Bandenkrieg in Ecuador: Drogen, Korruption und Entführung

    Gefängnisse im Ausnahmezustand:Ecuador im Würgegriff der Drogenbanden

    Gert Anhalt
    von Gert Anhalt
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    Über 8.000 Todesopfer im Narco-Krieg 2023: In Ecuador kämpft die Regierung gegen gefährliche Drogenbanden. Auch in den überfüllten Gefängnissen, den "Fabriken des Verbrechens".

    Auf dem Bild sind Soldaten und Gefangene in einem Gefängnis zu sehen.
    Aufstände, Anschläge, Ausnahmezustand: Seit dem Gefängnisausbruch des Drogenbosses "Fito" wird das Pazifik-Land von beispielloser Gewalt erschüttert.24.01.2024 | 6:06 min
    In Ecuador herrscht Krieg. Eigentlich sind es sogar zwei: den einen führen die Drogenbanden gegeneinander und den anderen führt die Regierung gegen die Drogenbanden. Und eines der Schlachtfelder sind die hoffnungslos überfüllten Gefängnisse. Reihe um Reihe menschlicher Leiber, meist junge Männer, entkleidet bis auf die Unterwäsche, Gesichter auf hartem Gefängnisbeton - das sind die Bilder, die uns täglich aus dem südamerikanischen Land erreichen.

    Choneros und Los Lobos - Mehr als nur eine Drogenbande

    "Aber das sind nicht einfach nur Banden", erklärt Daniel Noboa, der junge Staatspräsident, der sein Amt erst im Oktober letzten Jahres übernommen hat. "Wir haben Gruppen den Krieg erklärt, die zusammen über 30.000 schwer bewaffnete Mitglieder verfügen!"
    Fast zwei Dutzend Gangs terrorisieren das Land, zwei sind besonders berüchtigt: die Choneros und Los Lobos, die Wölfe. Die einen sollen 12.000 die anderen 8.000 Mitglieder haben. Und zwar innerhalb und außerhalb der Gefängnisse, wobei dieser feine Unterschied hier im Grunde keine Rolle spielt.
    Eine Rauchwolke und fliegende Reifen, nach der Sprengung eines Autos in einer schmalen Straße.
    In Ecuador sind kürzlich mehr als 300 mutmaßliche Mitglieder krimineller Banden festgenommen worden. Fünf seien getötet worden, zahlreiche Waffen sichergestellt und Geiseln befreit worden.11.01.2024 | 0:20 min

    Das Gefängnis als Hotspot für Drogenhandel

    "Früher nannte man Gefängnisse die Schule des Verbrechens", erklärt Fernando Carrion. "Heute sind es die Fabriken und Büros des Verbrechens. Die Gangs planen Autobomben, Entführungen, Überfälle aus der Haft heraus, wo sie eine gut funktionierende Infrastruktur aufgebaut haben."
    Wer beispielsweise im berüchtigten Gefängnis von Guayaquil, Penitenciaría del Litoral, regiert, kann man sogar bei Wikipedia nachlesen: Die Choneros kontrollieren die Pavillions 3, 5, 6, 7 und 12, die Latin Kings 1, 4 und 11, die Tiguerones die Nummer 8 und Los Lobos die Nummer 9. Die Anstalt war mal für 5.000 gedacht, heute sitzen hier mehr als 10.000 Häftlinge ihre Strafe ab. Und wehe dem, der sich in der Pavilliontür irrt.
    Ecuadors Präsident Daniel Noboa verhängt den Ausnahmezustand in einer Videobotschaft
    Wegen der chaotischen Zustände in Gefängnissen hat Präsident Noboa den Ausnahmezustand verhängt. 09.01.2024 | 0:19 min

    Die Lage um den Bandenkrieg spitzt sich zu

    Revolten, Geiselnahmen, Morde und Korruption gehören zum Alltag. So gut geölt läuft das Häftlingsleben, dass alles aus den Fugen geriet, als José Adolfo Macias Villamar, besser bekannt als Fito und als Boss der Choneros, Anfang Januar in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt werden sollte. Als er, wohl von korrupten Justizbeamten, einen Tipp bekam, brach er aus. Und damit begann das neueste blutige Kapitel im Bandenkrieg, der das einst eher ruhige Land erschüttert.
    Über 8.000 Todesopfer hat der Narco-Krieg 2023 gefordert und Ecuador an die Spitze der südamerikanischen Verbrechenscharts katapultiert. Mit Notstandsdekret, Ausgangssperren, Massenverhaftungen und Armeeeinsätzen in Gefängnissen will die Regierung den Drogenterror beenden. Aber das hat auch Folgen für die Wirtschaft, vor allem den Tourismus, auf den Ecuador große Hoffnungen setzte.

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    In Ecuador ist ein Staatsanwalt ermordet worden, der die Erstürmung eines Fernsehstudios durch bewaffnete Angreifer untersucht hatte. Er wurde beim Autofahren erschossen.
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    Wie der Tourismus in Ecuador leidet

    "Gerade hatte sich die Branche von Corona erholt, da bleiben schon wieder die Gäste weg", klagt Joffre Echeverria, dessen Lokal El Criollo weit über die Altstadt von Quito hinaus für seinen Kartoffeleintopf "Locro" berühmt ist. "Manche Betriebe haben bis zu 90 Prozent Stornierungen. Die Einnahmen brechen weg - und die Mieten müssen wir natürlich weiterzahlen!"
    Nur der Bananenexport läuft weiterhin reibungslos - und mit ihm der schwunghafte Kokainschmuggel. Denn oft werden die Drogen in Bananenkisten nach Europa, vor allem nach Antwerpen geschmuggelt, wo die albanische Mafia alles weitere übernimmt. Produziert wird das Kokain übrigens in Kolumbien, Bolivien und Peru - Ecuador ist nur der Transithafen. Und im Hintergrund ziehen mexikanischen Kartelle die Fäden. Sie dirigieren Ecuadors Gangs.

    Auch Umwelt vom Bandenkrieg betroffen

    Nicht einmal die Schildkröten von Galapagos bleiben von dem Unheil verschont. Die abgelegenen Inseln dienen den Schmugglerschiffen als Tankstopp. In den abgelegenen Buchten legen die Narco-Gangster Waffen- und Drogendepots an.

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    Fernsehzuschauer in Ecuador werden Zeuge, wie Bewaffnete die Mitarbeiter eines Senders bedrohen. Was steckt hinter der Gewalteskalation in dem südamerikanischen Land?
    Anne-Kirstin Berger, Rio de Janeiro
    Ecuador
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