Pflichtversicherung: Keine Einigung bei Bund-Länder-Treffen

    Schäden durch Extremwetter:Bund lehnt Pflichtversicherung weiter ab

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    Bund und Länder können sich nicht auf eine Hochwasser-Versicherungspflicht einigen. Die von der Ampel vorgeschlagene Angebotspflicht reicht den Ministerpräsidenten nicht aus.

    Stephan Weil, Olaf Scholz und Boris Rhein bei der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin
    Eine Pflichtversicherung für Elementarschäden konnten die Länder beim Bund-Länder-Gipfel nicht durchsetzen. Der Bund will lediglich eine Angebots-Pflicht der Versicherer umsetzen.21.06.2024 | 0:21 min
    Die Bundesregierung gibt der Forderung der Länder nach einer bundesweit geltenden Pflichtversicherung gegen Hochwasser- und andere Elementarschäden nicht nach. Der federführend zuständige Bundesjustizminister, Marco Buschmann, begründete am Donnerstagabend die ablehnende Haltung der Regierung folgendermaßen:

    Die aus dem Länderkreis geforderte Pflichtversicherung würde das Wohnen in Deutschland teurer machen, eine große Bürokratie nach sich ziehen und den Staat nicht aus der finanziellen Haftung nehmen.

    Bundesjustizminister Marco Buschmann

    Bei dem Treffen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Ministerpräsidenten sei aber vereinbart worden, zu der Frage weiter im Gespräch zu bleiben. "Uns verbindet, dass wir den Schutz vor Elementarschäden und ihren Folgen verbessern wollen, beim Weg sind wir uns nicht einig", sagte der FDP-Politiker.
    Eine Verpflichtung der Versicherer, jedem Gebäudebesitzer eine Versicherung gegen Elementarschäden anzubieten, sei aus seiner Sicht eine bessere Lösung, für die er weiter werben wolle. Kanzler Scholz sagte nach dem Treffen mit den Ministerpräsidenten: "Alle müssen ein Angebot kriegen."
    GERMANY-GOVERNMENT-POLITICS-REGIONAL
    Asylverfahren in Drittstaaten, Bezahlkarte für Geflüchtete und Pflichtversicherung für Elementarschäden – das sind die Themen, die die Länderchefs mit Kanzler Scholz besprechen.20.06.2024 | 1:38 min

    Rhein: Angebotspflicht reicht nicht aus

    Die von der Bundesregierung vorgeschlagene Angebotspflicht reicht den Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer allerdings nicht aus. "Freiwilligkeit wird das Problem der mangelnden Versicherungsabdeckung nicht lösen. Wir halten eine Pflichtversicherung weiter für richtig", sagte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) nach der Konferenz der Länderchefs. Sie würden jetzt in einen Arbeitsmodus gemeinsam mit der Bundesregierung einsteigen, um zu einer Lösung zu kommen.
    Die Versicherungsquote, die nach Branchenangaben derzeit bei 54 Prozent liegt, steige trotz Katastrophen wie im Ahrtal nur um ein bis zwei Prozent pro Jahr an. "Das ist zu wenig und das geht deutlich zu langsam", sagte Rhein.

    Und am Ende zahlt natürlich immer die Zeche der Steuerzahler, egal ob es ein Steuerzahler ist, der eine Versicherung hat oder der keine Versicherung hat. Und das ist aus unserer Sicht falsch.

    Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU)

    SGS Banerjee
    Bei der Ministerpräsidentenkonferenz debattieren die Länder über eine Einführung einer Hochwasser-Pflichtversicherung. Worum es dabei geht, berichtet Shakuntala Banerjee.20.06.2024 | 1:02 min

    Grünen-Politiker Benner: Prämie nicht komplett an Mieter weiterreichen

    Auch der Grünen-Rechtspolitiker Lukas Benner sprach sich für eine bundesweite Versicherungspflicht gegen Elementarschäden aus. Er sagte: "Mit der richtigen Ausgestaltung fördert sie Prävention und gewährleistet Planungssicherheit für Betroffene sowie eine solidarische Kostenverteilung."
    Der Bundestagsabgeordnete sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Die Prämie sollte nicht komplett an die Mieter weitergereicht werden können." Da, wo aufgrund eines hohen Risikos extrem hohe Prämien gefordert würden, sollte man zwischen Bestandsgebäuden und Neubau differenzieren, um gerechte Lösungen zu finden.








    Länder fordern gesetzliche Regelung für Pflichtversicherung

    Die Länder fordern den Bund schon länger auf, eine gesetzliche Regelung zur Einführung einer bundesweiten Pflichtversicherung für Elementarschäden zu schaffen, die auch Sturmflutschäden umfassen soll. Nach den Vorstellungen der Länder sollen die Unternehmen jedem Hauseigentümer, der sich gegen Elementarschäden versichern will, einen Vertrag anbieten müssen.
    Bisher finden Hausbesitzer für Gebäude in stark hochwassergefährdeten Gebieten teils keine Versicherung, die das hohe Risiko übernehmen will. Nur etwa die Hälfte der in Deutschland stehenden privaten Gebäude ist elementarversichert.
    SGS Slomka x Horneffer
    "Die Häufung solcher Wetterextremereignisse ist sehr wohl mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen", sagt ZDF-Meteorologin Katja Horneffer zur Hochwasserlage in Süddeutschland.03.06.2024 | 3:34 min
    Quelle: dpa, Reuters

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