Krieg im Kongo: Die Rebellen der M23-Miliz rücken weiter vor
Krieg im Kongo:Triumphzug der Rebellen, Leid der Menschen
von Susann von Lojewski, Nairobi
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Rebellen der M23 rücken weiter in den Kongo vor. Hunderttausende sind auf der Flucht, in der Stadt Bukavu heben sie Massengräber aus. Internationale Proteste laufen ins Leere.
M23-Soldaten auf Patrouille in Bukavu: Die Rebellengruppe rückt weiter in den Kongo vor.
Quelle: epa
Weiße Lastwagen fahren durch Bukavu im Osten Kongos. Sie transportieren Hunderte Leichen in die Hügel der Stadt am Kivu-See. Still verharren die Menschen, während die Helfer des Internationalen Roten Kreuzes die Leichensäcke in der Erde versenken.
Nichts wünschen sich die Menschen hier mehr, als dass die Kämpfe endlich aufhören. "Wir sind müde, wir wissen nicht wohin, wir haben auch nichts mehr, mit dem wir uns versorgen können", sagt Einer, der einen Toten im Gebüsch gefunden hat und jetzt bei der Bergung hilft.
Rebellengruppe M23 rückt weiter vor
Während der UN-Sicherheitsrat vor einem Flächenbrand in der Region warnt, marschieren die Milizen der M23, die vom Nachbarland Ruanda unterstützt werden sollen, unbarmherzig weiter vor.
Der UN-Sicherheitsrat hat die Gewalt im Osten des Kongo einstimmig verurteilt. In der Resolution wird außerdem gefordert, dass Ruanda die Unterstützung der Rebellen einstellt.22.02.2025 | 0:22 min
Humanitäre Organisationen fürchten, dass sich die ohnehin katastrophale Lage für die Menschen weiter verschlechtern könnte. "Die Flüchtlingslager sind geräumt und geplündert, Vertriebene leben unter Plastikplanen am Straßenrand", schildert Marcus Bachmann, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in der Provinz Süd-Kivu, die Situation.
Sie haben noch nicht mal Geld, um in ihre Heimat zurückzukehren, die sie vor Jahren verlassen haben, und wo vermutlich ohnehin nichts mehr steht.
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Marcus Bachmann, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen
Bemühungen laufen ins Leere
Auf politischer und diplomatischer Ebene laufen derweil alle Bemühungen zur Lösung des Konfliktes ins Leere und wirken hilflos. In Berlin wurde vergangene Woche der ruandische Botschafter ins Auswärtige Amt einbestellt. "Ruanda muss die territoriale Integrität des Kongo akzeptieren und seine Truppen abziehen", heißt es in einer Erklärung. Großbritannien will künftig direkte Finanzhilfe an Ruanda streichen, die USA verhängen Sanktionen gegen hochrangige Politiker.
Der andauernde Konflikt im Kongo spitzt sich immer weiter zu. Die M23-Rebllen wollen die Regierung stürzen und haben bereits wichtige Gebiete im Osten des Landes eingenommen.21.02.2025 | 1:34 min
Doch was nützt das, wenn die Parteien nicht miteinander reden, und Ruandas Präsident Paul Kagame vor einigen Wochen in einem Interview im US-Fernsehen behauptete, er wisse nicht, ob es ruandische Truppen im Kongo gäbe. Auf die verwunderte Nachfrage, er sei doch der Oberkommandierende, sagte Kagame nach sekundenlangem Schweigen: "Es gibt eine Menge Dinge, die ich nicht weiß." Kaum vorstellbar bei Einem, der sein Land mit eiserner Hand regiert.
Völkermord und Bodenschätze: Tiefsitzende Konflikte
Bei dem Konflikt im Ostkongo geht es auch um den Kampf um Bodenschätze - Gold, Diamanten, Coltan, Kobalt - letztere international hoch gehandelt für die Produktion von Batterien.
Der UN-Sicherheitsrat warnt vor einem Flächenbrand durch den Krieg im Kongo. Die von Ruanda unterstützte Rebellen-Miliz hat in den vergangenen Wochen große Gebiete eingenommen.20.02.2025 | 0:21 min
Doch es geht auch um einen ethnischen Konflikt, der seine Wurzeln im Genozid in Ruanda vor über 30 Jahren hat. Nach dem Völkermord, bei dem über 800.000 Menschen - überwiegend von der Volksgruppe der Tutsi - ums Leben kamen, zogen sich viele Täter der konkurrierenden Hutu in den Ostkongo zurück. Sie schlossen sich zusammen zur ruandischen Miliz FDLR. Die "Forces démocratiques de Libération du Rwanda" hat ihr Ziel schon im Namen: die "Befreiung" Ruandas, den Sturz der dortigen Tutsi-Regierung. Die FDLR verbreitet Schrecken im Ostkongo, es ist von Zwangsrekrutierungen die Rede. Während Ruanda sich durch die Aktivitäten der FDLR bedroht fühlt, schaut die kongolesische Regierung dem Terror seit Jahren tatenlos zu.
"Das gibt Ruanda ein legitimes Sicherheitsinteresse im Ostkongo, da diese Rebellengruppen die ruandische Regierung bedrohen", sagt Jakob Kerstan, Länderdirektor der Konrad Adenauer-Stiftung in der DR Kongo.
Der kongolesische Staat ist nicht in der Lage, diese Rebellengruppen unter Kontrolle zu bringen. Und so sieht Ruanda sich gezwungen, selbst zu handeln.
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Jakob Kerstan, Länderdirektor der Konrad Adenauer-Stiftung
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat die Rebellen-Miliz wohl auch die Provinzhauptstadt Bukavu erobert. Zuvor hatten sie bereits die Großstadt Goma eingenommen.17.02.2025 | 0:23 min
Ruanda unterstützt daher die Tutsi-Rebellen der M23, die derzeit immer weiter in den Ostkongo vordringen, große Städte erobern und schon vom Vormarsch auf Kongos Hauptstadt Kinshasa träumen.
Leidtragende sind die Menschen in der Region, die die Flüchtlingslager auf Befehl der M23 räumen müssen und nicht wissen, wohin. Es ist ein Konflikt, der den ganzen Osten Afrikas in einen Strudel reißen könnte.
Susann von Lojewski ist Leiterin des ZDF-Studios Nairobi.
Quelle: dpa
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