"Agentengesetz" in Georgien beschlossen

    Trotz Veto und Protesten:Georgien: Parlament beschließt "Agentengesetz"

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    Seit Monaten spaltet ein Gesetz zur schärferen Kontrolle von aus dem Ausland finanzierten Nichtregierungsorganisationen die Gesellschaft in Georgien. Nun wurde es beschlossen.

    Georgien, Tiflis: Demonstranten mit georgischen Nationalflaggen und EU-Flaggen versammeln sich während eines Protestes der Opposition gegen ein Gesetz über ausländische Einflussnahme und zur Feier des Unabhängigkeitstages.
    In Tiflis haben erneut Tausende gegen das umstrittene Gesetz zur ausländischen Einflussnahme protestiert. Zuvor hatte das Parlament den Weg für das Gesetz frei gemacht.29.05.2024 | 0:22 min
    Trotz wochenlanger Massenproteste hat das Parlament von Georgien endgültig ein Gesetz zur schärferen Kontrolle der Zivilgesellschaft verabschiedet. Für das Gesetz votierten ungeachtet der Kritik von EU und USA am Dienstag 84 der insgesamt 150 Abgeordneten. Damit überstimmte das Parlament auch ein Veto der proeuropäischen Präsidentin Salome Surabischwili.

    Heftige Debatte im Parlament

    Für die Zurückweisung des Vetos reicht eine einfache Mehrheit aus. Die Regierungspartei Georgischer Traum, die im Parlament die Mehrheit hält, verschärft damit die Rechenschaftspflicht von Nichtregierungsorganisationen, die mehr als 20 Prozent ihres Geldes aus dem Ausland erhalten. Sie begründet dies mit höherer Transparenz. Auch am Dienstag war die Debatte im Parlament wieder von heftigen Vorwürfen von Regierung und Opposition geprägt.
    GEORGIA-POLITICS-DEMOCRACY-LAW-DEMO-EU
    Das umstrittene Gesetz "zur ausländischen Einflussnahme" schlägt in Georgien weiter hohe Wellen. Am Gesetz entzündet sich eine Debatte über die weitere Orientierung des Landes. 02.05.2024 | 2:27 min
    Die oppositionelle Abgeordnete Anna Zitlidse warf der politischen Führung eine "gedankenlose Politik" vor, die den Weg Georgiens in die EU versperre und dem Land viele Probleme bereiten werde. Parlamentschef Schalwa Papuaschwili wiederum beschuldigte die oppositionellen Abgeordneten, nicht im nationalen Interesse, sondern im Interesse anderer Länder zu agieren. "Das ist offener Verrat."

    Tausende protestieren vor Parlament

    Vor dem Parlament fanden sich nach Angaben eines Reporters der Deutschen-Presse Agentur erneut Tausende Menschen ein, um gegen das Gesetz zu protestieren. Die Polizei war ebenfalls mit einem Großaufgebot vor Ort. Die Demonstranten beschimpften Vertreter des Georgischen Traums als "Sklaven", "Verräter" und "Russen". Die "russisches Gesetz" getaufte Regelung ist nach ihrer Ansicht dazu gedacht, kritische Organisationen mundtot zu machen.
    Sie sehen Parallelen zu dem in Russland erlassenen Gesetz gegen sogenannte ausländische Agenten. Dies wird vom Kreml seit Jahren dazu eingesetzt, die Opposition und unabhängige Medien zu unterdrücken. Die vonseiten der Protestbewegung friedlichen Kundgebungen in Tiflis dauern seit Wochen an. Für den Abend war eine weitere Großkundgebung geplant.
    In Georgien haben erneut Zehntausende gegen das umstrittene Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“ demonstriert. Unterstützt wurden sie von mehreren europäischen Außenministern.
    In Georgien haben wiederholt Zehntausende gegen das umstrittene Gesetz zur "ausländischen Einflussnahme" demonstriert. Unterstützt wurden sie von mehreren europäischen Außenministern.16.05.2024 | 0:18 min
    Viele Demonstranten fürchten, dass der autoritäre Kurs von Georgischer Traum auch den angestrebten EU-Beitritt der Ex-Sowjetrepublik in Gefahr bringt. Vertreter aus Brüssel hatten mehrfach gefordert, dass die Regierung das Gesetz zurückziehen solle. Auch Experten des Europarats kritisierten die Bestimmung jüngst.

    Kritik aus EU und USA

    In seiner jetzigen Fassung gebe es fundamentale Fehler, die erhebliche negative Folgen hätten für die Meinungs- und Versammlungsfreiheit, das Recht auf Privatleben und das Recht, sich gesellschaftlich zu engagieren, hieß es aus Straßburg.

    Die EU hat wiederholt betont, dass das vom georgischen Parlament verabschiedete Gesetz gegen die Grundprinzipien und Werte der EU verstößt.

    Erklärung der EU-Kommission

    Die EU und ihre Mitgliedstaaten prüften alle Möglichkeiten, auf die Entwicklungen zu reagieren. Mit Blick auf die Proteste gegen das Gesetz in Georgien erklärten der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und die EU-Kommission: "Wir stehen weiterhin an der Seite des georgischen Volkes und erkennen die Entscheidung der überwältigenden Mehrheit für eine europäische Zukunft des Landes an."
    Die USA haben bereits Konsequenzen angekündigt. Sie wollen nach Aussage von Außenminister Antony Blinken Visa-Beschränkungen verhängen für "Personen, die für die Untergrabung der Demokratie in Georgien verantwortlich oder daran beteiligt sind, sowie deren Familienangehörige". Zudem werde die bilaterale Zusammenarbeit zwischen den USA und Georgien auf den Prüfstand gestellt.
    demonstrierender Georgier mit Pyrotecjnik
    Die Demonstrationen in der Hauptstadt reißen nicht ab. Zehntausende protestieren gegen ein moskaufreundliches Gesetz, das den Einfluss vom Ausland kontrollieren soll.15.05.2024 | 6:25 min

    Georgische Regierung: Einmischung in innere Angelegenheiten

    Die georgische Regierung ließ sich davon nicht irritieren. Die Sanktionen wies sie als Einmischung in die inneren Angelegenheiten zurück und erklärte sie für kontraproduktiv. Immerhin Lob aus Moskau gab es: Kremlsprecher Dmitri Peskow dementierte zwar, dass Russland etwas mit dem Gesetz zu tun habe. Er bezeichnete es aber als "normale Praxis", um sich vor äußeren Einflüssen zu schützen. 
    Georgien liegt an der Südgrenze Russlands und damit an einer wichtigen weltpolitischen Frontlinie. Eine Bevölkerungsmehrheit möchte sich von Russland lösen. Der angestrebte Beitritt zu EU und Nato steht in der Verfassung. Seit Dezember hat das Land den Status eines EU-Beitrittskandidaten. Gleichzeitig kontrolliert Moskau die abtrünnigen georgischen Gebiete Südossetien und Abchasien, die es als unabhängige Staaten anerkannt hat. 
    Karte: Georgien
    Georgien könnte sich seinem Nachbarn Russland annähern.
    Quelle: ZDF

    Quelle: dpa

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