Wahl in Indien: "Wir haben einen Weltrekord aufgestellt"

    Parlamentswahl in Indien:"Wir haben einen Weltrekord aufgestellt"

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    Sechs Wochen hatten rund eine Milliarde Inder die Wahl, bald dürfte das Ergebnis feststehen: Warum der Wahlleiter bereits jetzt von einem "historischen Moment" spricht.

    Indien, Varanasi: Menschen stehen in einer Schlange vor einem Wahllokal in Varanasi, um ihre Stimme während der letzten Runde der sechswöchigen nationalen Parlamentswahl abzugeben.
    Die Stimmabgabe fand im ganzen Land in einer Vielzahl von Wahllokalen statt.
    Quelle: dpa

    Wohl nie haben mehr Menschen in einem Land gewählt wie bei der am Samstag zu Ende gegangenen Parlamentswahl in Indien. Am Montag verkündete Wahlleiter Rajiv Kumar:

    Wir haben mit 642 Millionen indischen Wählern einen Weltrekord aufgestellt, das ist für uns alle ein historischer Moment.

    Fast jede zweite Stimme, insgesamt 312 Millionen, wurde seinen Angaben zufolge von einer Frau abgegeben.
    Personen in einer Warteschlange vor einem Wahllokal
    In Indien endet die sechswöchige Parlamentswahl. In der größten Demokratie der Welt ringt die regierende, nationalistische Hindu-Partei mit einem Oppositionsbündnis um die Macht.01.06.2024 | 0:16 min

    Fast eine Milliarde Menschen durften Wählen

    Unter den mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern Indiens waren bei der Mammutwahl knapp 970 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen. Aus den Angaben der Wahlbehörde ergibt sich eine Wahlbeteiligung von 66,3 Prozent.
    Das ist zwar etwas weniger als bei der Parlamentswahl 2019. Damals betrug die Wahlbeteiligung 67,4 Prozent. Allerdings war die Zahl der Wahlberechtigten auch deutlich geringer. Knapp 908 Millionen Menschen durften vor fünf Jahren ihre Stimme abgeben.
    Ministerpräsident Modi
    Die Wahlen waren unter anderem von Desinformationskampagnen überschattet. Ministerpräsident Modi unterstellt der Opposition, die muslimische Minderheit bevorzugen zu wollen. 08.05.2024 | 1:38 min

    Indien hatte sechs Wochen lang die Wahl

    Um die gigantische Wahl logistisch zu meistern, dauerte sie insgesamt sechs Wochen. Es gab sieben Wahlphasen, die jeweils einen Tag dauerten, an dem unterschiedliche Wahlkreise in verschiedenen Staaten abstimmten. Die Menschen gaben ihre Stimmen demnach in mehr als einer Million Wahllokalen ab.
    Kandidaten reisten kreuz und quer durch das riesige Land, Wahlbeamte legten Fußmärsche zu abgelegenen Dörfern hin. So manche Wähler harrten stundenlang in der brütenden Hitze aus.
    In Indien und Bangladesch stehen immer noch viele Regionen unter Wasser. Ein Zyklon hatte heftige Regenfälle gebracht, mindestens 65 Menschen kamen ums Leben.
    Indien leidet nicht nur unter Hitze: Ein Zyklon hatte Ende Mai in Indien und Bangladesch heftige Regenfälle gebracht, mindestens 65 Menschen kamen ums Leben.30.05.2024 | 0:19 min
    Die gestaffelten Urnengänge ermöglichten es der Regierung, zuständige Beamte und Wahlmaschinen zu befördern sowie Zehntausende Soldaten zum Schutz vor Gewalt zu mobilisieren.
    Am vergangenen Samstag kam die Stimmenabgabe zum Abschluss. Die Stimmenauszählung soll an diesem Dienstag beginnen, noch am selben Tag dürften die Ergebnisse feststehen.
    induistische Heilige in safranfarbenen Gewändern stehen Schlange, um ihre Stimme während des ersten Wahlgangs der indischen Parlamentswahlen in Haridwar abzugeben.
    In Indien hatten Ende April die Wahllokale für rund eine Milliarde Wähler geöffnet. 19.04.2024 | 1:41 min

    Modi führt Prognosen an

    Gut möglich, dass die größte Wahl der Welt zugleich eine der folgenreichsten für den Subkontinent ist. Die Unterstützer von Ministerpräsident Narendra Modi und dessen hindu-nationalistischer BJP-Partei sind schon einmal in Feierlaune.
    Der Grund: Die Prognosen deuten auf einen klaren Sieg und eine dritte Amtszeit für den amtierenden Regierungschef hin. Eine breite Allianz aus Oppositionsparteien tritt gegen die Regierungspartei an, hinkt in Umfragen aber hinterher.
    Auf dem Bild ist der indische Premierminister Modi zu sehen.
    Er sieht sich als Führer eines neuen, selbstbewussten Indiens und stellt sich auf eine Stufe mit Ikonen wie Nehru und Gandhi. Warum Modi umstritten ist.09.05.2024 | 43:33 min

    Modi: Umstrittene Einweihung von Tempel

    Seinen Rückhalt unter seinen Anhängern dürfte Modi mit der Einweihung eines Hindu-Tempels in Ayodhya im Januar ausgebaut haben, womit er ein zentrales Versprechen einlöste.
    Das Projekt gilt als äußerst umstritten, zumal der Bau auf den Ruinen einer Moschee errichtet wurde. Im Wahlkampf verschärfte Modi dann seine Rhetorik gegen die muslimische Minderheit im Land.
    Quelle: AP, AFP, ZDF

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