Feuerpause in Bergkarabach vereinbart

    Konflikt im Südkaukasus:Feuerpause in Bergkarabach vereinbart

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    In Bergkarabach ist eine Feuerpause vereinbart worden. Die armenischen Separatisten hätten einer russischen Initiative zugestimmt, heißt es. Aserbaidschan bestätigt das.

    In der Kaukasus-Region Bergkarabach ist eine Feuerpause vereinbart worden. Die Behörden der international nicht anerkannten Republik hätten einen entsprechenden Vorschlag von russischer Seite angenommen, meldete unter anderem die armenische Nachrichtenagentur Armenpress an diesem Mittwoch.
    Die Waffenruhe gelte seit 11 Uhr (MESZ), bestätigten die Separatisten in Bergkarabach. Laut Informationen der Nachrichtenagentur AFP erklärten sie zudem, Verhandlungen mit Baku über die Integration der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region in das verfeindete Nachbarland Aserbaidschan akzeptiert zu haben. Diese Gespräche sollen demnach am Donnerstag beginnen.
    ZDF-Korrespondent Armin Coerper
    Neue Kämpfe um Bergkarabach: Alles stehe im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, berichtet ZDF-Korrespondent Armin Coerper.20.09.2023 | 2:32 min
    Aserbaidschan bestätigt die Feuerpause in der umkämpften Region, meldete die staatliche aserbaidschanische Nachrichtenagentur Azertac am Mittwoch unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Baku. Den armenischen Kämpfern werde die Möglichkeit gegeben, ihre Positionen zu verlassen und sich zu ergeben.

    Armenische Regierung wohl nicht an Verhandlung über Waffenruhe beteiligt

    Armenien ist nach Angaben von Regierungschef Nikol Paschinjan nicht an der Ausarbeitung der Waffenruhe in der umstrittenen Kaukasusregion beteiligt gewesen. "Armenien hat an der Ausarbeitung des Textes der Waffenstillstandserklärung in Berg-Karabach (...) nicht teilgenommen", erklärte Paschinjan am Mittwoch bei einer Ansprache an die Nation im Fernsehen.
    "Wir haben die Entscheidung der Behörden von Karabach zur Kenntnis genommen, die Feindseligkeiten einzustellen und die Waffen niederzulegen." Armenien habe seit August 2021 keine militärischen Einheiten mehr in der Region stationiert, fügte er hinzu.

    UN mahnt zu Frieden

    Zuvor hatte sich UN-Generalsekretär António Guterres "äußerst besorgt" über die Kämpfe in der umstrittenen Kaukasusregion Bergkarabach geäußert. "Der Generalsekretär fordert aufs Nachdrücklichste zu einem unverzüglichen Ende der Kämpfe, zur Deeskalation und zu strengerer Einhaltung des Waffenstillstands von 2020 und den Grundsätzen des humanitären Völkerrechts auf", sagte ein Sprecher Guterres'.
    Zerstörtes Auto durch ein Angriff in Bergkarabach
    Mehrere Städte der Kaukasus-Region Bergkarabach sind nach Angaben örtlicher Behördenvertreter von Aserbaidschan angegriffen worden. 19.09.2023 | 3:33 min
    Dessen ungeachtet setzt Aserbaidschan seinen Militäreinsatz in der Konfliktregion fort. Die am Dienstag begonnenen militärischen Maßnahmen gingen erfolgreich weiter, teilte Aserbaidschans Verteidigungsministerium mit. Kampfstellungen, Militärfahrzeuge, Artillerie- und Flugabwehrraketenanlagen sowie andere militärische Ausrüstung seien "neutralisiert" worden. Wie die armenische Nachrichtenagentur Armenpress berichtet, seien dabei auch zivile Infrastrukturobjekte getroffen worden. Unabhängig ließen sich die Angaben nicht überprüfen.

    Tote, Verletzte und Evakuierungen

    Die Ex-Sowjetrepublik Aserbaidschan hatte am Dienstag einen groß angelegten Militäreinsatz zur Eroberung Bergkarabachs gestartet. Nach pro-armenischen Angaben wurden dabei mindestens 27 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt. Unter den Opfern seien auch Zivilisten und Kinder. Mehrere Ortschaften seien evakuiert worden.
    Ein großes Problem dabei sei nach Angaben von vor Ort der massive Treibstoffmangel, den eine monatelange aserbaidschanische Blockade der Region verursacht habe.

    Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um Berg-Karabach und lieferten sich bereits zwei Kriege um das Gebiet. Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenier. Nach sechswöchigen Kämpfen im Jahr 2020 mit mehr als 6.500 Toten hatte Russland ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang. Quelle: AFP

    Russische Nachrichtenagenturen meldeten unter Berufung auf das aserbaidschanische Präsidialamt, Staatschef Ilham Alijew habe US-Außenminister Antony Blinken in einem Telefonat gesagt, sein Land werde den Einsatz erst dann stoppen, wenn die armenischen Kämpfer ihre Waffen niederlegten und sich ergeben. Die armenische Schutzmacht Russland forderte die Konfliktparteien auf, zivile Opfer zu vermeiden und die Feindseligkeiten unverzüglich zu stoppen.

    Länger schwelender Konflikt

    Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach schwelt seit Jahrzehnten. Die Region liegt auf aserbaidschanischem Gebiet, ist aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.
    Pro-armenische Rebellen brachten das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Gebiet Ende der 80er Jahre mit Eriwans Unterstützung unter ihre Kontrolle. 1991 erklärte Bergkarabach nach einem Referendum seine Unabhängigkeit. Diese wird international jedoch bis heute nicht anerkannt.
    Karte: Armenien - Aserbaidschan - Bergkarabach
    Quelle: ZDF

    2020 gelang es dem durch Öl- und Gaseinnahmen hochgerüsteten Aserbaidschan, große Teile der Region zurückzuerobern. Der damals nach dem Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien geschlossene Waffenstillstand ist trotz der dort zur Überwachung eingesetzten russischen Truppen brüchig. Zudem hat Baku monatelang den einzigen Zugang Bergkarabachs zum armenischen Kernland blockiert. Beobachter beschreiben die humanitäre Lage in der Region als katastrophal.
    Die Schriftstellerin Ashkhen Arakelyan und der aserbaidschanische Fotograf Ahmed Muchtar stehen neben einem gestarteten Marschflugkörper.
    Bis heute erheben Armenien und Aserbaidschan Anspruch auf Bergkarabach. 2020 bricht erneut ein Krieg aus. Mittlerweile kontrolliert Russland die Region und profitiert vom Konflikt.08.09.2022 | 44:38 min
    Quelle: dpa, Reuters, AFP

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