Antisemitismus-Vorwürfe: Was ist los bei Fridays for Future?
Antisemitismus-Vorwürfe:Was ist los bei Fridays for Future?
von Elisa Miebach
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Posts zu Israel und Gaza der internationalen Sektion von Fridays for Future sorgen für Aufsehen. Dahinter stecken nur einige wenige Aktivisten - die so aber das Gesamtbild prägen.
Fridays-for-Future-Protest vor dem Berliner Reichstag (Archiv 24.04.20)
Quelle: epa
Ein internationaler Account von Fridays for Future ruft auf den Plattformen X und Instagram zu einer umstrittenen Pro-Palästina-Demo auf. Ein Post auf Instagram hatte außerdem die Berichterstattung der westlichen Medien über Israel und Palästina als imperialistisch und als "Gehirnwäsche" bezeichnet sowie die getöteten Palästinenser als "Märtyrer".
Dieser Post wurde nach einer Welle von Kritik wieder gelöscht und durch einen anderen israelkritischen Solidarisierungspost mit Palästina ersetzt. Verschiedene Medien berichteten in den vergangenen Tagen ausführlich und erheben Antisemitismus-Vorwürfe, die "FAZ" titelte: "Judenhass pur von Klimaschützern."
Die deutsche Gruppe von Fridays for Future schreibt dagegen "Wir sind solidarisch mit den Opfern der Hamas" und distanziert sich klar von den Posts des internationalen Accounts:
Sie solidarisieren sich mit Jüdinnen und Juden, die weltweit antisemitische Gewalt erleben und betonen, dass der internationale Account nicht für sie spreche. Wie kann das sein?
Zeitung: Internationaler Account nicht repräsentativ
Recherchen der "Jüdischen Allgemeinen" hatten schon im Sommer belegt, dass die Posts der Accounts @Fridays4future auf der Plattform X und @Fridaysforfuture auf Instagram nur von weniger als einem Dutzend Aktivisten maßgeblich bestimmt werden. Von ihnen sei niemand überregional bekannt oder von den Ländergruppen gewählt oder bestimmt.
Es gebe keine offizielle Legitimierung des Accounts. Vielmehr hätten sich zu Beginn der Bewegung 2018 in kurzer Zeit zahlreiche Accounts nebeneinander selbst gegründet.
Unter den inhaltlichen Gestaltern des internationalen Accounts sei wiederum nur eine Handvoll Personen mit einer geradezu "fanatisch israelfeindlichen Einstellung", die die Positionen des Accounts zum Nahost-Konflikt bestimmen - und damit das öffentliche Bild der gesamten FFF-Bewegung prägen würden, heißt es im Artikel. Darunter falle vor allem ein Aktivist auf, Hasan Ö. aus Rheinland-Pfalz, der schon seit Jahren für Posts, die palästinensischen Terror verharmlosen, auf dem internationalen Account verantwortlich sein soll.
Gegenüber der "Jüdischen Allgemeinen" bestreitet er, für antisemitische Tweets mitverantwortlich zu sein.
Ein Aktivist bereits ausgeschlossen
Fridays for Future Deutschland bestätigt die Recherchen der "Jüdischen Allgemeinen". Sie teilen ZDFheute mit, dass Hasan Ö. schon seit einiger Zeit von Fridays for Future Deutschland ausgeschlossen sei.
Mehrere Gruppen aus verschiedenen Ländern schreiben, die beiden internationalen Accounts von Fridays for Future werden nicht zentral verwaltet. Man könne sich das nicht als offiziellen Dachverband vorstellen, sagt auch Wissenschaftler Jannis Grimm von der Freien Universität Berlin, der zu Protesten der Klimabewegung forscht, im Interview mit ZDFheute:
Es sei ein Missverständnis von einer Mutter- und einer Tochtergruppe zu sprechen, es gebe unterschiedliche Chapters, die parallel nebeneinander stehen, so Forscher Grimm. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, fordert jetzt eine Namensänderung der deutschen Organisation und den Abbruch aller Kontakte zu Fridays for Future international.
Posting von Greta Thunberg sorgt für Aufregung
Auch Greta Thunberg, die wohl prominenteste Figur der Bewegung, bestimmt nicht die Tweets des internationalen Accounts von Fridays for Future. Sie selbst postete allerdings auf ihrem privaten Account unter anderem ein Bild, auf dem sie ein Schild mit "Stand with Gaza" hochhält, eine Mitstreiterin ein Schild mit "Free Palestine".
Instagram-Posting von Greta Thunberg
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Nach heftiger Kritik, gerade auch aus Deutschland, reagierte sie unter anderem mit einem Kommentar: "Es versteht sich von selbst - so dachte ich zumindest - dass ich gegen die schrecklichen Angriffe der Hamas bin." Am Freitag solidarisierte sich Greta Thunberg bei ihrem "Schulstreik fürs Klima" aber erneut mit Palästina.
Jannis Grimm spricht vom sogenannten Celebrities-Effekt: "Dann werden irgendwann diese Gesichter untrennbar mit der Bewegung verbunden und es findet ein automatischer Transfer von jeder privaten Äußerung auf die Gesamtbewegung statt."
Zwei Tage nach ihrer Festnahme protestiert sie am Donnerstag erneut: In London blockiert Klimaaktivistin Greta Thunberg mit weiteren Demonstranten den Zugang zu einer Bank.
FFF: Existenzrecht Israels "nicht verhandelbar"
Derweil erinnerte der deutsche Account von Fridays for Future auf X daran, dass sie eine Klimabewegung seien und verweisen gleichzeitig auf die große historische Verantwortung: "Das Existenzrecht Israels ist nicht verhandelbar."
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.