Darum hat der Libanon Angst vor erneutem Krieg mit Israel

    Bankrotter Staat, arme Einwohner:Libanon: Angst vor neuem Krieg mit Israel

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    Erst 2006 hat ein Krieg zwischen Hisbollah und Israel die Menschen im Libanon erschüttert. Nun befürchten sie eine neue Eskalation, der Staat ist bereits jetzt völlig überlastet.

    Mitglieder des Zivilschutzes im südlibanonischen Marjayoun bereiten am 26. 10. 2023 eines ihrer Fahrzeuge in Jdeidet Marjayoun vor.
    Die Rettungskräfte im Südlibanon sind schlecht ausgerüstet und fürchten extreme Versorgungsengpasse bei einer Eskalation zwischen der Hisbollah und Israel.
    Quelle: AFP

    Feuerwehrleute ohne Wasser, Rettungskräfte ohne Helme. Wenn israelische Bomben auf den Südlibanon fallen, sind die Helfer schlecht vorbereitet. "Wir stehen an vorderster Front und haben keine Ausrüstung, um die Menschen zu retten", klagt Anis Abla, Leiter des Zivilschutzes von Marjayoun an der Grenze zu Israel. Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch wäre ein Krieg für den Libanon eine weitere Katastrophe.

    Kein Geld für notwendige Ausrüstung

    Er habe kein Geld, um kugelsichere Westen und Helme für seine Leute zu kaufen, sagt Abla. 37 meist freiwillige Mitarbeiter hat sein Team. Seit dem Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober kommt es auch an der libanesisch-israelischen Grenze fast täglich zu Gefechten.
    Die im Libanon aktive pro-iranische Hisbollah und ihre Verbündeten stellen ihre Angriffe als Akt der Solidarität mit der Hamas dar. Der Libanon fürchtet, in den Konflikt hineingezogen zu werden.

    Versorgung für Bürger und Helfer mangelhaft

    Der Staat ist bankrott, die Bevölkerung verarmt. Freiwillige und Nichtregierungsorganisationen versuchen, das Vakuum zu füllen. "Wenn der Krieg ausbricht, können wir unsere Teams vielleicht nicht mal mehr mit Essen versorgen", sagt Abla. Strom gibt es nur wenige Stunden am Tag, weshalb auch die Wasserpumpen nicht zuverlässig funktionieren.
    Das ist nur eines der Probleme für die Feuerwehr, wie Hussein Fakih vom Zivilschutz in der Grenzregion Nabatieh erklärt. "Unser neuestes Fahrzeug ist etwa 30 Jahre alt", sagt Fakih. "Wenn wir eine Reifenpanne haben, bekommen wir schon jetzt keinen neuen Reifen."

    Wenn sich die Situation verschlimmert, werden wir nicht alle unsere Aufgaben erfüllen können.

    Hussein Fakih, Zivilschutz Grenzregion Nabatieh

    Bei den Gefechten an der Grenze wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP über 60 Menschen im Libanon getötet, überwiegend Hisbollah-Kämpfer, aber auch vier Zivilisten, darunter ein Journalist. Israel meldete vier Tote. Fast 29.000 Libanesen mussten fliehen.
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

    ZDFheute Infografik

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    Die Stadt Hasbaja nahm Hunderte Vertriebene auf. Rund 150 seien in einem unfertigen Touristenhotel untergekommen, sagt Bürgermeister Labib al-Hamra. Nur durch Spenden hätten sie Matratzen, Lebensmittel und Medikamente für die Geflüchteten besorgen können.

    Meine größte Angst ist, dass sich das Szenario von 2006 wiederholt, nur noch schlimmer. Der libanesische Staat ist auf eine solche Katastrophe nicht vorbereitet.

    Labib al-Hamra, Bürgermeister Hasbaja

    Im Krieg zwischen der Hisbollah und Israel waren 2006 mehr als 1.200 Libanesen getötet worden, die meisten davon Zivilisten. Israel zählte 160 Tote, vor allem Soldaten.

    "Unser Staat ist tot"

    Inmitten der Eskalation ist der Libanon politisch praktisch führungslos: Die Regierung ist nur kommissarisch im Amt, das Präsidentenamt seit einem Jahr vakant, die medizinische Versorgung ist gering. Die Übergangsregierung hat einen Notfallplan entwickelt. Der Libanon befinde sich im "Auge des Sturms", sagte der geschäftsführende Regierungschef Nadschib Mikati.
    Viele Libanesen haben das Vertrauen in den Staat, ihnen zu helfen, längst verloren. Ali Chalil Awada ist mit seiner Frau in dem Hotel in Hasbaja untergekommen. Der 74-Jährige musste schon oft fliehen. Aber so schlimm wie dieses Mal sei es noch nie gewesen, sagt er. "Wir können uns nicht einmal mehr Brot leisten, unser Staat ist tot."

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