Iron Dome, Arrow: So hat Israel den Raketenangriff abgewehrt

    FAQ

    Iron Dome, Arrow, David's Sling:So hat Israel den Raketenangriff abgewehrt

    von Oliver Klein und Julian Vulturius
    |

    Israel konnte die meisten iranischen Raketen abfangen, das Land verfügt über ausgeklügelte Abwehrsysteme. Welche sind das, wie funktionieren sie? ZDFheute mit den Antworten.

    Geschosse über Jerusalem, am 1. Oktober 2024.
    Mit fast 200 Raketen hat Iran Israel angegriffen. 02.10.2024 | 2:26 min
    Zum zweiten Mal hat der Iran in diesem Jahr Israel mit Raketen angegriffen. Die israelische Armee sprach von etwa 180 Raketen, die vom Iran aus auf israelisches Gebiet abgefeuert wurden. "Eine große Anzahl" der Raketen sei abgefangen worden, hieß es.
    Es habe aber auch Einschläge im Zentrum und im Süden des Landes gegeben, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Nach ersten Informationen kam im Westjordanland ein Palästinenser durch herabstürzende Raketenteile ums Leben, im Raum Tel Aviv wurden zwei Menschen leicht verletzt.
    SGS Lessmeister
    Wegen des Angriffs des Iran auf Israel musste die Bevölkerung Schutz suchen. Aus einem Bunker in Tel Aviv beschreibt ZDF-Korrespondent Dominik Lessmeister die aktuelle Situation. 01.10.2024 | 1:19 min

    Seit Jahren Schutz durch Flugabwehrsystem

    Israel schützt sein Territorium seit Jahren durch ein umfassendes Flugabwehrsystem, das immer weiter ausgebaut und perfektioniert wurde. Wie funktionieren die verschiedenen Systeme Iron Dome, Arrow und David's Sling? Welche kommen wann zum Einsatz? ZDFheute klärt die wichtigsten Fragen.

    Wie funktionieren die Systeme?

    Grundsätzlich funktionieren die verschiedenen System ähnlich: Ein Radar erfasst die angreifende Rakete. Sofort berechnet eine Software, wo sie niedergehen würde. Dann wird entschieden: Wird die Rakete abgefangen oder lässt man sie einschlagen? Jan Busse, Nahostexperte von der Universität der Bundeswehr in München, erklärt, das sei auch eine ökonomische Entscheidung:

    Teilweise nimmt Israel auch bewusst den Einschlag von Raketen in Kauf, wenn keine größeren Schäden zu erwarten sind.

    Jan Busse, Universität der Bundeswehr in München

    Das israelische Raketenabwehrsystem kann gegnerische Raketen in bis zu 70 km Entfernung zerstören. Es bildet eine schützende "Eisenkuppel" über ein Gebiet von ca. 150 Quadratkilometern. Die Radareinheit erkennt gegnerische Raketen und erfasst Geschwindigkeit und Flugbahn. Die Kontrolleinheit berechnet die Flugbahn. Der Raketenwerfer startet die Abwehrrakete. Die Abwehrrakete zerstört den feindlichen Flugkörper.

    Was genau macht der Iron Dome?

    Mit dieser "Eisernen Kuppel" schützt sich Israel seit 2011 gegen Raketenangriffe. Die Iron-Dome-Abwehreinheiten haben die Aufgabe, Raketen und Mörsergranaten mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern abzufangen. "Wichtigster Einsatzbereich des Systems ist die Abwehr von Raketen der Hamas, mit denen Israel aus dem Gaza-Streifen beschossen wird", so Busse. Nach Angaben des israelischen Rüstungsunternehmens Rafael, das an der Entwicklung beteiligt ist, hat das System eine Erfolgsquote von rund 90 Prozent.
    Jede Iron-Dome-Einheit hat drei Hauptbestandteile: ein Radarsystem, einen Computer, der die Flugbahn der eintreffenden Rakete berechnet, und eine Abschussvorrichtung, die eine Abfangrakete abfeuert. Jede Iron-Dome-Einheit verfügt über bis zu 20 solcher Abschussvorrichtungen. Die Einheiten sind mobil, können also relativ schnell dorthin verlegt werden, wo sie gerade benötigt werden.
    Naher Osten

    ZDFheute Infografik

    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    USA steht hinter Israel
    Nach den iranischen Raketenangriffen auf Israel hat US-Präsident Biden der israelischen Regierung seine volle Unterstützung zugesichert.02.10.2024 | 1:29 min
    Das System kam auch beim ersten direkten Angriff des Iran mit Drohnen und Raketen auf Israel im April zum Einsatz - trotz hunderter abgefeuerter Geschosse konnten dabei dank des Iron Dome nach israelischen Angaben "99 Prozent" abgefangen werden.

    Was sind Arrow- und David's-Sling-Systeme?

    Neben dem Iron Dome gehören zur israelischen Raketen- und Marschflugkörper-Abwehr inzwischen weitere Systeme: Arrow (Pfeil) und David's Sling (Davids Steinschleuder).
    Grafik Raketenabwehr Arrow 3. Radareinheit entdeckt und verfolgt gegnerische Raketen. Kontrollzentrum berechnet die Flugbahn der Rakete. Raketeneinheit startet die Abwehrrakete.
    Grafik Raketenabwehr Arrow 3.
    Quelle: ZDF

    • Arrow-2 und Arrow-3 sind Langstreckensysteme, die von Israel extra gegen Bedrohungen durch iranische Raketen entwickelt wurden. Die Systeme können ballistische Raketen bis zu einer Höhe von 100 Kilometern abfangen. "Beim gestrigen Angriff Irans kamen wohl vorrangig die Abwehrsysteme Arrow 2 und Arrow 3 zum Einsatz", erläutert Busse.
    • David's Sling: Das System ist auf die Bekämpfung von Marschflugkörpern sowie Mittel- und Langstreckenraketen spezialisiert. Mit David's Sling können auch Flugzeuge und Drohnen abgefangen werden.
    SGS Gerlach
    Nach Irans Raketenagriffen auf Israel sei die Region in Aufruhr, auch wegen des Eindrucks, "dass die israelische Seite tun und lassen kann, was sie will", so Nahostexperte Gerlach.01.10.2024 | 4:38 min

    Was kosten die Abfanggeschosse?

    Die Kosten eines einzelnen Iron-Dome-Abfanggeschosses belaufen sich laut der in Washington ansässigen Denkfabrik Center for Strategic and International Studies zufolge auf 40.000 bis 50.000 US-Dollar. Wesentlich teurer ist das Arrow-System: Eine einzige Arrow-Rakete kostet nach Schätzungen des Nahostexperten Busse bis zu zwei Millionen US-Dollar.
    Quelle: mit Material von AFP und Reuters

    Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt