Taiwan wählt Lai: Was das für das Verhältnis zu China heißt

    Wahlen in Taiwan:Was Lais Wahl für das China-Verhältnis heißt

    Porträt ZDF-Korrespondentin Miriam Steimer
    von Miriam Steimer
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    Taiwan hat einen neuen Präsidenten gewählt, der auf größte Distanz zu China setzt. Welche Töne er gegenüber der Volksrepublik anstoßen will und wie diese reagieren könnte.

    DPP candidate William Lai wins Taiwan's Presidential election
    Die Wähler entscheiden sich für William Lai. Der künftige Präsident will sich weiter für Frieden und Stabilität in der Region einsetzen und am Status Quo mit China nicht rütteln.13.01.2024 | 2:31 min
    Als William Lai zum ersten Mal als Abgeordneter kandidierte, waren seine Haare nach langen Tagen mit Besuchen bei Wählerinnen und Wählern und Reden oft unordentlich. Er bat seinen Friseur um einen Haarschnitt, der nicht viel Aufwand und Pflege koste. "Ok, lass’ mich einen Präsidenten-Haarschnitt für Dich entwerfen", sagte Li Chuan-fu im Scherz.
    Heute wird sein Wunsch wahr, seit mehr als 30 Jahren schneidet er - beziehungsweise inzwischen sein Sohn - William Lais Haare. Und den haben die Taiwanesinnen und Taiwanesen zum nächsten Präsidenten gewählt.

    Lai geht auf Distanz zu China

    Der Sieg von William Lai ist ein Problem für China: Die Taiwanesen haben denjenigen der drei Präsidentschafts-Kandidaten gewählt, der die größte Distanz zu China sucht.
    Das waren die Kandidaten bei der Wahl in Taiwan:




    Damit setzt sich ein Trend fort: Seine "Demokratische Fortschrittspartei" kann zum dritten Mal in Folge den Präsidenten stellen. Er wird wohl die Linie seiner Vorgängerin Tsai Ing-wen fortführen: die Volksrepublik rhetorisch verbal nicht zu offensiv angehen, mildere Töne anschlagen und sich gleichzeitig auf die Position zurückziehen, dass Taiwan bereits ein souveränes, unabhängiges Land ist. Außerdem wird er weiter international Verbündete suchen - diplomatisch wie wirtschaftlich - um sich unabhängiger von China zu machen.
    ZDF-Korrespondentin zur Wahl in Taiwan bei heute Xpress
    William Lais habe im Wahlkampf die "größte Distanz zu Peking" gesucht, so Miriam Steimer. Das Verhältnis zwischen China und Taiwan werde sich durch die Wahl weiter verschärfen.13.01.2024 | 1:13 min

    China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz

    Da sich immer mehr Menschen auf der demokratischen Insel nur noch als Taiwanesen identifizieren, wird die Verbindung zu China immer schwächer.

    1912 wurde die "Republik China" ausgerufen. Ihr Staatsgebiet umfasste damals ganz China - das Festland und seit 1945 auch Taiwan. Nach dem chinesischen Bürgerkrieg 1949 hatte die Kommunistische Partei auf dem chinesischen Festland die Macht errungen und die "Volksrepublik" ausgerufen. Die unterlegene Kuomintang zogen sich nach Taiwan zurück. Als Resultat des Bürgerkrieges bestehen bis heute zwei separate chinesische Staaten: zum einen die sozialistische Volksrepublik China und zum anderen die von nur wenigen Staaten als eigenständig anerkannte demokratische Republik China (Taiwan). Die Volksrepublik betrachtet Taiwan, obwohl sie die Insel faktisch nie beherrscht hat, als Bestandteil des chinesischen Territoriums. Peking hält am "Ein China-Prinzip" fest. Nach dieser Doktrin der Kommunistischen Partei Chinas gibt es nur ein einziges China - inklusive Taiwan, Hongkong und Macau. Die Republik China (Taiwan) wiederum betrachtet sich selbst als souveränen Staat, von dem sich die Volksrepublik abgespalten habe.

    Das ist problematisch für die chinesische Staatsführung, die Taiwan als "abtrünnige Provinz" bezeichnet, als Teil ihres Staatsgebiets betrachtet, mit "Wiedervereinigung" droht - wie es in der Propaganda heißt - und ihr Militär rund um die Insel immer wieder den Angriff proben lässt.

    China will Taiwan wohl weiter isolieren

    Peking hatte die Wahlen im Vorfeld zur Schicksalswahl erklärt: Für die Menschen in Taiwan seien sie eine Entscheidung zwischen Krieg und Frieden. Die Reaktion könnten verstärkte Militär-Manöver sein, wie wir es nach dem Besuch von der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi im August 2022 erlebt haben.
    Das Angebot William Lais, die offiziellen Kontakte - nach acht Jahren Stille - wieder aufzunehmen, solange sie mit Respekt und auf Augenhöhe stattfinden, wird Peking wohl nicht annehmen. Stattdessen ist es wahrscheinlicher, dass es versucht, Taiwan diplomatisch zu isolieren und den wirtschaftlichen Druck weiter zu erhöhen, zum Beispiel in dem es den Import von weiteren Produkten aus Taiwan sanktioniert.
    Drohne
    In Taiwan gehört die Bedrohung Chinas zum Alltag. Doch wie junge Taiwanesen berichten, werde die Stimmung seit dem Krieg in der Ukraine immer angespannter.20.09.2023 | 6:46 min

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