Flugblatt-Affäre: Knobloch lehnt Aiwanger-Entschuldigung ab

    Flugblatt-Affäre:Knobloch lehnt Aiwangers Entschuldigung ab

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    Charlotte Knobloch lehnt eine Entschuldigung von Freie-Wähler-Chef Aiwanger ab. Für Ministerpräsident Söder gibt es jedoch Rückendeckung - auch von Zentralratspräsident Schuster.

    Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern
    Charlotte Knobloch, Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern
    Quelle: imago/Christine Roth

    Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, hat nach eigenen Worten eine Entschuldigung Hubert Aiwangers abgelehnt. Im Deutschlandfunk sagte sie am Montag, der Freie-Wähler-Vorsitzende habe sich bei ihr gemeldet.

    Ich habe ihm meine Meinung zu ihm, zu seiner Person, ganz klar erklärt. Ich habe die Entschuldigung nicht angenommen.

    Charlotte Knobloch

    Es seien "entsetzliche Worte", die im Raum stünden, sagte sie zu den Vorwürfen rund um ein antisemitisches Flugblatt aus Aiwangers Schulzeit.

    Dass das einer Katastrophe gleicht für einen Menschen, der so viel Verantwortung hat wie ein Vizepräsident eines Bundeslandes, das ist normalerweise nicht zu akzeptieren.

    Charlotte Knobloch

    Knobloch stellt sich hinter Söders Entscheidung

    Knobloch sagte aber auch, dass sie die Entscheidung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Aiwanger im Amt zu belassen, akzeptiere. Söder habe politisch entschieden, "und zwar mit Abscheu". Insofern stehe sie hinter dem Ministerpräsidenten.
    Aiwanger hätte eine Entlassung im Wahlkampf ausgenützt und hätte damit wohl auch Erfolg gehabt, sagte sie. "Und das wäre die noch größere Katastrophe gewesen." Mit Blick auf die Gegenwart und die Zukunft habe Söder richtig entschieden.

    Aiwanger ist Aiwanger und wir werden ihn nicht erziehen und wir werden ihn auch nicht verändern.

    Charlotte Knobloch

    Söder hatte am Sonntag verkündet, Aiwanger trotz der Flugblatt-Affäre im Amt zu belassen und die Koalition mit den Freien Wählern auch nach der Landtagswahl am 8. Oktober fortsetzen zu wollen.
    Fall Aiwanger: "Es bleibt ein Restrisiko"
    "Markus Söder hat das Schicksal der CSU und damit auch sein eigenes an die Glaubwürdigkeit von Aiwanger gehaftet", so Leifert.04.09.2023 | 2:55 min

    Schuster: Söder-Entscheidung "nachvollziehbar"

    Auch der Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, zeigte Verständnis für Söders Festhalten an Aiwanger. "In der Gesamtbetrachtung ist die Entscheidung des Ministerpräsidenten für mich nachvollziehbar", sagte Schuster am Montag laut Mitteilung. Der Umgang Aiwangers mit den Vorwürfen bleibe irritierend. "Immer wieder betonte er eine politische Kampagne gegen ihn als Person und konnte sich erst spät zu einer Entschuldigung durchringen."

    Ich vermisse bisher bei Hubert Aiwanger eine wirkliche innere Auseinandersetzung mit den Vorwürfen und seinem Verhalten zur Schulzeit.

    Josef Schuster

    Im heute journal sagte Schuster am Freitagabend: "Was mich ehrlicherweise am meisten erschüttert, ist der Umgang Aiwangers mit diesen Vorwürfen, die nunmehr seit einer Woche im Raum stehen und von denen er selbst bereits vorab wusste". Er finde es problematisch, "dass direkt in einem Atemzug mit dieser Entschuldigung wieder das Thema kommt, dass er das Ganze als eine Kampagne gegen sich sieht".
    Presseschau mit Henrike Roßbach
    "Es ist schon so, dass Söder sich sehr stark an die Freien Wähler und an Aiwanger gekoppelt hat mit seiner Entscheidung", so Henrike Roßbach von der Süddeutschen Zeitung.04.09.2023 | 3:58 min
    Presseschau zur "Causa Aiwanger":

    Friedmann: Söder auf "Gedeih und Verderb" abhängig

    Mit dem Festhalten an seinem Vize Hubert Aiwanger habe sich Söder von diesem abhängig gemacht, sagte Publizist Michel Friedmann. "Letztendlich wird Herr Aiwanger die Regierung stellen und nicht Herr Söder, denn Herr Söder hat sich damit auf Gedeih und Verderb von Herrn Aiwanger abhängig gemacht", sagte Friedman am Montag im WDR-"Morgenecho".
    Viele machten in der Jugend einen Fehler, sagte Friedman. Die Frage sei aber, wie man dann als Erwachsener damit umgehe. Aiwanger stelle sich als Opfer einer Schmutzkampagne dar und drehe die ganze Sache damit praktisch um. Für Friedman hingegen steht fest:

    Er ist kein Opfer, er ist ein Täter.

    Michel Friedman

    Aiwangers Entschuldigung
    :Zentralratspräsident: "Macht Opfer zu Tätern"

    Freie Wähler-Chef Aiwanger fühlt sich - trotz seiner Entschuldigung - als Opfer der Flugblatt-Affäre. Der Präsident des Zentralrats der Juden sieht eine "Täter-Opfer-Umkehr".
    Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, aufgenommen am 19.04.2023
    Interview
    Quelle: dpa, AFP, epd

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