USA und Iran: Wie realistisch ist ein Atomdeal? Überblick
FAQ
Wendepunkt im Atomstreit:USA und Iran: Kommt ein neuer Atomdeal?
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Nach langer diplomatischer Eiszeit sprechen USA und Iran über Teherans Atomprogramm. Worum geht es bei den Gesprächen - und wie wahrscheinlich ist ein Atomdeal? Ein Überblick.
Im Oman verhandeln Iran und USA über Irans umstrittenes Atomprogramm. Die USA signalisierten Kompromissbereitschaft, bestehen aber darauf, dass Iran keine Atombombe bauen darf.12.04.2025 | 1:44 min
US-Präsident Donald Trump hatte dem Iran zuletzt mit massivem Bombardement gedroht - nun kommt erstmals seit Jahren diplomatischer Eiszeit Bewegung in den Dialog über Teherans umstrittenes Atomprogramm. Heute hat eine Gesprächsrunde zwischen dem Iran und den USA unter Vermittlung des Sultanats Oman begonnen. Für Teheran reiste Außenminister Abbas Araghtschi an. Für Washington kam der US-Sondergesandte Steve Witkoff. Rund zweieinhalb Stunden dauerte der Dialog. Nach dem Auftakt einigten sich beide Seiten nach iranischen Angaben darauf, die Verhandlungen in der kommenden Woche fortzusetzen.
Antworten auf zentrale Fragen:
Worum geht es bei den Gesprächen?
Kern des Streits ist das iranische Atomprogramm. Während Teheran betont, dieses ausschließlich für zivile Zwecke zu nutzen, befürchten Regierungen im Westen den Bau einer Atombombe. Iranische Politiker und Offiziere heizten die Debatte zuletzt mit Forderungen nach Atomwaffen zur militärischen Abschreckung an.
2015 hatte der Iran im Wiener Atomabkommen nach langen Verhandlungen mit Vertragspartnern - darunter China, Russland, die USA, Frankreich, Deutschland und Großbritannien - vereinbart, sein Nuklearprogramm einzuschränken.
US-Präsident Donald Trump stieg jedoch 2018 einseitig aus dem Pakt aus und verhängte neue, harte Sanktionen. Daraufhin hielt sich auch Teheran nicht mehr an die Auflagen des Abkommens.
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Wie verlief der Auftakt?
In einer ersten Reaktion sprach das iranische Außenministerium von einer konstruktiven Atmosphäre auf Basis gegenseitigen Respekts. Omans Außenminister al-Busaidi sprach auf der Plattform X ebenfalls von einer "freundlichen Atmosphäre". Ziel des Mediators sei, unterschiedliche Standpunkte zu überbrücken und Frieden, Sicherheit und Stabilität in der Region zu fördern. Man werde weiterhin zusammenarbeiten und weitere Anstrengungen unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen, hieß es.
Was fordert die US-Regierung von Teheran?
Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz forderte im Vorfeld eine "komplette Demontage" des iranischen Atomprogramms. Teheran wies diese Forderung umgehend zurück.
Trump hat dem Iran wiederholt mit militärischer Gewalt gedroht, falls Teheran einem neuen Abkommen zur Begrenzung seines Atomprogramms nicht zustimmen sollte. Irans Staatsoberhaupt Ali Chamenei betonte hingegen, unter Druck keine Verhandlungen führen zu wollen.
Sind die USA zu Kompromissen bereit?
Witkoff deutete vor dem Treffen etwas Kompromissbereitschaft an. Der Iran dürfe nicht in der Lage sein, eine Atombombe zu bauen, das sei für die USA die "rote Linie", sagte der US-Sondergesandte dem "Wall Street Journal". Die US-Zeitung zitierte Witkoff mit den Worten, die USA würden mit der Forderung nach einer Demontage des iranischen Atomprogramms in den Dialog treten. Das sei die Ausgangsposition, sagte Witkoff, fügte aber hinzu:
Das bedeutet übrigens nicht, dass wir am Rande nicht auch andere Wege finden werden, um einen Kompromiss zwischen den beiden Ländern zu finden.
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Steve Witkoff, US-Sondergesandter
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Warum drängt die Zeit für einen neuen Deal?
Für eine zivile Nutzung etwa in der Atomkraft muss Uran nur geringfügig angereichert werden. Aktuell reichert der Iran aber auch Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent an. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat wiederholt darauf hingewiesen, dass der Iran der einzige Staat ohne Atomwaffen sei, der solches fast waffenfähiges Material herstelle.
Das Wiener Abkommen läuft - auch wenn es faktisch nicht mehr umgesetzt wird - formal im Oktober 2025 aus. Damit entfällt die Möglichkeit, mit dem sogenannten Snapback-Mechanismus alte und strenge UN-Sanktionen gegen den Iran ohne größeren Widerstand wieder einzusetzen. Europäische Diplomaten drängten daher zuletzt auf Fortschritte bei den Verhandlungen. Die USA können den Mechanismus nach Trumps Ausstieg nicht mehr auslösen.
Irans Regierung verbindet mit der Aussicht auf einen neuen Deal zwei zentrale Hoffnungen: eine Entschärfung der militärischen Spannungen in der Region sowie die Aufhebung von Sanktionen, wie der Iran-Experte Hamidreza Azizi in einem Beitrag für das European Leadership Network erläutert. Trotz schlechter Erfahrungen mit der Trump-Regierung finden die Verhandlungen breite Unterstützung.
Schon die Aussicht auf ein Gesprächsformat mit den USA löste im Iran neue Hoffnung aus - mit unmittelbaren Auswirkungen auf den Devisenmarkt. Die Landeswährung Rial gewann zwischenzeitlich gegenüber dem Euro rund fünf Prozent. In den vergangenen Monaten war die Währung angesichts düsterer wirtschaftlicher Perspektiven, Kriegsängsten und Drohungen Trumps stetig abgestürzt.
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Wie wahrscheinlich ist ein neuer Atomdeal?
Vor den Gesprächen dämpfte die US-Regierung die Erwartungen deutlich. "Das sind keine Verhandlungen, das ist ein Treffen", sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce. Man wolle lediglich ausloten, was grundsätzlich möglich sei.
Es ist eine Kontaktaufnahme - und nicht mehr.
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Tammy Bruce, Sprecherin des US-Außenministeriums
Insider in Teheran mahnen indes zur Geduld. Ein Abschluss könnte länger als ein Jahr dauern. Entscheidend sei vor allem die Atmosphäre beim ersten Treffen zwischen Witkoff und Araghtschi. Ein Scheitern mit anschließender militärischer Eskalation sei jedoch nicht ausgeschlossen, heißt es.
Allerdings hat Trump mit dem Ukraine-Krieg, dem Gaza-Konflikt und dem weltweiten Zollstreit momentan jede Menge andere Baustellen. Auf eine Eskalation mit dem Iran dürfte er es derzeit nicht unbedingt anlegen.
Kann das iranische Atomprogramm militärisch gestoppt werden?
Experten bezweifeln, dass das Atomprogramm durch einen Militärschlag gestoppt werden könnte. Das wäre ein "außerordentlich komplexer militärischer Einsatz", heißt es in einer Analyse des Zentrums für Strategische und Internationale Studien (CSIS) in Washington. Zudem könne das Zentrifugenprogramm relativ schnell wieder aufgebaut werden.
Luftangriffe würden das Atomprogramm nach Ansicht von Experten nur um einige Zeit zurückwerfen, aber nicht langfristig stoppen. Zudem könnte ein Militärschlag den Iran erst recht dazu bewegen, Atomwaffen zu entwickeln.
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