedecke und thront sechs Meter über dem Eis.
    Im Gegensatz zu den früheren Röhrenbauten verfügt die Station über 55 Fenster. Ein Gewinn an Lebensqualität für die Wissenschaftler, weiß Tim Heitland, der bereits fünfmal als Expeditionsleiter auf der Neumayer-Station III war.

    Fenster führen dazu, dass man Licht und Luft einlassen kann. Man kann es damit vergleichen, ob man mit einem U-Boot unterwegs ist oder mit einem Segelschiff.

    Tim Heitland, AWI-Expeditionsleiter

    Mindestens bis 2035 soll die Forschungsstation im Dienst bleiben, dann droht das Schelfeis, auf dem sie mit ihren 2.300 Tonnen Gewicht steht, an der Meereskante als Eisberg abzubrechen.
    Die Antarktis ist von riesigen Eisplatten umgeben. Dieses Schelfeis schützt die Gletscher des Kontinents. Doch es schmilzt durch die Klimaerwärmung. Die Gletscher auf dem Kontinent drohen ohne Schelfeis ins warme Meer abzuschmelzen, wodurch der Meeresspiegel noch schneller steigt.

    Rasante Eisschmelze auch in der Antarktis befürchtet

    Ist von Klimawandel und Erderwärmung die Rede, dann betrifft dies nicht nur die Arktis, auch wenn die Eisschmelze im Nordpolarmeer schneller sichtbar ist. Die Antarktis reagiert träger auf Temperaturveränderungen, erklärt AWI-Expeditionsleiter Heitland: "Die Veränderungen sind etwas subtiler, aber sie sind natürlich da. Wo man es ganz dramatisch sieht, ist an der antarktischen Halbinsel, dem Zipfel Richtung Südamerika. Dort sieht man ein heftiges Abschmelzen der Eismasse."
    Ein Expeditionsschiff fährt an einem riesigen Gletscher vorbei.
    Die Antarktis ist anders entstanden als gedacht. Das haben Forscher durch Bohrungen und Modellierungen herausgefunden. Es könnte gravierende Auswirkungen im Klimawandel haben.05.07.2024 | 3:40 min

    Die Antarktis, ein einmaliges Forschungsgebiet

    Größer als Australien, ist die Antarktis komplett mit Schnee und Eis bedeckt. Menschenleer bis auf 40 ganzjährig betriebene Forschungsstationen bietet sie ideale Voraussetzungen für zahlreiche Forschungsprojekte. "Der Kontinent ist riesig. Das macht das, was man dort erforscht, einfach so wertvoll, weil es von dort fast keine Daten gibt", sagt Tim Heitland. "Der Kontinent hat Einfluss auf das gesamte weltweite Wetter und damit auf das Klima." In der Antarktis ist die Luft sehr sauber.
    Zsofia Juranyi arbeitet derzeit in der Antarktis. Die Atmosphärenphysikerin leitet das Spurenstoff-Observatorium. Die Luft in der Antarktis ist extrem sauber, eine natürliche Referenzatmosphäre.

    Generell gibt es hier nur ganz wenig Messungen von Aerosolen in der Luft, das macht die Arbeit hier so wertvoll. Die Messungen helfen dabei, den Klimawandel besser zu verstehen.

    Zsofia Juranyi, Atmosphärenphsyikerin

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    Bereits seit 1981 sammelt das Alfred-Wegener-Institut mit dem Meteorologie-Observatorium kontinuierlich Daten für die Klimaforschung. Täglich starten Radiosonden an einem Wetterballon, messen Temperatur, Luftfeuchte, Luftdruck und Wind. Das geophysikalische Observatorium misst die Veränderungen des Magnetfelds der Erde in einer zehn Meter tiefen Eishöhle.
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    Quelle: dpa

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