Die Ukraine hat Medienberichte dementiert, nach denen Kiew im kommenden Jahr auch im Ausland lebende Ukrainer zum Wehrdienst heranziehen will. Hilarion Pawljuk, Sprecher des Verteidigungsministeriums, erklärte, es sei in dem Gespräch mit Journalisten über die Rekrutierung im Allgemeinen gegangen sowie über die Vermittlung der Aussage, wie wichtig der Beitritt in die Armee für Staatsangehörige im Ausland sei.
Zuvor hatten "Bild", "Welt TV" und "Politico" aus einem gemeinsamen Interview mit dem
zuletzt neu berufenen ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow zitiert. Umerow hätte in dem Interview angekündigt, Ukrainer im wehrfähigen Alter von 25 bis 60 Jahren in Deutschland und anderen Ländern künftig aufzufordern, sich in den Rekrutierungszentren der Streitkräfte zu melden - auch Sanktionen bei einer Weigerung wären demnach möglich gewesen, berichteten "Bild", "Welt TV" und "Politico". ZDFheute hatte unter Berufung auf die Medienhäuser ebenfalls aus dem Interview zitiert.
Selenskyj will Hunderttausende weitere Soldaten mobilisieren
Pawljuk erklärte zudem gegenüber ukrainischen Medien, dass es derzeit keine Diskussionen über die Mechanismen der Einberufung in die Streitkräfte aus dem Ausland gebe.
Anfang der Woche hat bereits der ukrainische Präsident
Wolodymyr Selenskyj die Mobilisierung neuer Soldaten als teure und politisch heikle Frage bezeichnet. "Die Frage der Mobilisierung ist eine sehr sensible", sagte Selenskyj am Dienstagabend bei einer Pressekonferenz zum Jahresabschluss in Kiew. Die Armee habe 450.000 neue Soldaten angefordert. Eine zusätzliche Mobilmachung in diesem Umfang erfordere etwa 500 Milliarden Hrywnja (12,2 Milliarden Euro).
Für ihn sei es zudem wichtig, wer von den bisher kämpfenden Soldaten dann ein Recht auf Erholung und Heimaturlaub bekomme. Es werde für diese Rotation ein komplexer Plan ausgearbeitet. Zuletzt gab es in der Ukraine Proteste von Soldatenfrauen, die eine Rückholung ihrer Männer von der Front forderten.
Flucht nach Deutschland: Frauen und Kinder "überproportional häufig vertreten"
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lebten zum Stichtag 30. September dieses Jahres 1.133.000 Menschen aus der Ukraine in Deutschland - knapp 409.000 von ihnen männlichen Geschlechts. Darunter dürfte sich allerdings ein erheblicher Anteil von Ukrainern in nicht wehrfähigem Alter befinden: 29 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland waren unter 18 Jahre alt.
Unter den seit Beginn des
russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 neu in Deutschland gemeldeten Ukrainerinnen und Ukrainern seien Frauen und Kinder "überproportional häufig vertreten", heißt es bei Destatis. 63 Prozent der seitdem Zugewanderten seien Frauen, 34 Prozent seien bei Ankunft in Deutschland noch nicht volljährig gewesen.
Wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums mitteilte, hielten sich zum Stichtag 30. November dieses Jahres laut Ausländerzentralregister 197.072 ukrainische Männer im Alter zwischen 25 und 60 Jahren in Deutschland auf.
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Quelle: dpa, AFP, ZDF