Erdbeben in Myanmar: Wie geht es weiter, Herr Dunford?

Interview

Beben trifft Bürgerkriegsland:Wie geht es jetzt in Myanmar weiter?

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Die Lage in Myanmar bleibt auch zwei Tage nach dem schweren Erdbeben unübersichtlich. Der Leiter des Welternährungsprogramms im Land erklärt, worauf es jetzt ankommt.

Schaltgespräch mit Michael Dunford
Das Gespräch mit Michael Dunford mit deutscher Übersetzung im Video.30.03.2025 | 6:04 min
Zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben versuchen Helfer in Myanmar mit allen Kräften in die betroffenen Gebiete vorzudringen. Nach Einschätzung von Michael Dunford, Leiter des Myanmar-Büros des UN-Welternährungsprogramms (engl. UN World Food Programme, kurz WFP), ist das aber eine große Herausforderung.
In dem Bürgerkriegsland sei es bereits vor dem Beben schwer gewesen, entlegene Regionen zu erreichen. So sei es etwa problematisch gewesen, entsprechende Genehmigungen oder Zugang zu bestimmten Regionen zu bekommen.
Rescue operations continue in Myanmar following powerful earthquake
Etwas mehr als zwei Tage nach dem Erdbeben in Südostasien wird die Zeit für Verschüttete knapp. Die unmittelbare Gefahr ist nicht gebannt, außerdem drohen Hunger und Krankheit.30.03.2025 | 2:34 min

Lage in Myanmar schon vor Erdbeben schwierig

Der WFP-Direktor für Myanmar erklärt weiter, dass es eigenen Berechnungen zufolge schon vor der Katastrophe 15 Millionen Menschen im Land gegeben habe, die akut unter Hunger litten. Weitere dreieinhalb Millionen Menschen im Land seien wegen des Konfliktes vertrieben.
Wenn man nun, so Dunford, das Erdbeben einberechne, "kann man sich vorstellen, wie schwierig die Situation wohl sein wird".
Wie Myanmar vor dem Erdbeben war
Vielen noch als Birma bekannt, diktiert das Militär seit mehr als 60 Jahren schon in Myanmar. Die Hoffnung auf Demokratie war bis zuletzt immer groß.30.03.2025 | 1:07 min

WFP-Direktor: Können nur Annahmen über Bedarf stellen

In der Nähe von Myanmars Hauptstadt Naypyidaw habe man unterdessen vier Verteilungszentren eingerichtet, erklärt Dunford. Man habe damit begonnen, Güter zu verteilen und fahre auch in Mandalay, wo in der Nähe der kräftigste Erdstoß eine Stärke von 7,7 erreichte, die Aktivitäten hoch.
Die Momenten-Magnituden-Skala gibt an, wie stark ein Erdbeben war. Ab 4 ist es deutlich wahrnehmbar, ab 6 sind größere Schäden zu erwarten.
Die Momenten-Magnituden-Skala misst, wie stark ein Erdbeben war.

Bis man sich über das gesamte Ausmaß der Katastrophe einen Überblick verschafft haben wird, könnte es laut Dunford zwei Wochen dauern. Aufgrund der aktuellen Lage könne man zunächst aber nur auf der "Makroebene" planen. Es könnten lediglich Annahmen gestellt werden, welchen Bedarf es geben wird. Man wisse, dass es Bedarf an Nahrung, Wasser und Gesundheitsunterstützung gebe, auch weil viele Menschen ihre Häuser verloren hätten.
Vor allem mit Blick auf die bevorstehende Regensaison brauchten die Menschen jetzt die entsprechende Unterstützung.
Schaltgespräch mit Johannes Hano
Auch nach dem Erdbeben habe die Militärjunta wieder Luftangriffe geflogen, so Johannes Hano in Südostasien. Der Konflikt werde "auf dem Rücken geschundener Menschen ausgetragen".30.03.2025 | 2:27 min

Mehr als 1.600 Menschen in Myanmar ums Leben gekommen

In dem vom Erdbeben besonders betroffenen Land sind nach Angaben der regierenden Militär-Junta bislang mehr als 1.600 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 3.400 Menschen wurden verletzt.
In einem ungewöhnlichen hatte die Militärführung unter Min Aung Hlaing Hilfe der internationalen Gemeinschaft und anderen Organisationen angefordert.

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Quelle: dpa

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