Ukraine: Russland rückt weiter auf Awdijiwka vor

    Analyse

    Soldaten versinken im Schlamm:Russland rückt weiter auf Awdijiwka vor

    von Christian Mölling, András Rácz
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    Russlands Offensive bei Awdijiwka dauert an, die Ukraine schlägt weit hinter der Front zu. Schnee und Regen sorgen für extrem schwierige Bedingungen für die Soldaten an der Front.

    Ukrainischer Soldat in der Region Donetsk.
    Die ukrainische Frontlinie in der Region Donezk: Schnee und Schlamm erschweren die Kämpfe.
    Quelle: reuters

    Die Schlammsaison, auf Ukrainisch bezdorizhzhia und auf Russisch rasputitsa genannt, ist voll im Gange. Beide Konfliktparteien im Ukraine-Krieg leiden sehr unter dem tiefen Schlamm und den heftigen Regenfällen, die manchmal durch Schnee ersetzt werden. Die Temperaturen sind noch nicht kalt genug, um den Schlamm gefrieren zu lassen; daher ist es für Fahrzeuge sehr schwierig, sich auf unbefestigten Straßen fortzubewegen. Das erschwert sowohl die Kampfhandlungen als auch die Versorgung.
    Die extremen Witterungsbedingungen stellen für die Soldaten beider Seiten eine große Belastung dar: Gräben füllen sich mit Regenwasser oder werden von Schlamm aufgeweicht; Bunker und Schützenlöcher werden von Ratten und Mäusen heimgesucht; Krankheiten treten bei den Soldaten immer häufiger auf. Die Situation ist zwar leicht zugunsten der Ukrainer, die besser versorgt sind und dank westlicher Militärgüter über eine bessere Winterausrüstung verfügen, aber dennoch ist die Lage miserabel.
    Stark beschädigtes Gebäude in Kiew
    Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew aus der Luft attackiert. Infolge des bisher größten Drohnenangriffs kam es zu Verletzten und zahlreiche Gebäude wurden beschädigt.25.11.2023 | 0:17 min

    Putin braucht russischen Erfolg bei Awdijiwka

    Ungeachtet dessen setzten die russischen Streitkräfte ihre Offensive gegen die Kleinstadt Awdijiwka im Oblast Donezk fort und erzielten sowohl an der Nord- als auch an der Südflanke der Siedlung erhebliche Fortschritte. Die Einkreisung, die Russland um die ukrainischen Verteidiger zu bilden versucht, schreitet allmählich voran. Für die russische Militärführung scheint die Einnahme von Awdijiwka absolute Priorität zu haben: Die Angreifer erleiden extreme Verluste, manchmal mehr als Tausend Soldaten pro Tag, und dennoch dringt Russland weiter vor.
    Karte: Krieg in der Ukraine - Kramatorsk - Donetsk - Bachmut - Luhansk
    Karte vom Südosten der Ukraine mit den von Russland kontrollierten Gebieten eingezeichnet.
    Quelle: ZDF

    Ukrainischen Berichten zufolge hat Russland hier fast 40.000 Soldaten zusammengezogen, die meisten davon reguläre Soldaten, was auf die Bedeutung der Belagerung hinweist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die russischen Streitkräfte versuchen, die Eroberung der Stadt bis zum 17. Dezember abzuschließen. An diesem Tag findet der jährliche Kongress der Regierungspartei "Einiges Russland" statt, auf dem Wladimir Putin höchstwahrscheinlich seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen am 17. März 2024 bekanntgeben wird. Die Einnahme von Awdijiwka bis dahin wäre ein solcher Sieg, der der Öffentlichkeit als strategischer Sieg präsentiert werden könnte, unabhängig von seiner de facto geringeren Bedeutung.

    Militärexperte über Kriegswinter
    :Warum Soldaten Regen fürchten

    Der Ukraine steht der zweite Kriegswinter bevor. Kälte in Kombination mit Nässe sei "das Schlimmste in den Schützengräben", so Militärexperte Gressel. Über die Lage an den Fronten.
    von Katharina Schuster
    Ukraine, Awdijiwka: Ein ukrainischer Soldat hält eine Panzerabwehrrakete. Archivbild
    mit Video

    Artillerie trifft russische Armee-Feier

    Auch um Bachmut und in Richtung Kupjansk-Swatowe rücken die russischen Streitkräfte vor und erzielten einige Fortschritte. Unterdessen griffen die ukrainischen Truppen erneut die Frontlinie weiter südlich in Saporischschja an und erzielten begrenzte Fortschritte in Richtung Robotyne-Kopani.



    Am 19. November gelang es der ukrainischen Artillerie, eine russische Festveranstaltung rund 60 Kilometer hinter der Frontlinie in dem Dorf Kumachove in der Region Donezk zu treffen. Die russischen Soldaten feierten gerade einen militärischen Feiertag, als die Ukraine sie mit Himars-Raketen beschoss. Berichten zufolge wurden etwa 25 russische Soldaten getötet und mehr als hundert verletzt. Auch die russische Sängerin und Schauspielerin Polina Menshikh kam bei dem Einschlag ums Leben.
    Die Tatsache, dass dies nicht das erste Mal war, dass russische Befehlshaber ihre Truppen unvorsichtigerweise in Reichweite ukrainischer Raketen versammelten, hat in den russischen Medien zu ungewöhnlich öffentlicher Kritik geführt. Der Tod der angesehenen Künstlerin Menshikh rückte solches leichtsinnige Verhalten ins Licht der Öffentlichkeit.
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    Das ukrainische Militär konnte nach eigenen Angaben mehrere Brückenköpfe am Ufer des Flusses Dnipro sichern. In der Region um Awdijiwka dagegen ist die Ukraine stark unter Druck.23.11.2023 | 1:24 min

    Russischer Winterterror beginnt

    Während der gesamten Woche führte Russland eine Reihe von Drohnen- und Raketenangriffen auf zivile und militärische Ziele in der Ukraine durch, die sich hauptsächlich auf den Osten und Süden des Landes konzentrierten, darunter auch die Hauptstadt Kiew. Bei den abgeschossenen Geschossen handelte es sich überwiegend um Shaheed-"Selbstmord"-Drohnen, während nur sehr wenige Präzisions-Marschflugkörper eingesetzt wurden.
    Die ukrainische Luftabwehr bekämpfte sie effizient und schoss die meisten Drohnen und auch einige Marschflugkörper ab. Seine erwarteten Massenangriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine hat Russland jedoch bislang noch nicht begonnen. Womöglich wartet man dafür noch auf kälteres Wetter in den kommenden Wochen, um dann maximalen Druck auf die ukrainische Zivilbevölkerung auszuüben.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
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