Ukraine-Krieg: Wenn verschleppte Kinder zurückkehren
Russische Kriegsverbrechen:Wenn verschleppte Kinder zurückkehren
von Katrin Eigendorf und Aleksandra Indyukhova
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19.546 ukrainische Kinder soll Russland seit Beginn des Krieges verschleppt haben. Hilfsorganisationen bemühen sich um die Rückführung. Sie fordern mehr Druck auf Putin.
19.546 aus der Ukraine verschleppte Kinder - wir begleiten einige bei der Rückkehr aus Russland. Mehr dazu im Video.13.09.2023 | 7:10 min
Es ist eine geheime Mission, die Mariam Lambert seit Monaten vorbereitet hat. Vier Mütter sollen in dieser Nacht an der ukrainisch-polnischen Grenze ihre Kinder zurück bekommen. Svitlana Rjabzeva hat ihre achtjährige Tochter und ihren neunjährigen Sohn seit einem Jahr nicht mehr gesehen.
Russische Invasion: Kinder aus der Schule verschleppt
Während die russische Armee ihre Heimatstadt Kupjansk besetzte, wollte sie ihre Kinder von der Schule abholen.
Der 40-Jährigen treten kurz die Tränen in die Augen, doch dann fasst sie sich wieder, sie will jetzt stark sein. Und dann, nach knapp einer Stunde bangen Wartens ist es endlich so weit: Zuerst kommt Sascha über die Straße gelaufen, dann Angelina, wortlos schmiegen sie sich in die Arme ihrer Mutter.
Wenig später, auf dem Weg nach Kiew sendet Mariam Lambert über ihr Smartphone eine Nachricht in die Welt:
"Das ist ein wichtiger Tag für uns, wir haben endlich ein Ergebnis unserer Zusammenarbeit erzielt und vier Kinder aus Russland zurück gebracht. Alle vier haben unterschiedliche Geschichten, aber dies ist die Realität, das ist keine Propaganda!"
Organisation holt ukrainische Kinder geheim zurück
Mit ihrer Organisation "Bring the kids back to Ukraine" versucht sie seit Juni in Zusammenarbeit mit der ukrainischen Regierung verschleppte Kinder zurückzuholen. Wie genau sie vorgehen, das muss geheim bleiben, um nicht künftige Rückführungen zu gefährden. Doch so viel verrät sie:
Das russische Staatsfernsehen berichtet regelmässig über ukrainische Kinder, die man angeblich gerettet habe. Die Regierung spricht offiziell davon, dass man seit 2014 mehr als 700.000 Kinder und Jugendliche ins Land geholt habe.
In Cherson verschwinden Kinder. Auch in anderen Orten der Ukraine werden Kinder vermisst. "ZDFzoom" zeigt, wie Russland viele von ihnen verschleppt hat und welche Strategie Putin damit verfolgt.23.02.2023 | 43:59 min
Ukrainischer Kinderbeauftragter: Russland will Erinnerungen löschen
Ziel sei es, die Kinder zu Russen zu erziehen, indem man sie in russische Familien zur Adoption gebe oder in Kinderheimen unterbringe, erklärt der ukrainische Kinderbeauftragte Dmytro Lubenez. "Man will ihre Erinnerungen löschen, sagt ihnen, dass sie immer schon Russen waren, das Russisch ihre Sprache sei, dass es die Ukraine nie gegeben habe."
Russlands Kinderbeauftragte Maria Lvova Belowa organisiert im Auftrag des russischen Präsidenten Wladimir Putin die Umerziehungsprogramme. Sie selbst habe einen kleinen Jungen aus Mariupol adoptiert und vor den Grauen des Krieges gerettet, erklärt sie öffentlich.
Der internationale Strafgerichtshof in den Haag hat im März wegen der illegalen Verschleppung ukrainischer Kinder Haftbefehl gegen Putin und Lvova-Belowa erlassen.
Zerrissene Familien, zerstörte Schulen - der Krieg hat auch vielen Kindern Leid gebracht.22.02.2023 | 2:08 min
Laut Ukraine bislang erst 386 Kinder zurückgekehrt
Svitlana Rjabzeva weiß, es wird lange dauern, bis ihre Kinder und auch sie selbst das Erlebte verarbeiten können.
Russland müsse bestraft werden für das, was man ihnen angetan habe. Ein Jahr lang wurden Angelina und Sascha in einem Internat in Luhansk festgehalten. Mariam Lambert erklärt:
Mit ihrer Organisation will sie sich nicht nur für die weitere Rückführung verschleppter Kinder einsetzen, sie fordert auch, dass europäische Regierungen ihren Druck auf Russland verstärken müssten.
386 Kinder konnten bislang erst zurück gebracht werden, berichtet Dmytro Lubenez und gleichzeitig würden weiterhin systematisch Kinder verschleppt.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.