Historikerin Sarotte: Trump-Wahl wäre Katastrophe für Nato

    Interview

    US-Historikerin:Sarotte: Trump-Wahl wäre Katastrophe für Nato

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    Durch Russlands Aggression habe die Nato "neues Leben" eingehaucht bekommen. Allerdings wäre eine Wiederwahl Trumps eine "Katastrophe" für das Bündnis, so US-Historikerin Sarotte.

    Nazan Gökdemir spricht mit Sarotte
    Sehen Sie hier das Interview mit Historikerin Sarotte in voller Länge.05.04.2024 | 5:57 min
    Die Nato feiert ihr 75-jähriges Bestehen. Doch die Zukunft der Allianz sei ungewiss, sagt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Und platziert deshalb diese Botschaft: "Auch die USA brauchen Europa, durch die Nato haben die USA so viele Verbündete wie keine andere Supermacht".
    Was würde sich ändern mit einer Wiederwahl Donald Trumps im November und wo steht die Nato? Darauf hat die US-Historikerin Prof. Mary Elise Sarotte Antworten.
    Sehen Sie das Interview mit Sarotte oben in voller Länge oder lesen Sie es unten in Auszügen.
    Im Interview mit dem ZDF heute journal update stellt Sarotte fest, dass ...

    ... eine Wiederwahl Trumps eine Katastrophe wäre

    "Eine Wiederwahl Trumps wäre meines Erachtens eine Katastrophe aus vielen Hinsichten - unter anderem für die Zukunft der Nato", sagt Sarotte. Donald Trump habe gesagt, dass er daran zweifele, dass die Nato notwendig sei. Er beschwere sich darüber, dass Nato-Länder nicht genug bezahlen.
    Sarotte fürchte um die Zukunft der Nato, wenn Trump wiedergewählt wird und hoffe, dass Joe Biden die Wahl im November gewinnt.
    Brüssel-Korrespondent Florian Neuhann im Gespräch mit Moderatorin Barbara Hahlweg.
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    ... die Nato "fitter und stärker" ist als 2022

    Die Nato sei "fitter und stärker" als 2022 - mit Ausbruch des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Wenn man etwas Gutes aus dem Krieg in der Ukraine ziehen könne, dann, dass die transatlantische Freundschaft und Partnerschaft neues Leben gewinne.
    Leider ginge der Krieg nicht zu Ende und man müsse für die Zukunft planen, so Sarotte. "Nato-Mitgliedsstaaten liefern schon Waffen, also sind schon einigermaßen an diesem Konflikt beteiligt. Ich halte das, was Jens Stoltenberg heute bekannt gegeben hat, für sinnvoll." Der Nato-Generalsekretär hatte am Donnerstag angekündigt die Waffenlieferungen zentral zu koordinieren.
    Es sei tragisch, dass es zu dem Krieg in Europa gekommen sei. "Aber wir haben ihn und wir haben Kriegszeit, es ist nicht mehr Friedenszeit und man muss dafür richtig planen können."
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    ... ein Ende des Krieges nicht in Sicht sei

    Ein Ende des Ukraine-Kriegs sei nicht in Sicht. Sarotte wünsche sich für die Ukraine einen Sieg und die Grenzen von 1991. Allerdings sei das sehr unrealistisch, solange Washington Waffenlieferungen blockiere, so die Historikerin.

    Eine mögliche Lösung wäre: Die Ukraine wird wie die Bundesrepublik Deutschland des 21. Jahrhunderts.

    Prof. Mary Elise Sarotte, Historikerin an der Johns Hopkins Universität

    "Das heißt: leider geteilt, wirtschaftlich stark, wird ein Nato-Mitglied und kann dann später eines Tages auf bessere Tage hoffen", stellt Historikerin Sarotte fest.
    "Ich möchte meine Hochachtung für den Mut der Ukraine aussprechen, was sie erlebt haben, die Gräueltaten in Butscha (...), ist wirklich kaum zu fassen", sagt Sarotte. "Ich hoffe, dass sie in die Nato kommen."
    Das Interview führte ZDF-Moderatorin Nazan Gökdemir. Zusammengefasst hat es Katharina Schuster.
    Quelle: ZDF

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