Recherche von "Le Monde":Jogging-App gefährdet Macron und Biden
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Mehrere Staatschefs konnten anhand der Jogging-Runden ihrer Leibwächter geortet werden, berichtet die Zeitung "Le Monde". Die Fitness-App "Strava" stand schon öfter in der Kritik.
In den USA ist der Secret Service für den Schutz der Präsidenten verantwortlich.
Quelle: AP
Leibwächter des französischen Präsidenten Emmanuel Macron bringen dessen Sicherheit nach einem Bericht der Zeitung "Le Monde" in Gefahr, weil sie eine öffentlich einsehbare Lauf-App benutzen und Aufenthaltsorte des Präsidenten damit bekanntmachen. Die Sicherheitskräfte sollen die Sport-App "Strava" genutzt haben und darüber auch während dienstlicher Einsätze absolvierte Jogging-Runden mit Start- und Zielpunkt sowie Streckenverlauf öffentlich nachvollziehbar gemacht haben.
Da die Sicherheitskräfte vor einer Auslandsreise oft schon einige Tage vorher vor Ort seien, sei es in zehn Fällen vorab gelungen, das eigentlich geheim gehaltene Hotel zu identifizieren, in dem Macron einquartiert wurde. Sie brachen demnach vom entsprechenden Nobelhotel aus zu einer Jogging-Runde auf. Dies legte den Rückschluss nahe, dass Macron dort einquartiert wird. Insgesamt 100 Reisen der französischen Präsidenten François Hollande und Macron zwischen 2016 und 2024 will die Zeitung auf diesem Wege nachvollzogen haben.
Frankreichs Präsident Macron hält sich derzeit zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Marokko auf.29.10.2024 | 0:21 min
Auch Joe Biden und Wladimir Putin betroffen
"Le Monde" identifizierte insgesamt 26 US-Agenten, 12 Mitglieder der französischen Sicherheitsgruppe GSPR und sechs Mitglieder des russischen Schutzdienstes FSO, die öffentliche Konten auf Strava hatten.
In einem Fall konnte "Le Monde"aus den Jogging-Daten der Leibwächter herauslesen, dass Emmanuel Macron 2021 ein privates Wochenende in der Stadt Honfleur verbrachte. In einem anderen Beispiel habe das Strava-Profil eines US-Geheimdienstmitarbeiters den Standort eines Hotels verraten, in dem US-Präsidet Joe Biden in San Francisco übernachtete, als er 2023 hochrangige Gespräche mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping führte.
"Le Monde" berichtete, dass auch Sicherheitspersonal des russischen Präsidenten Wladimir Putin Strava nutzte. Leibwächter von Melania Trump und Jill Biden griffen demnach ebenfalls darauf zurück.
Der Secret Service räumte nach dem Attentat auf Ex-Präsident Trump Kommunikationsprobleme ein. Im Juli hatte ein Schütze bei einer Wahlkampfveranstaltung auf Trump geschossen.21.09.2024 | 0:23 min
Élyséepalast sieht Präsidenten nicht gefährdet
Die Leibwächter sind teilweise mit vollem Namen und Fotos auch von Familienangehörigen in dem sozialen Sportnetzwerk zu finden. Das mache sie und das Sicherheitsnetz um die Staatsoberhäupter angreifbar, berichtete "Le Monde".
Der Élyséepalast teilte der Zeitung mit, die Nutzung der Sport-App durch einige Leibwächter habe nur geringe Auswirkungen und gefährde die Sicherheit des Präsidenten in keiner Weise. Die Bewegungen der Leibwächter seien im Ausland nicht nur mittels der App nachvollziehbar, auch örtliche Behörden, Botschaften und Ministerien würden über alle Schritte und Abläufe informiert. Zudem kontrolliere man die Nutzung der sozialen Medien der Leibwächter.
Mitarbeiter des US-Geheimdiensts sollen App genutzt haben
Auch der US-Geheimdienst geht nicht davon aus, dass es schwerwiegende Sicherheitslücken gegeben habe. In dem Bericht von "Le Monde" hieß es, Mitarbeiter des Geheimdienstes hätten die App auch in den Wochen nach den Attentatsversuchen auf den Ex-Präsidenten Donald Trump noch benutzt.
Nach Angaben des Geheimdienstes ist Mitarbeitern die Nutzung persönlicher elektronischer Geräte während des Dienstes untersagt. Die private Nutzung sozialer Medien außerhalb des Dienstes sei jedoch nicht verboten. Das betroffene Personal wurde benachrichtigt und man werde prüfen, ob weitere Schritte notwendig seien, hieß es weiter. Die Teams von Donald Trump und Kamala Harris verzichteten zunächst auf eine Stellungnahme.
Der Secret Service sei für Trumps Sicherheit zuständig gewesen, so ZDF-Korrespondent Theveßen zum Attentat auf den Ex-Präsidenten. 14.07.2024 | 3:15 min
Fitness-App "Strava" schon 2018 in die Kritik
Es ist nicht das erste Mal, dass die Fitness-App in der Kritik steht. Anfang 2018 hatte "Strava" Aktivitätskarten veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, wo Nutzer wie viel trainieren - und damit mögliche US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien offengelegt. Die US-Streitkräfte leiteten daraufhin eine Untersuchung ein und verboten Soldaten in Einsatzgebieten die Nutzung von Fitnessdaten-Trackern und Smartphone-Apps, die Standortdaten verraten können.
Auch die Bundeswehr warnte damals vor einer Gefährdung der Sicherheit durch die Nutzung von Smartphones und anderen modernen Kommunikationsmitteln.
Quelle: ZDF
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Quelle: AP, dpa, AFP
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