Hochwasser in Russland: Sorge vor radiaktivem Uran im Wasser
Hochwasser in Russland:Gefahr durch radioaktive Stoffe wie Uran
von Sara Pipaud und Sebastian Ehm
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Das Hochwasser in Russland zerstörte nicht nur Häuser, sondern setzte auch radioaktives Uran frei. Die marode Infrastruktur und fehlende Hilfe der Regierung verschärfen die Lage.
Nach dem schlimmsten Hochwasser in Russland seit 100 Jahren gibt es Warnungen vor weiteren Überschwemmungen. Mehr als 20.000 Menschen mussten bereits ihre Häuser verlassen.24.04.2024 | 6:27 min
Seit fast zwei Wochen sind weite Teile im Süden des Uralgebirges überschwemmt. Das Hochwasser hat unzählige Häuser zerstört und damit viele Menschen an den Rand existenzieller Not gebracht. Noch immer steht das Wasser teilweise bis zu anderthalb Meter hoch und versickert nur langsam. Bisher ist nicht abzusehen wann das Wasser vollständig abfließen wird.
Doch wie konnte es soweit kommen? Starke Regenfälle in Kombination mit der Schneeschmelze im Frühjahr haben zu rasant anteigenden Wasserpegeln geführt, aber nicht nur das: Unweit der Grenze zu Kasachstan liegt die Großstadt Orenburg am Fluss Ural. Die Stadt hätte eigentlich von einem Damm geschützt werden müssen, doch der hielt das Hochwasser nicht lange zurück und brach schließlich in sich zusammen. Nun wir die Frage laut, ob die Wartung des Damms, der 2010 gebaut wurde, vernachlässigt wurde.
Hochwasser in Russland: Kühlschränke als Boote
Andrej Nedaschkowski ist Mechaniker und repariert eigentlich Kühlschränke. Ratlos blickt er über seinen Hof. Dutzende Kühlschränke liegen verstreut herum. Seit der Flut gleicht seine Werkstatt einem Trümmerfeld. Der 59-Jährige versucht das Beste aus der Situation zu machen und lädt auf humorvolle Art und Weise Videos unter dem Namen "Ehrlicher Master" über die Geschehnisse auf YouTube hoch.
Beispielsweise zeigt er in seinem überschwemmten Hinterhof, wie man einen kaputten Kühlschrank auch einfach als Boot umfunktionieren könne. Nedaschkowski ist der Meinung, die Flut hätte verhindert werden können. Er gibt den lokalen Behörden und dem Strom-Unternehmen die Schuld. Diese ließen nicht genug Wasser aus den Stauseen und kümmerten sich nicht um die Instandhaltung der umliegenden Infrastruktur.
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Korruption und Fahrlässigkeit
Vor allem werde Korruption in der Verwaltung vermutet. Das meint auch Viktor Chebotarjew, der ehrenamtlich in einem Hilfszentrum für die Flutopfer in Orenburg arbeitet: "Ich denke, dass es Korruption und Fahrlässigkeit war, und zwar auf nationalem und nicht auf dem lokalen Niveau." Es hätte einfach kein Interesse daran gegeben sich um einen guten Zustand des Damms zu kümmern. Zudem wurden Vorwürfe laut, dass teilwiese Grundstücke verkauft wurden, an deren Stelle eigentlich gar nicht gebaut hätte werden dürfen.
Bisher gebe es kaum Hilfe von Seiten der Regierung. "Ehrlicher-Master" Nedaschkowski sagt, ihm wurde eine finanzielle Unterstützung von 10.000 bis 20.000 Rubel versprochen, was umgerechnet 100 bis 200 Euro entspricht. Sein Haus und seine Werkstatt kann er damit nicht wieder aufbauen.
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Durch radioaktive Stoffe zum atomaren Super-GAU?
Aber nicht nur Orenburg am Ural ist betroffen. Auch Teile Kasachstans und Sibiriens sind überflutet. Circa tausend Kilometer nördlich von Orenburg liegt die Stadt Kurgan. Hier wurde in den 80er Jahren mithilfe von tiefen Bohrungen unterirdisch Uran verflüssigt und anschließend an die Oberfläche transportiert.
Der Fluss Tobol neben der stillgelegten Uran-Mine trat nun über die Ufer und setzte Reste dieses verstrahlten Schlammes, die sich noch immer in der Erde befanden, frei. Der Fluss stellt zudem die Trinkwasserquelle für das Umland dar und damit auch für die Großstadt Kurgan mit circa 300.000 Einwohnern. Der Urangehalt wäre zwar aufgrund der großen Wassermenge stark verdünnt, könnte aber dennoch zu gesundheitlichen Problemen führen.
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