Englands Kommunalwahlen: Sadiq Khan und die Labor Partei

Es ist ein wichtiger Stimmungsbarometer, wenn heute Millionen Wahlberechtigte in England bei den Lokalwahlen an die Urne gehen, um in rund einem Drittel der Gemeinden die Vertreter der Kreis- und Stadtparlamente zu bestimmen. Noch in diesem Jahr könnten neue Parlamentswahlen anstehen. Aber in zehn Großstadtbezirken werden auch die Bürgermeister bestimmt. Dabei stellen sich mehrere sehr prominiente Politiker zur Wiederwahl.

Unter ihnen im Großraum Manchester der Labour-Politiker Andy Burnham, landesweit als Fürsprecher des oft vernachlässigten Norden Englands anerkannt und ehemaliger Gesundheitsminister.

In Großbritanniens zweitgrößter Stadt Birmingham im Verbund mit Wolverhampton und Coventry tritt der Konservative Andy Street an. Der ehemalige Chef einer beliebten Kaufhauskette genießt über die Parteigrenzen hinweg einen Ruf als pragmatischer 'Macher'. Sollte er seinen Posten verlieren, wäre das ein katastrophales Signal für Premierminister Rishi Sunak und seine Partei.

Eine Bürgermeisterwahl ist jedoch besonders im Fokus: In der Hauptstadt London steht Sadiq Khan von der Labour-Partei möglicherweise vor einer dritten Amtszeit. Das hat es in der Themse-Metropole noch nicht gegeben. Und die Chancen für den Muslim und - wie er selbst nicht müde wird, hervorzuheben - Sohn eines Busfahrers, stehen gut. In den Umfragen liegt Khan deutlich vorn. Seiner Hauptkonkurrentin, der Tory-Kandidatin Susan Hall, scheint es bisher nicht gelungen zu sein, ausreichende Bekanntheit zu erlangen.

Bei den Themen, die die Londoner in erster Linie beschäftigen, nehmen laut des Meinungsforschungsinstituts YouGov die hohen Lebenshaltungskosten einen klaren Spitzenplatz ein. Gefolgt von Kriminalität und Polizeifragen. In beiden Fällen kann Khan nur eine gemischte Bilanz vorweisen, verweist dabei aber auch immer wieder gerne auf mangelnde Unterstützung seitens der Zentralregierung in der Downing Street.

Auffällig ist, dass Khans Beliebtheitswerte gegenüber den letzten Wahlen 2020 Jahren gesunken sind. Khan hat es in den letzten acht Jahren offenbar nicht geschafft, ein nachhaltiges Profil zu entwickeln. Dass er gegen den landesweiten Trend hin zu Labour sein Amt verlieren sollte, ist jedoch äußerst unwahrscheinlich. Und vielleicht sehnen sich die Londoner einfach auch nur nach ein wenig Beständigkeit und Berechenbarkeit. Zur Erinnerung: Khans Vorgänger im Amt hieß Boris Johnson.