Gipfel in Berlin: Mehr Investitionen in Afrikas Wirtschaft?
Gipfel in Berlin:Mehr Investitionen in Afrikas Wirtschaft?
von Stephanie Barrett
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Der Afrika-Gipfel in Berlin steht im Zeichen wachsender Zusammenarbeit. Die Deutsche Wirtschaft sieht Chancen - und fordert mehr mutiges Engagement der Bundesregierung.
Zu Beratungen über eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Europa kommen die Staats- und Regierungschefs zahlreicher afrikanischer Staaten wie Äthiopien nach Berlin.
Quelle: dpa
Die Bundesregierung erwartet beim Afrika-Wirtschafts-Gipfel in Berlin 750 Gäste und mehr als ein Dutzend Staats- und Regierungschefs besonders reformfreudiger afrikanischer Staaten. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der französische Staatspräsident Emmanuel Macron sind dabei.
Das Treffen findet im Rahmen der Gruppe "G20-Compact with Africa" (CwA) statt, die 2017 unter der deutschen G20-Präsidentschaft ins Leben gerufen wurde. Bundeskanzler Olaf Scholz knüpft dabei an Merkel an und setzt ein sichtbares Zeichen für die wachsende Bedeutung der Beziehungen zum südlichen Kontinent.
Ziel des Afrika-Gipfels in Berlin: Staaten überzeugen
Beim Afrika-Gipfel in Berlin geht es vor allem um Wirtschaft, aber nicht nur - denn viele der 54 afrikanischen Staaten verhalten sich aktuell neutral in den schwelenden Weltkonflikten. Sie müssen überzeugt und nicht belehrt werden, warum es sich für sie lohnt, mit dem Westen zu kooperieren. Am besten funktioniert das mit mehr Investitionen vor Ort und weniger politischen Delegationsreisen.
Die steigende Wertschätzung Afrikas spiegelt sich durchaus zunehmend auch in wirtschaftlichen Zahlen wider: Im Jahr 2022 stiegen die Handelszahlen Deutschlands mit allen afrikanischen Staaten um 21,7 Prozent auf 60 Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten 2023 legten die Exporte um weitere 12,7 Prozent zu.
Studie zeigt: Deutsche Wirtschaft sieht Chancen in Afrika
Nach Jahren des Zögerns ist die deutsche Wirtschaft offenbar zu verstärkten Investitionen in Afrika bereit, doch es bleibt noch viel zu tun. In einer dem ZDF vorliegenden Studie des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft und der Unternehmensberatung KPMG planen 59 Prozent der befragten Unternehmen, ihr Geschäft auf dem afrikanischen Kontinent auszuweiten.
20 Prozent wollen sich erstmals engagieren. In den kommenden fünf Jahren erwarten laut Studie 78 Prozent mehr Umsatz in ihrem Afrikageschäft. Dabei spielen afrikanische Rohstoffvorkommen in den Überlegungen der Unternehmen offenbar nicht mehr die wichtigste Rolle.
Deutsche Wirtschaft sieht Konkurrenz in Afrika - vor allem China
Die Studie macht deutlich, dass die deutsche Wirtschaft auch in der eigenen Wahrnehmung in Afrika aufholen muss. So geben 38 Prozent der befragten Firmen an, dass die internationale Konkurrenz etwa aus China in Afrika dominiert.
32 Prozent glauben, dass die internationale Konkurrenz noch wachsen wird. Als wichtigste Zukunftsmärkte werden Nigeria vor Äthiopien, der Elfenbeinküste und Ägypten gesehen. Danach folgen Ghana, Marokko, Ruanda und Kenia.
Afrika als Alternative zu China
Afrika bietet zudem gute Möglichkeiten für Unternehmen, die nach den Corona-Erfahrungen ihre Lieferketten diversifizieren und nicht mehr alle Vorprodukte in China erzeugen möchten.
Marokko und Tunesien etwa sind mittlerweile zu Geheimtipps für Mittelständler vor allem auf dem Gebiet arbeitsintensiver Produktionsprozesse geworden. Auch Ägypten und Algerien verfügen über vergleichsweise gut ausgebildetes Personal, geringe Arbeitskosten und eine vergleichsweise gute Infrastruktur.
Zudem sind Häfen gut ausgebaut und ermöglichen eine schnelle Anbindung an Europa, zu deutlich geringeren Logistikkosten als etwa China. "Grüne" Energie-Projekte wie Solarkraftwerke oder Produktionsstandorte für grünen Wasserstoff bieten zwar großes Potenzial, jedoch müssten laut Experten auch Investitionen etwa in die Nahrungsmittelproduktion gefördert werden, damit Industrien entstehen, die auch Jobs schaffen.
Mutigeres Engagement der Ampel gefordert
Die Vorsitzende des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Sabine Dall´Omo, wünscht sich dabei von der Bundesregierung mehr mutiges Engagement:
Alle Studien und Umfragen unter Einbeziehung des Privatsektors zeigen uns, dass das Kernanliegen von deutschen Unternehmen zweifellos eine stärkere Risikoabsicherung ist.
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Sabine Dall´Omo, Vorsitzende des Afrika-Vereins
Viele Unternehmer, die vielversprechende Projekte verfolgen, scheitern nämlich an der Finanzierung. Banken ist das Länderrisiko vielfach zu hoch und so lassen sie sich, wenn überhaupt, oft nur zu sehr teuren Konditionen auf Kredite ein.
Das gilt insbesondere für kleinere Investitionen: über Bürgschaften abgesicherte Kredite für unter zehn Millionen Euro sind schwer zu bekommen, was vor allem kleinere Investitionen des Mittelstands ausbremst. Dabei könnte der deutsche Mittelstand durch Investitionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen wesentlich zur Entwicklung des afrikanischen Kontinents beitragen. Die wichtigste Voraussetzung, um den Migrationsdruck nach Europa zu mindern.
Unzählige Vorschriften und Regeln stellen Herausforderungen dar, die vor allem mittelständische Betriebe treffen.25.10.2023 | 1:47 min
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