Gas aus Russland: Putins und Orbans Spiel mit dem Gas

    Gas aus Russland:Putins und Orbans Spiel mit dem Gas

    Sebastian Ehm
    von Sebastian Ehm
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    Kiew will kein russisches Gas mehr durch die Ukraine lassen. Doch vor allem Ungarn ist stark darauf angewiesen - und schickt seinen Außenminister zum Gasforum nach St. Petersburg.

    Ungarn Premier Viktor Orba und der russische Präsident Wladimir Putin stehen entfernt hinter Rednerpulten bei einer Pressekonferenz nach ihrem Treffen in Moskau.
    Zur Freude des Kremls: Ungarn kündigt an, einen Vertrag mit Gazprom schließen zu wollen.
    Quelle: Reuters

    Das internationale Gasforum in St. Petersburg ist seit Jahren ein wichtiger Termin für die Energie-Branche. Es geht um technische Neuerungen, Vorträge - und vor allem ums Netzwerken. Doch seit Russland in die Ukraine einmarschiert ist, hat sich auch das Petersburger Treffen maßgeblich verändert.
    Russland verkauft bei weitem nicht mehr so viel Gas wie vorher, was den Gastgeber der Konferenz, den russischen Energieunternehmen Gazprom, zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Ein Problem für Gazprom ist, dass die Europäer sich vom russischen Gas abgewandt haben und auch dem Gasforum mehrheitlich fernbleiben.
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    Ungarn will weiter russisches Gas

    Alle Europäer? Nein! Vor allem Ungarn bezieht weiterhin russisches Gas. Und will sich auch nicht von Russlands Gas lösen und den Energieträger weiter von dort beziehen. Doch Kiew will ab Jahresende kein russisches Gas mehr durch seine Pipelines Richtung Europa lassen. Der Transit-Vertrag wird nicht verlängert, so die bisher recht unmissverständliche Botschaft Kiews. Damit würden neben Ungarn vor allem Österreich und die Slowakei von russischem Gas abgeschnitten.
    Doch von Angst um die Energiesicherheit merkt man zumindest bei den Ungarn derzeit nichts. Nachdem Viktor Orban am Mittwoch im Europäischen Parlament einen denkwürdig provokanten Auftritt hinlegte, hatte der ungarische Außenminister Péter Szijjártó einen Termin auf dem Gasforum in Russland. Als Redner.
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    Turkstream als Lösung

    In seiner Rede vor den geladenen Gästen machte er deutlich, dass sein Land es nicht als Problem sehe, sollte der Transit-Vertrag mit der Ukraine enden. Dafür, so Szijjártó, gebe es schließlich Turkstream - die Pipeline durchs Schwarze Meer. Er fuhr fort: "Turkstream kann auch anderen europäischen Ländern helfen, sollte der Transit-Vertrag enden." Russisches Gas für alle also?
    Das ist eine einigermaßen überraschende Haltung, zumal die EU eigentlich seit Monaten, wenn nicht gar Jahren, versucht, den Kauf russischen Gases zu unterbinden, um damit nicht indirekt die Kriegsmaschinerie zu finanzieren. Das scheint Ungarn einigermaßen egal. Im Gegenteil. In St. Petersburg schießt Péter Szijjártó scharf gegen Deutschland und die EU.
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    Scharfe Worte Richtung EU

    Im Interview mit ZDF-Korrespondent Armin Coerper wird der ungarische Außenminister deutlich:

    Die sichere Energie-Versorgung meines Landes ist ohne die Kooperation mit Russland nicht möglich. Warum? Weil es an Solidarität in Europa fehlt. Kein europäisches Land hat uns in der Vergangenheit geholfen, unsere Quellen zu diversifizieren.

    Péter Szijjártó, Außenminister Ungarn

    Russland sei hingegen ein verlässlicher Partner Ungarns, so Szijjártó weiter. Anders als einige europäische Länder und auch die Ukraine.
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    Vertrag Ungarns mit Gazprom - zur Freude Putins

    Ungarn kündigte in St. Petersburg außerdem an, einen Vertrag mit Gazprom abzuschließen. Vermutlich geht es um Gaslieferungen über die Südroute durch das schwarze Meer und dann über den Balkan. Damit wäre die Ankündigung der Ukraine, kein Gas mehr durchzulassen, bei dem zunehmend prorussischen Ungarn ins Leere gelaufen.
    Im Kreml dürften angesichts der forschen Haltung Ungarns die Sektkorken knallen. Jeder Streit in der EU ist ein Gewinn für Putin. Unklar bleibt, wie sich die zwei weiteren Großabnehmer russischen Gases verhalten werden: Österreich und die Slowakei. Die Außenminister aus Wien und Bratislawa blieben der Veranstaltung fern.
    Sebastian Ehm berichtet als Korrespondent über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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