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Putin und die Spiele:Kreml-Propaganda schießt gegen Olympia
von Sebastian Ehm
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Es brodelt im russischen Sport. Olympia 2024 wird wohl weitestgehend ohne russische Athleten stattfinden. Die Kreml-Propaganda schießt jetzt Richtung Westen.
Als Russland noch keinen Angriffskrieg führte: Präsident Putin im Gespräch mit russischen Olympioniken vor den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio.
Quelle: picture alliance/dpa/TASS
In Russland ist man seit jeher stolz auf seine Sportler und ihre Leistungen. Die olympischen Spiele waren in der Geschichte des Landes immer Gelegenheit für die Herrschenden im Kreml und ihre Sprachrohre, die Großartigkeit und das Leistungsvermögen russischer Sportler zu würdigen. Wladimir Putin pries gerne das russische Siegergen an. Doch dieses Jahr ist alles anders.
Wenn in Griechenland nun 100 Tage vor Beginn der Spiele in Paris das olympische Feuer entzündet wird, dürften die russischen Staatsmedien nicht wie gewohnt in aller Ausführlichkeit berichten. Zu erwarten sind eher propagandistische Störfeuer, die die Spiele in Misskredit bringen sollen.
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Russland unter neutraler Flagge
Hintergrund ist, dass russische Athleten bei den Spielen in Paris eine eher untergeordnete Rolle spielen dürften. Waren es in Tokio noch über 300 Sportlerinnen und Sportler, so dürfte die Zahl dieses Jahr eher bei 30 bis 40 liegen, die außerdem unter neutraler Flagge starten müssen und nicht unter russischer. Sie dürfen außerdem nicht Mitglied bei einem Armee-Verein sein, dazu sind Mannschaften gänzlich von den Spielen ausgeschlossen. Das Gleiche gilt im Übrigen für Athleten aus Belarus.
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Thomas Bach wird lächerlich gemacht
In russischen Medien wird bereits jetzt von allerlei Problemen bei den Organisatoren in Paris berichtet. Besondere Kritik gibt es in Russland an IOC-Präsident Thomas Bach, der in Moskau lange eher als Freund des Regimes betrachtet wurde. Doch dass Bach diese Sanktionierungen mitträgt, ja vielleicht sogar initiiert hat, stößt den Verantwortlichen sauer auf. So wurde Bach zuletzt zur Zielscheibe russischen Spotts.
Das in Russland sehr bekannte und beliebte Comedy-Duo Vovan und Lexus gab sich als afrikanischer Politiker aus und ließ Thomas Bach über seine Russland-Entscheidung schwadronieren. Das Framing der kremlnahen Komödianten war klar: Die Entscheidung, russische Athleten von den Spielen auszuschließen, sei eine politische. Es sei Diskriminierung, ja sogar von Faschismus war die Rede.
Riss durch den russischen Sport
Doch die Olympia-Attacken richten sich nicht nur gegen den Westen und Vertreter des Olympischen Komitees. Mittlerweile geht der Riss quer durch den russischen Sport. Die Frage, die in Russland diskutiert wird, ist: Sollten russische Sportler nicht wegen dieser vermeintlichen Diskriminierung die Spiele in Paris ganz boykottieren?
Präsident Wladimir Putin ließ über seinen Sprecher Peskow zwar erklären: "Diejenigen, die zu einer Teilnahme bereit sind, sollen das tun." Einige Tennis-Profis - unter anderem die Spitzenspieler Daniil Medwedew und Darja Kassatkina - haben bereits erklärt, antreten zu wollen.
Doch der patriotische Gegenwind wird stärker. So sagte der Chef des Olympischen Komitees Russlands Stanislaw Posdnjakow, dass die russischen Tennisstars sowieso nur für sich selbst spielten und im Ausland lebten und ihr Geld verdienten. Sie würden außerdem die sogenannte militärische Spezialoperation kritisieren. Es sei daher richtiger, sie als "Mannschaft ausländischer Agenten" zu bezeichnen.
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Noch schärfer äußerte sich Irina Viner, eine legendäre frühere Gymnastin und heutige Vorsitzende der russischen Föderation für Rhythmische Sportgymnastik.
Darja Kassatkina schoss auf Telegram umgehend zurück und grüßte ihre Follower mit: "Grüße von der Pennerin Darja."
Parallel-Veranstaltungen geplant
Im Juni finden in Kasan die BRICS-Spiele statt. Bei dieser Alternativ-Veranstaltung sollen sich Teilnehmer aus 50 Ländern in 25 Disziplinen messen. Außerdem sind im September in Moskau und Jekaterinburg die sogenannten "Weltweiten Spiele der Freundschaft" geplant. Ein Ereignis, das Olympia in nichts nachstehen werde, wie der Chef des Organisationskomitees Alexej Sorokin erklärte.
Athleten aus dem von Moskau verteufelten Westen werden wohl nicht teilnehmen.
Sebastian Ehm berichtet als Korrespondent über Russland, die Kaukasus-Region und Zentralasien
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