Zehn Jahre AfD:Parteigründer: "Das Baby AfD ist missraten"
von David Gebhard und Julia Klaus
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Die AfD wird zehn Jahre alt. Was sagen einige der Gründer heute? Viele bedauern, was aus ihrem "Baby" geworden ist. Manch einer will sogar vor der Partei warnen.
Vor zehn Jahren hat sich die AfD im hessischen Oberursel gegründet. Die meisten der 18 Gründungsmitglieder sind heute ausgetreten. Die ehemalige Professoren- und Anti-Euro-Partei hat zahlreiche Häutungen durchlebt.31.01.2023 | 13:31 min
Die AfD wird am Montag zehn Jahre alt. Doch für viele ihrer Gründer ist das kein Grund zum Feiern: Einige bereuen, was aus ihrem einstigen "Baby" geworden ist. ZDF Frontal hat zu allen 18 Vätern der AfD - allesamt Männer - recherchiert. Das Ergebnis:
- Dreizehn Gründer sind ausgetreten.
- Zwei sind verstorben.
- Nur noch drei sind Mitglied der AfD.
Drei AfD-Gründer und ihre Bedenken
Würden sie die Partei mit dem Wissen von heute noch einmal gründen? Markus Keller sagt:
"Ich würde sie in dieser Form wahrscheinlich nicht wieder gründen", meint auch Konrad Adam.
"Keinesfalls", sagt Norbert Stenzel. Und weiter:
Man habe eine Alternative zur CDU gründen wollen. Herausgekommen sei schließlich "eine Nachfolgepartei von NPD und Republikanern", bilanziert Stenzel. Leider sei auch "eine Nähe zu den Reichsbürgern zu verzeichnen".
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Warum sind die AfD-Gründer ausgetreten?
Keller, Adam, Stenzel - alle drei haben sich nach und nach aus der AfD verabschiedet. Am 6. Februar 2013 in einem Gemeindesaal im hessischen Oberursel gegründet, wurde die Partei in kurzer Zeit extrem erfolgreich - doch für manchen ihrer Gründer auch zu extrem in ihren Inhalten.
Kellers Austrittsgründe hängen auch mit seiner Familiengeschichte zusammen. Sein Großvater Alfred wurde in Auschwitz ermordet. Hetze gegen Minderheiten stoße ihn ab, sagt er ZDF Frontal. Als er dann Reden des Rechtsaußen Björn Höcke hörte, sei er schockiert gewesen:
Die Alternative für Deutschland feiert ihr 10-jähriges Jubiläum. Doch was hat die AfD wirklich zu feiern?05.02.2023 | 13:21 min
Die Anti-Alles-Partei
Die Geschichte der AfD ist einerseits geprägt von Wahlerfolgen, besonders in Ostdeutschland. In vergleichsweise kurzer Zeit hat es die Partei in die Parlamente geschafft, saß zwischenzeitlich in allen Landtagen, im EU-Parlament und im Bundestag.
Dort hat sie Debatten angestoßen und damit die parlamentarische Auseinandersetzung belebt - mitunter aber auch vergiftet. Etwa wenn Alice Weidel von "Kopftuchmädchen" und "Taugenichtsen" sprach oder der AfD-Abgeordnete Karsten Hilse ins Plenum der demokratisch gewählten Volksvertreter rief: "Ich verachte sie - bis auf wenige Ausnahmen - zutiefst!"
Die Geschichte der AfD ist auch eine von Außenseitertum und Scheitern. Niemand will bislang mit ihr koalieren. Und immer nur in der Opposition zu sein, das stärkt das Bild der radikalen Dagegen-Partei: Anti-Eurorettung, Anti-Flüchtlinge, Anti-Corona-Maßnahmen, Anti-Waffenlieferungen.
Alice Weidel und die E-Mail im Reichsbürger-Duktus
In ihren zehn Jahren ist der Ton der AfD schärfer geworden, hat sich die Partei gehäutet, auch radikalisiert. Sie darf bundesweit vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall beobachtet werden.
Erst im Dezember wurde eine ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete bei einer Razzia im Reichsbürger-Milieu festgenommen. Reichsbürger behaupten, Deutschland sei kein souveräner Staat, sondern werde von außen gesteuert. Eine E-Mail mit ähnlichen Aussagen soll die heutige AfD-Vorsitzende Alice Weidel bereits 2013 geschrieben haben.
Sehen Sie hier die Reaktion von Alice Weidel zur brisanten E-Mail:
Gründer warnt: "Gefährdet die Demokratie"
Als einziger Gründer hat der Bundestagsabgeordnete Martin Renner eine relevante Position in der AfD. Er sieht Deutschland von "globalistischen Eliten" bedroht - eine Formulierung aus dem Spektrum der Verschwörungsmythen. Gegenüber ZDF Frontal sagt er: "Das sind Verbindungen aus politischen Eliten und wirtschaftlichen Big-Money, Big-Data-Eliten, die sich zusammenschließen, um den Gang der Weltgeschichte, um den Gang der politischen Entwicklungen in den einzelnen Nationalstaaten zu beeinflussen."
Den Kurs der AfD verteidigt Renner: "Ich sehe keine Entwicklung in Schlechteres, in Übleres, in Böseres." Andere Gründer kommen zu einem ganz anderen Urteil: Norbert Stenzel, der erste Schatzmeister der Partei, über dessen Tisch zu Beginn die Mitgliedsanträge gingen, beobachtete früh, dass auch Menschen in die AfD wollten, die "besonders weit rechts stehen". "Es waren damals unglaubliche Mengen. Das konnte nicht kontrolliert werden", sagt er. Heute will Stenzel vor seiner alten Partei gar warnen:
Die AfD feiert ihren zehnten Geburtstag. Von ihren Gründervätern ist kaum einer dabei.
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