Brief für Putin: Katar und Iran - doppelter Besuch in Moskau

Ein Brief für Wladimir Putin:Katar und Iran: Doppelter Besuch in Moskau

von Felix Klauser, Moskau
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Beim Treffen in Moskau lassen sich Wladimir Putin und seine Gäste nicht in die Karten schauen. Für besonderes Interesse sorgt ein Brief aus Teheran - mit unbekanntem Inhalt.

Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani (l) und der russische Präsident Wladimir Putin
Scheich Tamim bin Hamad Al-Than verhandelt in Moskau mit Putin.
Quelle: ddp

Die Planänderung des Kreml kam vergleichsweise plötzlich. Eigentlich wollte Wladimir Putin den iranischen Außenminister erst am Freitag empfangen - am Donnerstagmittag aber erfolgte der Wechsel im Terminkalender und der Empfang bereits am Abend. Direkt nach dem Gespräch mit dem Emir von Katar.
Den Grund für die Programmänderung verriet der Kreml nicht; es könnten einfach Termingründe gewesen sein - oder vielleicht auch schiere Ungeduld? Schließlich war Irans Außenminister kurz zuvor mit einer ungewöhnlichen Ankündigung angereist: Er haben einen Brief des obersten iranischen Führers Ajatollah Chamenei im Gepäck. Für Präsident Putin persönlich.

Der Zweck meiner Reise nach Russland ist es, Putin die schriftliche Botschaft des [iranischen] Führers zu überbringen.

Abbas Araghchi, Außenminister Iran

Schriftverkehr und Schaulaufen diplomatischer Art also - zu dem im Vorfeld nur wenig bekannt wurde. Dabei dürfte der diplomatische Austausch dieser Tage auf Hochtouren laufen. Unter anderem angesichts der Verhandlungen zwischen den USA und Iran über das iranische Atomprogramm.

Russland angeblich zu Unterstützung bei Atomgesprächen bereit

Angeblich habe der Kreml zugestimmt, die USA dabei in der Kommunikation mit dem Iran zu unterstützen. Offenbar, so berichten mehrere Medien zu Beginn des Monats, auf den persönlich Wunsch Donald Trumps hin. Wie erfolgreich diese Unterstützung tatsächlich ist, sei dahingestellt.
Fest steht: Russland dürfte kein Interesse daran haben, dass der Konflikt um Irans Nuklearprogramm eskaliert - es gar zu weitreichenden militärischen Schlägen gegen seinen Verbündeten kommt.
Seit Jahren arbeitet man an der Intensivierung der bilateralen Beziehungen, erst kürzlich unterzeichnete man ein milliardenschweres gemeinsames Investitionsprogramm.
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Russlands Zweckbündnis mit Iran

Nichtsdestotrotz ist die Partnerschaft der beiden Länder begrenzt. Trotz militärischer Zusammenarbeit, achten beide Seiten sorgsam darauf, nicht wirklich in die Konflikte des jeweils anderen hineingezogen zu werden. Beide Länder eint vor allem das Ziel einer multipolaren, nicht durch die USA geprägten Weltordnung.
Bei der entsprechenden Zusammenarbeit lässt man sich ungern in die Karten schauen - bezeichnend, dass man bis zum frühen Abend kein gemeinsames Statement gab. Die eigentlichen Themen des Gesprächs hätte man wohl ohnehin nicht Preis gegeben.

Katar mit wichtiger Vermittlerrolle

Die Vermutung, dass selbiges auch für das Treffen mit Katar gilt, liegt nahe. Zwar traten Präsident Putin und der Emir von Katar am Donnerstagnachmittag in Moskau gemeinsam vor die Presse. Doch die verstärkte Zusammenarbeit im gesundheits- und sportpolitischen Bereich, über die man Vereinbarungen unterzeichnete, dürften kaum Kern des Treffens gewesen sein.
Katar hat sich in den vergangenen Jahren einen beachtlichen Ruf als Vermittler erarbeitet, war nicht nur Schauplatz von Verhandlungen einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Auch zwischen Russland und der Ukraine liefen bereits Gespräche in Doha.
Katar vermittelte beispielsweise den Austausch von Kindern zwischen Russland und der Ukraine, die infolge des Krieges vertrieben wurden.
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Doha möglicher Austragungsort für Friedensgespräche

Auch künftig kommt Doha als Austragungsort von Friedens- oder zumindest Waffenruhe-Gesprächen in Frage. Wladimir Putin jedenfalls zeigte sich heute zuversichtlich, "dass alle vereinbarten Ziele erreicht werden".
Welche das sind, bleibt vorerst sein Geheimnis - so wie der Inhalt des Briefes aus Teheran.
Felix Klauser berichtet aus Moskau über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.

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Quelle: dpa

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