Die österreichischen Gasspeicher sind laut OMV zu rund 90 Prozent voll.
Quelle: dpa
Russland wird seine Gaslieferungen nach
Österreich nach Angaben des österreichischen Energieunternehmens OMV von Samstag an stoppen. Die OMV habe von der Gazprom Export eine entsprechende Information bekommen, teilte die teilstaatliche OMV am Abend mit.
Der Stopp der Lieferungen gilt als Reaktion auf ein Schiedsgerichtsurteil der Internationalen Handelskammer, das der OMV im Streit mit Gazprom 230 Millionen Euro zugesprochen hatte.
Wer die Energiequellen beherrscht, regiert die Welt. Wer kontrolliert die Produktion und den Verkauf der Energie?16.02.2024 | 41:27 min
Österreich: 80 Prozent der Gas-Importe aus Russland
Die OMV hatte angekündigt, die nächsten Gaslieferungen so lange als bezahlt anzusehen, bis der Betrag aufgebracht ist. Österreich gehörte in der
EU zu den wenigen Ländern, die auch 2024 Gas von Russland bekommen. Der Anteil lag durchschnittlich bei 80 Prozent.
Die OMV und der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, versicherten zuletzt mehrfach, dass durch einen solchen Schritt im Land keine Gas-Mangel-Lage entstehen werde.
Im Vergleich zum Beginn des Krieges in der
Ukraine im Februar 2022 und der folgenden Energiekrise durch die Drosselung der russischen Gaslieferungen sei die Situation inzwischen aufgrund von niedrigerem Gasverbrauch und mehr Bezugsquellen deutlich besser. Außerdem seien alle Speicher zu rund 90 Prozent voll. Allein das Gas aus den Speichern reicht für Österreich rund ein Jahr.
Nehammer: "Niemand muss in Österreich frieren"
Österreichs Kanzler Karl Nehammer will trotz Russlands Gas-Lieferstopp an seiner Ukraine-Politik festhalten. "Wir lassen uns nicht erpressen und nicht in die Knie zwingen", sagte der konservative Regierungschef. Österreich habe sich mit ausreichenden Reserven auf diesen Fall vorbereitet, betonte er.
"Niemand muss in Österreich frieren. Die Wohnungen können geheizt werden", sagte Nehammer. Der Lieferstopp sollte zu keinen Preiserhöhungen führen, meinte der Kanzler. Und argumentierte: Österreichs Gasverbrauch sei nicht marktrelevant für Europa.
Flüssigerdgas als mögliche Alternative
Die OMV bereitet sich seit drei Jahren auf dieses Szenario vor. Das alternative Gas soll aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder
Italien kommen. Und die Gasspeicher würden mit 95 Terawattstunden den heimischen Bedarf für mehrere Monate decken.
Auch ohne die aktuelle Entwicklung wäre die seit 1968 bestehende Kooperation zwischen Österreich und Russland wohl vor dem Aus gestanden. Ende des Jahres endet der Transitvertrag zur Lieferung von russischem Erdgas über die Pipeline durch die Ukraine und die Slowakei - und er wird voraussichtlich nicht verlängert werden.
Quelle: dpa