Alon Gat bei "Lanz": Albtraum nach Hamas-Überfall hält an

    Überlebender des 7. Oktober 2023:Gat bei "Lanz": "Dieser Albtraum hält an"

    von Felix Rappsilber
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    Seine Mutter ermordet, seine Schwester entführt und exekutiert – seine Frau, seine Tochter und er selbst verschleppt. Alon Gat berichtet bei "Lanz", wie er der Hamas knapp entkam.

    Alon Gat zu Gast bei "Markus Lanz".
    Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 8. Oktober 2024 in voller Länge.08.10.2024 | 77:31 min
    "Ich sah den Hass, ich sah das Böse" - der Israeli Alon Gat erinnerte sich am Dienstagabend bei Markus Lanz an den 7. Oktober 2023, an dem die islamistische Terrororganisation Hamas in Israel ein Massaker verübte: "Dieser Albtraum hält an."

    Terroristen im Heimat-Kibbuz

    Um die Sukkot-Feiertage mit seiner Familie zu verbringen, war Alon Gat mit seiner Frau Yarden und seiner dreijährigen Tochter Geffen zu Besuch im Kibbuz Be'eri, in unmittelbarer Nähe zum Gazastreifen. Am Morgen des 7. Oktober 2023 ertönte der Raketenalarm, woraufhin sich Alons Eltern, seine Schwester und seine kleine Familie in den hauseigenen Sicherheitsraum zurückzogen.
    Gat sagte: "Wir haben am Anfang gedacht: das Übliche." Immer wieder waren die Bewohner des Kibbuz Raketenangriffen aus Gaza ausgesetzt. Um ihre Tochter in Sicherheit aufwachsen zu lassen, hatten sich Yarden und Alon wenige Wochen zuvor entschlossen, wegzuziehen. Sie sollten auf tragische Weise Recht behalten. Gat erinnerte sich:

    Nach einer Stunde hat man uns dann mitgeteilt, dass Terroristen im Kibbuz waren. Das war vorher noch nie passiert.

    Alon Gat, Überlebender des Hamas-Angriffs

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    Fragen, die bleiben

    Die Familie habe versucht, mit der dreijährigen Geffen zu spielen, um sie abzulenken. Sichtlich bewegt sagte Gat: "Sie sind zu Hause und Sie hören Raketen einschlagen. (...) Dann wird geklopft und die Terroristen dringen in Ihr Heim ein, die Ihre Kinder kidnappen, die Ihre Eltern töten."
    Sie verschleppten Alons Mutter, um sie nur wenige hundert Meter von ihrem eigenen Haus entfernt zu erschießen. Sie entführten Alons Schwester in den Gazastreifen. Sie verfehlten Alons Vater, der sich im Badezimmer verschanzt hatte und dem Kugelhagel entgehen konnte.
    Im Sicherheitsraum saßen Alon, Yarden und Geffen in der Falle. Sie seien gefesselt und in ein Auto gezerrt worden. Das Ziel: der Gazastreifen. Aus dem Auto boten sich Alon schreckliche Bilder:

    Warum haben die 100 Menschen im Kibbuz umgebracht, meine Mutter? Warum haben die Häuser in Brand gesteckt mit Menschen darin? Das ist kein Märchen. Ich habe das selbst gesehen.

    Alon Gat, Überlebender des Hamas-Angriffs

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    Familie im Kugelhagel

    Etwa fünfhundert Meter vor der Grenze zu Gaza gelang es Alon, Yarden und Geffen, aus dem Auto zu springen. Gat erinnerte sich: "Dann haben die angefangen, auf uns zu schießen, auf ein Paar mit einem dreijährigen Kind."
    Yarden sei sich sicher gewesen, dass Alon mit Geffen auf dem Arm schneller laufen könne. Gat sagte: "Die Kugeln gingen nur ganz knapp an uns vorbei. (...) Yarden versteckte sich hinter einem Baum und ich musste laufen." Nachdem er einen Graben entdeckt hatte, habe Alon Geffen und sich mit Erde bedeckt.

    Wir sind achteinhalb Stunden in diesem Erdloch geblieben. (...) Wir hatten kein Essen, nichts zu trinken.

    Alon Gat, Überlebender des Hamas-Angriffs

    Als es dunkel geworden war, habe Alon seine Tochter in den Kibbuz zurückgetragen - über Umwege, weil es dort noch immer Gefechte gegeben habe.
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    Schwester von Hamas ermordet

    Zwei Wochen später sei ihm mitgeteilt worden, dass seine Ehefrau von der Hamas entführt worden war. Am 29. November 2023 dann die Erleichterung: Yarden wurde durch ein Abkommen mit der Hamas freigelassen.
    Alon sei sich sicher gewesen, dass das Gleiche mit seiner Schwester Carmel geschehen würde: "Sie war in der Gefangenschaft noch 327 Tage lang am Leben. Dann wurde sie aber exekutiert, von den Hamas-Terroristen, vor einem Monat erst."
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    Mit schmerzvollem Blick sagte er: "Ich habe es nicht geschafft, dass meine Schwester aus der Gefangenschaft freikam." Angesichts des Raketenbeschusses aus dem Libanon, aus Gaza und aus dem Iran sagte Gat:

    Das ist eine tagtägliche Situation in Israel. Wie soll mein Kind das verarbeiten? Wie soll sie groß werden?

    Alon Gat, Überlebender des Hamas-Angriffs

    Gat forderte einen Deal, damit weder die Palästinenser noch die Israelis weiter leiden müssten.

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