Japan will Gipfeltreffen mit Nordkorea

    Wiederaufnahme der Diplomatie?:Japan will Gipfeltreffen mit Nordkorea

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    Die japanische Regierung strebt offenbar ein Gipfeltreffen mit Nordkorea an. Die Diplomatie ist wegen eines Dauerstreits um die Entführung von Japanern seit Jahren eingefroren.

    Japans Premierminister Fumio Kishida
    Japans Premierminister Fumio Kishida hofft, mit einem Gipfel mit Nordkorea seine Umfragewerte aufzubessern (Archivfoto).
    Quelle: AFP

    Japan bemüht sich um einen Gipfel mit Nordkorea. Die Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un, Kim Yo Jong, teilte am Montag laut Staatsmedien mit, der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida habe übermittelt, dass er ihren Bruder "so bald wie möglich" persönlich treffen wolle.
    Sie sagte nicht, über welchen Kanal der Vorschlag an die nordkoreanische Führung gerichtet worden sei. Im Februar hatte die Parteifunktionärin bereits über die Möglichkeit eines Besuchs von Kishida in Pjöngjang gesprochen.
    Japan räumte ein, es habe einen bilateralen Gipfel angestrebt. Doch seien die Bedingungen Nordkoreas dafür inakzeptabel. Ein baldiges Treffen zwischen Kishida und Kim Jong Un gilt daher als unwahrscheinlich.

    Entführungen von Japanern seit Jahren Streitthema

    Kim Yo Jong sagte, ein Durchbruch in den bilateralen Beziehungen sei unmöglich, solange die japanische Regierung am Entführungsthema festhalte und sich der "Ausübung unseres Hoheitsrechts" in den Weg stelle. Sie meinte damit offenbar nordkoreanische Waffentests.
    In den 1970er und 1980er Jahren hatte das kommunistisch regierte Nordkorea Japaner verschleppt, diese insgesamt 13 Entführungen aber erst 2002 eingeräumt. Daraufhin ließ das Land fünf davon frei. Die nordkoreanische Seite behauptete, die anderen Entführungsopfer seien gestorben.
    Japan vermutet, dass einige von ihnen noch am Leben waren. Es geht davon aus, dass Nordkorea die Japaner dazu benutzen wollte, um Spionen die japanische Sprache und Kultur beizubringen. Japan fordert eine komplette Aufklärung der Fälle.
    Kishida sagte bei einer Parlamentssitzung, ein Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber sei wichtig, um das Entführungsthema zu klären. Seine Regierung habe über mehrere Kanäle einen möglichen Gipfel angesprochen. Ein Sprecher seiner Regierung, Yoshimasa Hayashi, sagte, es sei inakzeptabel, das Thema der Entführungen bei Gesprächen nicht zu berücksichtigen.

    Derzeit keine diplomatischen Beziehungen

    Beobachter gingen davon aus, dass sich Nordkorea von besseren Beziehungen zu Japan verspreche, die trilaterale Sicherheitspartnerschaft zwischen Tokio, Seoul und Washington zu schwächen. Kishida wiederum hoffe darauf, seine sinkenden Zustimmungswerte durch Fortschritte bezüglich der Entführungen japanischer Staatsbürger zu verbessern.
    Es wäre der erste Gipfel zwischen beiden Ländern seit 20 Jahren. Nordkorea und Japan unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Das Verhältnis ist unter anderem durch die japanische Kolonisierung der koreanischen Halbinsel in den Jahren zwischen 1910 und 1945 belastet.
    Quelle: AP, dpa

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