Interview
Angaben der Militärjunta:Myanmar: Zahl der Toten auf 2.000 gestiegen
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In Myanmar ist die Zahl der Erdbebentoten nach Angaben der Militärjunta auf mehr als 2.000 gestiegen. Viele seien noch vermisst. Die WHO hat die höchste Notfallstufe ausgerufen.
Während die Suche nach dem Erdbeben in den Trümmern in Myanmar weitergeht, schwindet mit jeder Minute die Hoffnung, Überlebende zu finden. "Die Katastrophe ist riesig", beschreibt ZDF-Korrespondent Johannes Hano die Lage in dem krisengeplagten Land.
Die Zahl der Toten ist dort inzwischen auf mehr als 2.000 gestiegen. Nach Angaben der Militärjunta wurden 2.056 Tote, mehr als 3.900 Verletzte gezählt und über 270 seien noch vermisst. Es wird vermutet, dass die Zahl der Toten deutlich höher ist, da viele Menschen noch unter Trümmern verschüttet sind. Nach Berechnungen der US-Erdbebenwarte könnte die Zahl der Opfer auf über 10.000 steigen.
Die Militärführung rief am Montag unterdessen eine einwöchige Staatstrauer aus. Aus "Anteilnahme" für die Opfer würden alle Flaggen bis zum 6. April auf Halbmast gesetzt, erklärte die Junta. Am Dienstag soll zudem eine landesweite Schweigeminute abgehalten werden.
Myanmar: WHO ruft höchste Notfallstufe aus
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) reagierte auf die Schwere der Katastrophe und rief am Sonntagabend die höchste Notfallstufe aus. Es würden dringend acht Millionen Dollar (7,4 Millionen Euro) benötigt, um Leben zu retten und um innerhalb der kommenden 30 Tage Krankheitsausbrüche zu verhindern.
Für die vielen Verletzten bestehe wegen der begrenzten medizinischen Kapazitäten in dem armen Land ein hohes Infektionsrisiko, so die WHO. Zudem drohe nach dem Beben in dem südostasiatischen Staat ein erhöhtes Krankheitsrisiko. Die Gesundheitsbehörde der Vereinten Nationen erklärte:
Die WHO hat diese Krise als Notfall der Stufe 3 eingestuft - die höchste Aktivierungsstufe im Rahmen ihres Notfallreaktionsprogramms.
Mitteilung der Weltgesundheitsorganisation
Strom- und Wasserversorgung seien in Myanmar vielerorts unterbrochen, "was das Risiko von Ausbrüchen von durch Wasser und Lebensmittel übertragenen Krankheiten erhöht".
Das Epizentrum des Hauptbebens lag 17,2 Kilometer von der Millionenstadt Mandalay im Zentrum Myanmars entfernt. Das Beben zerstörte wichtige Infrastruktur, darunter einen Flughafen, Brücken und Straßen, was nach Angaben der Vereinten Nationen Rettungsaktionen bremst.
Quelle: ZDF
Einwohner in Myanmar beklagen mangelnde Hilfe
Die schwierige politische Lage in Myanmar verschärft die Situation in dem Land und erschwert die Rettungsarbeiten. In einigen der am stärksten betroffenen Gebieten sagten Anwohner der Nachrichtenagentur Reuters, dass die staatliche Unterstützung bislang dürftig sei und die Menschen sich selbst überlassen würden.
Lokale Medien berichteten, dass in der besonders schwer betroffenen Region Sagaing Anwohner selbst nach Vermissten suchten, weil die Rettungskräfte nicht zu ihnen durchkämen. Gleichzeitig liege in dem Gebiet ein schlimmer Leichengeruch in der Luft, hieß es. "Wir sehen hier eine großflächige Zerstörung - viele Gebäude sind eingestürzt", sagte Han Zin, ein Anwohner Sagaings, Reuters am Telefon. Große Teile der Stadt seien seit der Katastrophe ohne Strom und das Trinkwasser gehe aus.
Wir haben keine Hilfe bekommen und es sind keine Rettungskräfte in Sicht.
Han Zin, Anwohner
Auch Brücken stürzten bei dem Beben ein.
Quelle: epa | STRINGER
Da Brücken zerstört seien, komme sogar Hilfe aus Mandalay kaum durch, schrieb die Sagaing Federal Unit.
Essen und Medizin sind nicht erhältlich und die steigende Opferzahl überfordert das kleine Krankenhaus.
Sagaing Federal Unit
Hilfsorganisation warnt vor Nachbeben
"Die Menschen vor Ort brauchen im Augenblick Grundnahrungsmittel und Wasser und eine Möglichkeit, ein Dach über dem Kopf zu bekommen", sagte Kyaw Zin Latt von der Hilfsorganisation Care im ZDF. Die Hilfsorganisationen versuche, die Menschen zu versorgen, komme aber auch nur schlecht in die betroffenen Krisenregionen.
Allgemein schlechte Straßenverhältnisse und die Zerstörung von Infrastruktur verschärften die Situation, beklagte der Care-Mitarbeiter. Es gebe zwar erste Transporte, die im Norden des Landes angekommen seien, Informationen würden allerdings nur langsam aus den besonders betroffenen Regionen durchdringen. Kyaw Zin Latt warnte vor weiteren Nachbeben.
Diese Katastrophe ist noch dabei, sich weiterzuentwickeln.
Kyaw Zin Latt, Hilfsorganisation Care
Die Hilfsorganisation Save the Children berichtete, dass viele Familien aus Angst vor Nachbeben in Klöstern und auf Fußballfeldern Zuflucht gesucht hätten.
Quelle: Reuters, AFP, dpa, ZDF
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