Selenskyj: Bevölkerung müsste Gebietsabtretungen zustimmen
Ukrainischer Präsident:Selenskyj spricht über Gebietsabtretungen
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Wolodymyr Selenskyj will nicht auf Gebiete verzichten, die laut Verfassung zur Ukraine gehören. Solchen Gebietsabtretungen an Russland müsse ohnehin die Bevölkerung zustimmen.
Wolodymyr Selenskyj: Niemand hat der Ukraine bislang offiziell etwas angeboten.
Quelle: dpa
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will auf Gebietsabtretungen im Zuge einer möglichen Friedenslösung mit Russland nicht eingehen, ohne dass das Volk dem zustimmt.
Der Zeitung "Le Monde" und anderen französischen Medien sagte Selenskyj in einem Interview:
Sie werden mitten im Krieg erwachsen – Jugendliche in der Ukraine. ZDF-Reporterin Anne Brühl ist in Charkiw und will wissen: Wie gehen die jungen Menschen damit um? 30.07.2024 | 2:33 min
Selenskyj: Putin würde ukrainischen Gebietsverzicht als Sieg sehen
Niemand habe der Ukraine bislang offiziell etwas angeboten. "Und die Ukraine wird niemals auf ihre Gebiete verzichten. Die Machthaber haben offiziell nicht das Recht, auf ihre Gebiete zu verzichten. Dazu muss das ukrainische Volk dies wünschen", sagte Selenskyj. Außerdem sei zu bedenken, dass Russlands Präsident Wladimir Putin solch einen Schritt als Sieg sehen würde.
Wie nehmen die Menschen in der Ukraine diese Aussagen auf? "Selenskyjs Äußerungen haben in der Ukraine keine höheren Wellen geschlagen", erklärt ZDF-Korrespondentin Anne Brühl in Odessa. "Weil er das sagt, was er immer sagt: Es geht um die territoriale Integrität der gesamten Ukraine - und dazu gehören die von Russland okkupierten Gebiete: die Krim, große Teile von Donezk und Luhansk, Teile von Cherson und Sapporischschja."
Menschen, die aus ihren Heimatdörfern nahe der Frontlinie geflohen sind, bekommen in Charkiw Unterstützung.29.07.2024 | 2:10 min
Selenskyj will Russland am Verhandlungstisch
Artikel 73 der Verfassung der Ukraine lässt Gebietsveränderungen nur nach einem landesweiten Referendum zu. Im Verfassungsartikel 133 sind zudem alle Gebiete einschließlich der von Russland beanspruchten Halbinsel Krim mit der Stadt Sewastopol und die Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja aufgezählt. Für Verfassungsänderungen ist außerdem eine Zweidrittelmehrheit im Parlament notwendig.
Bei künftigen Friedensberatungen sollte Russland mit am Tisch sitzen, sagte der ukrainische Präsident. "Ich bin - wie die meisten Länder - der Ansicht, dass beim zweiten Friedensgipfel im November Vertreter Russlands anwesend sein sollten, da wir sonst keine tragfähigen Ergebnisse erzielen werden."
Wenn alle Russland am Verhandlungstisch sehen wollten, dann könne die Ukraine nicht dagegen sein.
ZDF-Korrespondentin: "Menschen sehnen sich nach Frieden"
Es sei auffällig, dass der Begriff "Frieden" in der Ukraine wieder Konjunktur habe, berichtet Anne Brühl mit Blick auf Selenskyjs Interview. "Aus ukrainischer Sicht heißt das: ein 'gerechter Frieden'. Das ist die Botschaft, die Selenskyj in den Ohren und Herzen der Weltgemeinschaft platzieren will: Dass Putins blutiger Angriffskrieg nicht noch belohnt wird, dass Völkerrecht auch für die Ukraine gilt."
Fast zweieinhalb Jahre Krieg hätten sich bei den Ukrainern eingebrannt: "Luftalarm, Raketenbeschuss, blutige und verlustreiche Kämpfe entlang der Front. Die Menschen hier sehnen sich nach einem Ende des Kriegs, nach Frieden - nach Sicherheit", erklärt Brühl.
Viele Ukrainer sind durch den Russischen Angriffskrieg nach Charkiw geflohen. Aber auch dort gehören Raketeneinschläge zum Alltag.28.07.2024 | 1:31 min
Hoffen auf Angriffsfreigabe für russisches Gebiet
Um den von Russland vor zweieinhalb Jahren begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine besser abwehren zu können, hofft Selenskyj auf die Erlaubnis, militärische Ziele in Russland mit amerikanischen und europäischen Langstreckenraketen anzugreifen. "Leider haben unsere Partner derzeit noch Angst davor."
Von China wünscht Selenskyj sich unterdessen gezielten Druck auf Moskau. "Ich wünschte, es würde Druck auf Russland ausüben, um diesen Krieg zu beenden. So wie die USA Druck ausüben. So wie die Europäische Union Druck ausübt."
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.