Die TikTok-Uhr tickt: Wird die App in den USA verboten?
Kongress verabschiedet Gesetz:Verbot in den USA? Die TikTok-Uhr tickt
von Sophie Steinfeld und Benjamin Daniel
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Der US-Kongress hat ein Gesetz verabschiedet, das ein Verbot von TikTok in den USA zur Folge haben könnte. ZDFheute hat mit Kritikern, Befürwortern und Experten gesprochen.
Die USA haben TikTok ein Utimatum gestellt: Löst die Plattform sich nicht vom chinesischen Eigentümer ByteDance, soll die App in Amerika verboten werden. 24.04.2024 | 5:55 min
Duke Moore ist Steuerberater. Vor gerade mal fünf Jahren war er pleite und sogar obdachlos, nachdem er seinen alten Job hingeschmissen hatte. Dann kam ihm die Idee, seine eher trockene Expertise mit Humor zu verbinden. Das kam vor allem bei der Community auf TikTok gut an. Allein dort hat er mittlerweile mehr als dreieinhalb Millionen Follower.
Die Diskussion um ein mögliches landesweites Verbot der Plattform verfolgt der 29-Jährige genau. Die USA stellen dem beliebten Onlinenetzwerk ein Ultimatum: Entweder es löst sich binnen eines Jahres vom staatsnahen, Mutter-Konzern Bytedance aus China oder es wird in den USA aus den Google- und Apple-App-Stores verbannt.
Der Bundeskanzler tritt seit kurzem auf TikTok auf, obwohl Bedenken gegenüber der Plattform bestehen. Ein digitaler Drahtseilakt für das Kanzleramt und alle anderen Nutzer.13.04.2024 | 2:45 min
Auch Präsident Biden will Gesetz zustimmen
Nach dem US-Repräsentantenhaus billigte am Dienstag auch der US-Senat den entsprechenden Gesetzesentwurf. US-Präsident Joe Biden hat bereits angekündigt, er werde es unterzeichnen. Kritikern geht es vor allem um die vielen Daten, die China mittelbar durch die Plattform über amerikanische Nutzer sammelt und auswertet.
Den TikToker Duke Moore stört das allerdings nicht: "Solange man mir keine konkreten Beweise präsentiert, sehe ich das Problem nicht. Ich wäre absolut bereit, meine Meinung zu ändern. Ich verteidige TikTok nicht nur, weil es mir hilft. Ich würde einfach gerne wissen, was das eigentliche Problem ist. Sagt es mir. Ansonsten stehe ich weiter dahinter."
Tiktok-Chef Shou Chew will sich gegen das US-Gesetz wehren, das die Kurzvideo-App unter Kontrolle amerikanischer Investoren bringen soll.14.03.2024 | 2:25 min
Experte: "Verbot unwahrscheinlich"
James Lewis arbeitet für die Denkfabrik "CSIS" in Washington. Ein Verbot ist für den Technologie-Experten unvereinbar mit der Redefreiheit. Er hält einen Börsengang für realistisch.
Nur so könne man das Unternehmen unabhängiger von China machen und damit auch die Gefahr von Wahlkampfeinmischung eindämmen: "China sammelt persönliche Daten von TikTok-Nutzern. Das stellt ein großes Risiko dar. Was kann man also tun? Der einzige Weg, das Risiko einzudämmen, ist, die Verbindung zu China zu kappen, denn die chinesische Regierung hat nun mal große Kontrolle über solche Konzerne. Und so wird nun versucht, TikTok zum Verkauf zu zwingen."
"Inhalte, die süchtig machen, müssen unterbunden werden", so der EU-Abgeordnete Andreas Schwab (CDU). Plattformen müssten Vorsichtsmaßnahmen einleiten, sonst drohten Strafen. 20.02.2024 | 5:09 min
Strengere Regulierung als Lösung?
Für eine schärfere Regulierung der Plattform kämpfen Mia und Todd Minor. Datenschutz ist Todd Minors Kern-Geschäft. Der IT-Experte war im Pentagon jahrelang für Daten-Verschlüsselung zuständig. Er weiß nur zu gut, wie groß Chinas Datensammelwut ist.
Ihm und seiner Frau ist ein Punkt allerdings noch wichtiger: der Schutz von Minderjährigen. Vor fünf Jahren hat ihr 12-jähriger Sohn Matthew an einer TikTok-Challenge teilgenommen, bei der man sich selbst würgt, bis man ohnmächtig wird. Matthew ist danach nicht wieder aufgewacht.
Neben den Inhalten könne das App-Design abhängig machen, so Dr. Julian Jaursch von der Stiftung Neue Verantwortung. Im EU-Verfahren müssen nun weitere Beweise gesammelt werden.20.02.2024 | 4:28 min
Mia und Todd gründeten eine Stiftung. Ihre Mission: Aufklärung, Mitstreiter gewinnen, den Druck auf Social Media-Konzerne und den US-Kongress erhöhen, Minderjährige auf Online-Plattformen besser zu schützen. Als der zuständige Senatsausschuss im Januar unter anderem Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zur Anhörung lädt, stehen sie gemeinsam mit anderen Eltern, die Kinder auf ähnlichem Wege verloren haben, in der ersten Reihe.
Matthews Zimmer haben Mia und Todd bis heute nicht ausgeräumt. Hier soll alles so bleiben, wie es war. Nichts hingegen dürfe so bleiben, wie es ist, wenn es um TikToK geht - weder bei der Datensammelwut Chinas, noch beim Schutz von Minderjährigen. Dafür - das haben sich Mia und Todd geschworen - werden sie bis zum Ende ihres Lebens kämpfen.