USA: Trump-Hochburg verhindert Abschiebung

Festnahme ohne klare Begründung:Trump-Hochburg rettet Familie vor Abschiebung

von Clara Veihelmann, New York City
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Nachdem drei Schüler und deren Mutter von einer US-Behörde festgenommen wurden, kämpfte eine Gemeinde erfolgreich für deren Freilassung. Nun sind die Kinder zurück in der Schule.

US-Präsident Donald J. Trump bei einem Kabinettsmeeting
Die Gemeinde Sackets Harbor liegt in Jefferson County, einer Trump-Hochburg im US-Bundesstaat New York.
Quelle: action press

Bei der Durchsuchung einer Milchfarm in Sackets Harbor, einem kleinen Ort im US-Bundesstaat New York, sollte eigentlich ein Mann aus Südafrika festgenommen werden. Der Vorwurf: Verbreitung von Kinderpornografie.
Doch die Beamten der US-Behörde Immigration and Customs Enforcement (ICE), die Teil des US-Innenministeriums ist, nahmen insgesamt sieben Menschen fest, darunter nicht nur der Mann aus Südafrika, sondern auch eine bei der Farm angestellte Mutter und deren drei Kinder.
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Die Begründung für die Festnahme variierte. Die Behörde für Grenzschutz sagte einem US-Radiosender, die Familie sei Teil "eines Abschiebeverfahrens". Der Grenzschutzbeauftragte der Trump-Administration Tom Homan erklärte dagegen, dass die Familienmitglieder mögliche Zeugen im Fall gegen den Beschuldigten aus Südafrika seien.

Festnahmen unter Trump: Schule organisiert Widerstand

An der Schule der Kinder löste die Nachricht der Festnahme einen Schock aus. Die Schulleiterin der Sackets Harbor Central School, Jaime Cook, und ihr Kollegium sollen sofort begonnen haben, den Ort zu mobilisieren und lokale Bundesvertreter zu kontaktieren, wie die Washington Post berichtet. Nachdem dem Lehrpersonal von diesen demzufolge versichert wurde, dass sich um das Anliegen gekümmert werde, passierte aber wohl zunächst nichts.

Unterdessen postete der US-Grenzschutz zuletzt gemeinsam mit dem Account des Weißen Hauses ein Instagram-Reel, das einen weißen Van der Grenzschutzbehörde zeigt. Unterlegt ist das Video mit dem Song "Kickin' You Out“ von Mohtiv. Die Caption liest: "Alexa, play 'Kickin' You Out'…" Bereits vergangene Woche hatte das Weiße Haus über Instagram dazu aufgerufen, Menschen, die sich vermutlich illegal in den USA aufhalten, über eine Telefonnummer, die TipLine, zu melden.

Durch eigene Recherchen fanden die Lehrer demnach heraus: Die Mutter und ihre Kinder wurden nach Texas in ein Abschiebezentrum für Familien gebracht. In einem offenen Brief schreibt die Schulleiterin: "Die Tatsache, dass unsere Schüler mit Handschellen gefesselt und in denselben Wagen wie der mutmaßliche Kriminelle von der anderen Straßenseite gesteckt wurden, ist unanständig."
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Gouverneurin von New York schaltet sich ein

Die Gemeinde wehrte sich gegen die Festnahme der Kinder. Laut dem North County Public Radio schlossen sich fast 1.000 Menschen zusammen und protestierten. Am 14. April folgte dann die erlösende Nachricht: Die Familie soll freigelassen und zurückgebracht werden. Warum die Wendung? Das erklärt die Behörde bisher nicht.
Die Gouverneurin des Bundesstaats New York, Kathy Hochul (Demokraten), äußerte sich so zu dem Vorfall: "Ich kann mir nicht vorstellen, welches Trauma diese Kinder und ihre Mutter empfinden, und ich bete, dass sie nach ihrer Rückkehr nach Hause wieder gesund werden können."

Jefferson County, in welchem die Kleinstadt Sackets Harbor liegt, gilt als die Republikaner-Hochburg in New York State. Bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr gewann Donald Trump hier mit 61,33 Prozent der Wählerstimmen.

Der umstrittene und sogenannte "Grenz-Zar“ Tom Homan, der als Hauptverantwortlicher für die Abschiebepolitik der Trump-Administration gilt, stammt aus einem Nachbarort und besitzt ein Haus in Sackets Harbor. Er war es, der 2017 die Trennung von Kindern illegaler Einwanderer von deren Eltern durchsetzte.

Bemühungen um legalen Aufenthaltsstatus in den USA

Laut US-Medienberichten hatte sich die Familie offiziell um ihren legalen Status bemüht und war bereits bei Gerichtsterminen in New York erschienen. Woher die Familie ursprünglich kommt, wird offiziell nicht genannt - aus Sorge vor weiteren Anfeindungen.
Die Schulleiterin erklärt im Gespräch mit NBC, dass sich die Mutter und Kinder nichts zu Schulden hätten kommen lassen. In einem Interview mit NPR sagte Cook:

Als sie diese Familie festnahmen, fühlte es sich nicht an, als wären es "die Anderen". Es fühlte sich nach unseren Kindern an.

Jaime Cook, Schulleiterin der Sackets Harbor Central School

Nun sind die Kinder zurück im Klassenraum und der Glaube an die Kraft der Gemeinschaft gestärkt: "Ich bin einfach erstaunt, was eine kleine Gruppe von Menschen erreichen kann, wenn sie sich einfach weigert, aufzugeben" sagte Cook der Washington Post.
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Quelle: dpa

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