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Parlamentswahl in Indien:"Wir haben einen Weltrekord aufgestellt"
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Sechs Wochen hatten rund eine Milliarde Inder die Wahl, bald dürfte das Ergebnis feststehen: Warum der Wahlleiter bereits jetzt von einem "historischen Moment" spricht.
Die Stimmabgabe fand im ganzen Land in einer Vielzahl von Wahllokalen statt.
Quelle: dpa
Wohl nie haben mehr Menschen in einem Land gewählt wie bei der am Samstag zu Ende gegangenen Parlamentswahl in Indien. Am Montag verkündete Wahlleiter Rajiv Kumar:
Wir haben mit 642 Millionen indischen Wählern einen Weltrekord aufgestellt, das ist für uns alle ein historischer Moment.
Fast jede zweite Stimme, insgesamt 312 Millionen, wurde seinen Angaben zufolge von einer Frau abgegeben.
Fast eine Milliarde Menschen durften Wählen
Unter den mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern Indiens waren bei der Mammutwahl knapp 970 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen. Aus den Angaben der Wahlbehörde ergibt sich eine Wahlbeteiligung von 66,3 Prozent.
Das ist zwar etwas weniger als bei der Parlamentswahl 2019. Damals betrug die Wahlbeteiligung 67,4 Prozent. Allerdings war die Zahl der Wahlberechtigten auch deutlich geringer. Knapp 908 Millionen Menschen durften vor fünf Jahren ihre Stimme abgeben.
Indien hatte sechs Wochen lang die Wahl
Um die gigantische Wahl logistisch zu meistern, dauerte sie insgesamt sechs Wochen. Es gab sieben Wahlphasen, die jeweils einen Tag dauerten, an dem unterschiedliche Wahlkreise in verschiedenen Staaten abstimmten. Die Menschen gaben ihre Stimmen demnach in mehr als einer Million Wahllokalen ab.
Kandidaten reisten kreuz und quer durch das riesige Land, Wahlbeamte legten Fußmärsche zu abgelegenen Dörfern hin. So manche Wähler harrten stundenlang in der brütenden Hitze aus.
Die gestaffelten Urnengänge ermöglichten es der Regierung, zuständige Beamte und Wahlmaschinen zu befördern sowie Zehntausende Soldaten zum Schutz vor Gewalt zu mobilisieren.
Am vergangenen Samstag kam die Stimmenabgabe zum Abschluss. Die Stimmenauszählung soll an diesem Dienstag beginnen, noch am selben Tag dürften die Ergebnisse feststehen.
Modi führt Prognosen an
Gut möglich, dass die größte Wahl der Welt zugleich eine der folgenreichsten für den Subkontinent ist. Die Unterstützer von Ministerpräsident Narendra Modi und dessen hindu-nationalistischer BJP-Partei sind schon einmal in Feierlaune.
Der Grund: Die Prognosen deuten auf einen klaren Sieg und eine dritte Amtszeit für den amtierenden Regierungschef hin. Eine breite Allianz aus Oppositionsparteien tritt gegen die Regierungspartei an, hinkt in Umfragen aber hinterher.
Modi: Umstrittene Einweihung von Tempel
Seinen Rückhalt unter seinen Anhängern dürfte Modi mit der Einweihung eines Hindu-Tempels in Ayodhya im Januar ausgebaut haben, womit er ein zentrales Versprechen einlöste.
Das Projekt gilt als äußerst umstritten, zumal der Bau auf den Ruinen einer Moschee errichtet wurde. Im Wahlkampf verschärfte Modi dann seine Rhetorik gegen die muslimische Minderheit im Land.
Quelle: AP, AFP, ZDF
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Johannes Hano, Singapur