Bezos verhindert Wahlempfehlung:200.000 Leser kündigen Abo bei Washington Post
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200.000 Leser haben ihr Abo der "Washington Post" gekündigt, weil das Blatt keine Empfehlung für die US-Wahl gibt. Eigentümer Bezos nennt verlorenes Vertrauen in Medien als Grund.
Amazon-Gründer Jeff Bezos hat als Besitzer der "Washington Post" den Verzicht der renommierten US-Zeitung auf eine Wahlempfehlung im Schlussspurt des Rennens ums Weiße Haus verteidigt.
Der Multimilliardär begründete den umstrittenen Schritt in einem Meinungsbeitrag vor allem mit gesunkenem Vertrauen der amerikanischen Öffentlichkeit in die Medien. Zuvor hatte der Sender NPR berichtet, dass nach der Entscheidung mehr als 200.000 Leser der traditionsreichen Zeitung ihre Abos gekündigt hätten.
Bezos: Viele Menschen halten Medien für parteiisch
Bezos versicherte, er verfolge bei der "Washington Post" keine persönlichen Interessen. Vielmehr sei es die Realität, dass viele Menschen Medien für parteiisch hielten.
Und wer mit der Realität kämpft, verliert.
Jeff Bezos, Inhaber der "Washington Post"
Er werde nicht zulassen, dass die "Washington Post" in der Bedeutungslosigkeit versinke und die Leute sich stattdessen über mangelhaft recherchierte Podcasts und Social-Media-Beiträge informierten.
Amazon-Gründer Jeff Bezos ist seit 2013 Eigentümer der "Washington Post". (Archivfoto)
Quelle: dpa
Bezos gesteht "mangelhafte Planung" ein
Ohnehin würden Wahlempfehlungen von Medien niemanden dazu bewegen, für einen bestimmten Kandidaten zu stimmen. Dass die kontroverse Entscheidung in der Schlussphase des Wahlkampfs getroffen wurde, sei aber "mangelhafte Planung" gewesen, räumte er ein.
Die "Washington Post" hatte am Freitag mitgeteilt, sie werde vor der Präsidentschaftswahl am 5. November weder eine Empfehlung für die Demokratin Kamala Harris noch für ihren republikanischen Konkurrenten Donald Trump aussprechen. Auch bei künftigen Wahlen werde man davon absehen. Zuvor hatte sich mit der "Los Angeles Times" eine weitere große US-Zeitung einer Wahlempfehlung enthalten.
Empfehlung für Harris war offenbar bereits geschrieben
Reporter der Zeitung berichteten danach, dass bereits eine Empfehlung für die heutige Vizepräsidentin Harris geschrieben worden sei - Bezos habe sich aber gegen eine Veröffentlichung entschieden.
Die Journalistenvertretung der "Washington Post" äußerte sich besorgt darüber, dass das Management sich in redaktionelle Angelegenheiten eingemischt zu haben scheine.
Trump könnte als US-Präsident Bezos-Firmen schaden
Bezos führt das von ihm gegründete Unternehmen Amazon zwar nicht mehr selbst - sein Vermögen besteht aber zum großen Teil aus Aktien des weltgrößten Online-Händlers. Zudem gehört ihm die Weltraumfirma Blue Origin, die auf Staatsaufträge angewiesen ist. Eine Trump-Regierung könnte seinen Unternehmen das Leben schwer machen.
Deshalb wurde Bezos vorgeworfen, den Verzicht auf eine Wahlempfehlung aus Angst vor finanziellen Einbußen angeordnet zu haben. Auf der Webseite der Zeitung schrieb der Milliardär:
Ich möchte auch klarstellen, dass hier keinerlei Gegenleistung im Spiel ist.
Jeff Bezos, Inhaber der "Washington Post"
"Weder die Kampagnen noch die Kandidaten wurden auf irgendeiner Ebene oder in irgendeiner Weise über diese Entscheidung konsultiert oder informiert."
Öl ins Feuer der Kritik goss auch, dass sich Blue-Origin-Chef Dave Limp nur wenige Stunden nach Bekanntwerden der Entscheidung mit Trump in Florida traf. Er habe davon vorher nicht gewusst, schrieb Bezos nun.
Der Amazon-Gründer hatte die "Washington Post", die in den 70er Jahren den "Watergate"-Skandal aufdeckte und damit den Rücktritt von Präsident Richard Nixon auslöste, 2013 gekauft. Bei den darauffolgenden Präsidentschaftswahlen 2016 und 2020 sprach die Zeitung den demokratischen Kandidaten Hillary Clinton und Joe Biden ihre Unterstützung aus.
Quelle: dpa
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Quelle: dpa, AFP
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